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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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tiefer, dunkler Stimme.
    An der Art, wie Hurenn Timena fürsorglich um die Schultern fasste und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte, erkannte Lena, dass die beiden zusammengehörten – ob nun als Liebespaar oder gar Anam Cara –, das Kind stammte sicher von Hurenn.
    Dessen graue Augen wanderten über seine Gefährtin. »Lass uns hineingehen.«
    »Ich richte ein Lager in einer der Seitenhöhlen für euch her«, versprach Amelia.
    Anmutig schritt Timena an Hurenns Seite auf die Höhle zu. Sie begrüßten Gheros und lauschten aufmerksam, als Eryn erzählte, was geschehen und wie es zu dieser Verletzung gekommen war. Besorgnis zeigte sich auf den Gesichtern der Neuankömmlinge. Schnell jedoch lenkte das Neugeborene die Aufmerksamkeit wieder auf sich, und eine fast schon fröhliche Stimmung machte sich breit. Lena erachtete dies als gutes Omen – zumal sich auch der wolkenverhangene Himmel lichtete – und hoffte auf Ragnars baldige Rückkehr.
    Doch dann betraten plötzlich Targon, Aravyn und Etron völlig durchnässt und mit ernsten Gesichtern die Höhle. Etron blickte Lena in die Augen, während Graha leise herbeirauschte und sich auf seinem ausgestreckten Arm niederließ. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Wir konnten ihn nicht finden, es tut uns leid. Maredd ist noch auf der Suche«, erklärte Targon, dieses Mal lag keine Bitterkeit in seiner Stimme.
    Lena bemühte sich sehr, sich ihre Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Ein betretenes Schweigen entstand, und wieder war es die kleine Yara, die mit fröhlichem Gegluckse die düstere Gemütslage aufheiterte.
    »Die Kleine soll die Sonne Elvancors begrüßen«, verkündete Timena, als ein Lichtstrahl in die Höhle fiel.
    Also traten sie nach draußen. Nebel hing zwischen den Bäumen, Dampf stieg von der Erde auf, und die Vögel zwitscherten. Timena hielt ihre Tochter in einen der hervorbrechenden Sonnenstrahlen, und Lena hatte das Gefühl, kleine Gestalten in dem Lichtstrahl blitzen zu sehen.
    Unvermittelt krallte sich Amelias Hand in ihren Arm. »Lena, sieh nur!«
    Sie blickte nach rechts, und ihr stockte der Atem. Eine Männergestalt kam durch den wallenden Nebel langsam auf sie zu. Kleiner als die meisten Tuavinn, aber mit den typischen langen silbergrauen Haaren.
    »Ragnar!«, rief Aravyn plötzlich und warf sich ihm an den Hals.
    Lena konnte sich nicht einmal ärgern, so perplex war sie. Die Tatsache, dass sie alle bis vor wenigen Augenblicken noch nach ihm gesucht hatten, machte Ragnars Auftauchen nur umso rätselhafter. Ausgerechnet jetzt hallten ihr Maredds Worte durch den Kopf: Ragnar ist ein Wesen, das es niemals zuvor gegeben hat.
    »Er lebt, er ist wieder hier«, flüsterte Amelia und drückte Lena kurz an sich. »Siehst du, alles ist gut, Lena.«
    Sofort rannte Amelia los und umarmte ihren Enkel.
    Als Lena zu ihm ging, bemerkte sie, wie abgerissen und erschöpft er aussah. Sein Hemd hing in Fetzen, er war klatschnass, und um seinen Arm hatte er einen blutdurchtränkten Verband gewickelt.
    »Ragnar, war das eine Rodhakan-Waffe?«, sprach Aravyn Lenas drängendste Frage aus.
    »Nein, ein gewöhnliches Messer.«
    Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände, küsste ihn. »Wo warst du denn so lange?«
    »Ich konnte entkommen, musste einen Umweg nehmen.« Jetzt sah er zu Lena herüber, aber sein Lächeln wirkte aufgesetzt. »Mir geht es gut. Danke, dass du Hilfe geschickt hast, Lena.« Mit schleppenden Schritten näherte er sich der Höhle.
    Lena hatte einen Blick in seine Augen erhascht, und sie kannte ihn zu gut, um zu wissen, dass nicht alles so war, wie es sein sollte. Irgendetwas Sonderbares lag in seinem Blick, doch Lena erriet nicht, was es war. Nachdenklich beobachtete sie ihn, als Aravyn und Amelia ihn mit Fragen bestürmten. Ragnars Antworten jedoch waren sehr einsilbig. Er erzählte von den Menschen, den Rodhakan und dass er mit einem der Krieger geflohen war.
    »Der Mann konnte entkommen. Ich habe ihn bis an den Fuß der Berge begleitet.« Ragnar rieb sich die Schläfen. »Ich gehe mich jetzt waschen und brauche dringend frische Kleider.« Damit erhob er sich, und nur im Vorübergehen warf er Timena und Hurenn ein angestrengtes Lächeln zu. »Herzlichen Glückwunsch zu eurer Tochter.«
    Lena runzelte die Stirn. So kannte sie Ragnar nicht. Von seinen Erlebnissen hatte er nur sehr zögernd berichtet; kein näheres Wort zu den Menschen, keines zu den Schattenkreaturen. Auch Etron schaute Ragnar fragend hinterher, wobei er geistesabwesend Grahas

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