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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Tuavinn wohl ergangen? Hatte sie inzwischen zu kämpfen gelernt? Wie gerne hätte er es ihr beigebracht, und der Gedanke daran, ihr bald wieder gegenüberzustehen, ließ eine gewisse Aufregung in ihm hochsteigen. Ob auch sie an mich denkt? Mit einem schabenden Geräusch fuhr der Schleifstein wieder und wieder über die Klinge. Nach wie vor wusste Kian nicht, was er mit dem anfangen sollte, was er in Erborg heimlich mit angehört hatte. Aber eines war sicher, wie auch immer sie sich entschied, er würde an ihrer Seite bleiben.
    Zerschlagen und unausgeschlafen fühlte sich Lena, als sie die Augen aufschlug. Das fahle Licht verriet ihr, dass der Tag noch sehr jung sein musste. Dennoch schüttelte sie die bleierne Schwere ab, zog sich an und eilte zur Haupthöhle. An dem betrübten Gesicht von Amelia erkannte sie sogleich, dass es keine Neuigkeiten gab. Gheros dagegen ging es erfreulicherweise besser. Er saß aufrecht in den Kissen und trank aus einem tönernen Becher.
    »Lena, sie werden ihn sicher finden«, rief er ihr aufmunternd zu, als sie mit hängenden Schultern zu der Höhle mit dem Wasserfall schlurfte. Sie nickte nur traurig. Mittlerweile war es nicht mehr nur der Wunsch, Ragnar baldigst wiederzusehen, der sie antrieb, sondern auch das Verlangen danach, das bevorstehende Treffen mit den Menschen hinter sich zu bringen, welches Ragnar, Kian und sie selbst vereinbart hatten. Selbst wenn sie tiefe Gefühle für Ragnar hegte, so wollte sie doch in ihre eigene Welt zurückkehren. Nach dem Treffen – wie auch immer dieses ausgehen mochte – würde sich Ragnar früher oder später mit Aravyn verbinden, und dann gab es nichts mehr in Elvancor, das auf Lena wartete.
    Kaum hatte sie nach dem Duschen die Grotte verlassen, sprangen Taramin und Eryn auf. »Jemand kommt!«
    Lenas Herz begann, schneller zu schlagen, und sofort folgte sie den anderen, die alle aus der Höhle stürzten.
    Kurz glaubte Lena, ein Wirbelsturm aus Sand bahnte sich seinen Weg aus der Erde. Wie eine Fontäne schossen Steine und Sand in die Höhe, und als sich dieser Wirbel wieder in den Boden zurückzog, standen da plötzlich drei Tuavinn. Nur schwer konnte Lena die Tränen unterdrücken, als sie bemerkte, dass es weder Ragnar noch einer von denen war, die ihn suchten.
    Stattdessen handelte es sich um zwei männliche Krieger, mit Schwertern bewaffnet, und eine Frau, die ein Bündel auf dem Arm trug. Die Schreie, die von dem Bündel ausgingen, waren eindeutig: Es handelte sich um einen Säugling.
    Taramin stürzte sofort auf sie zu. »Timena!«, rief sie aus. Lena nahm an, dass es sich hier um ihre Schwester handelte, von der vor einigen Tagen die Rede gewesen war.
    »Ich grüße dich, Schwester«, wurde kurz darauf Lenas Vermutung bestätigt, und Timena küsste Taramin auf beide Wangen. Die Ähnlichkeit war verblüffend, auch wenn in Timenas Haar nicht die gleichen hellen Strähnen zu finden waren wie in dem ihrer Schwester. Doch beide hatten diese schmalen Gesichter mit der geraden Nase und die funkelnden grünen Augen. Stolz und mit einem Lächeln im Gesicht präsentierte Timena das Neugeborene. Auch Lena trat langsamer näher, sah die Tränen des Glücks auf Taramins Gesicht, das Leuchten in ihren grünen Augen, als ihr Finger über die rosige Wange und das rabenschwarze Haar strich.
    »Ist die hübsch!«, staunte Lena. »Und diese ungewöhnlich langen Wimpern!« Sosehr sie ihre Neffen liebte, aber als Neugeborene hatten sie schlicht und einfach schrumpelig und zerknittert ausgesehen. Doch dieses Kind besaß schon jetzt eine faszinierende Ausstrahlung und unglaublich intensive braune Augen, die sich nun auf Lena richteten.
    »Yara – sie begründet eine neue Generation von Tuavinn«, flüsterte Timena und küsste ihre Tochter sanft auf die Wange.
    »Ja, sie ist das erste Kind seit Langem«, bemerkte nun Eryn nachdenklich, dann lachte sie. »Dieses Ereignis muss gefeiert werden.« Sie räusperte sich. »Aber erst wenn alle wieder da sind.«
    »Da dieser Kraftort am besten beschützt ist«, erklärte Timena mit einem liebvollen Blick auf ihr Kind, »sind wir hierhergekommen. Hier, so glauben wir, ist die Kleine am sichersten.«
    Die beiden Krieger, die sie begleiteten, nickten zustimmend, und endlich beglückte Taramin auch sie mit einer stürmischen Umarmung. »Jarid, Hurenn, ich freue mich, euch zu sehen.«
    »Rodhakan streiften unweit unseres Lagers umher. Dies hat uns zu unserem Entschluss geführt, hierherzueilen«, erzählte Jarid mit

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