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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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bereute Lena ihr leichtfertig gegebenes Versprechen. Doch sie würde es halten und hoffte, Ragnar damit nicht in Gefahr zu bringen. »Du wirst aber nicht zu den Rodhakan zurückkehren – was auch immer es damit auf sich hat, dass sie dich haben gehen lassen.«
    »Nein, ich will nicht zu ihnen.«
    »Vielleicht hatten sie ja auch einfach Angst vor dir«, überlegte Lena.
    »Wäre möglich.« Wirklich sicher klang Ragnar nicht, und bevor sie die Höhle erreichten, hielt Lena ihn noch einmal an der Hand fest.
    »Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast.«
    »Ja, ich auch.« Er zwinkerte ihr zu, auch wenn es nicht wirklich fröhlich wirkte. »Und jetzt sieh zu, dass du eine warme Dusche nimmst. Du siehst aus wie ein … blauer Schlumpf!«
    »Schlumpf?« Empört stützte sie die Hände in die Hüften, dann stapfte sie davon und fand ihre Stiefel am Höhleneingang wieder, wo sie sie vor dem Tanz abgestellt hatte.
    Wie Ragnar ihr geraten hatte, nahm sie eine Dusche unter dem von Kristallen erwärmten Wasserfall. Allmählich kehrten ihre Lebensgeister zurück, und als sie anschließend in die Haupthöhle ging, waren dort bereits die meisten der Tuavinn versammelt. Amelia reichte ihr eine Schüssel Getreidebrei, und während sie diesen aß, lauschte sie den Gesprächen, die sich zumeist um den unverhofften Schneefall drehten. Zwar schien man in den Bergen mit plötzlichen Wetterwechseln und Schnee vertraut zu sein, und auch die Jahreszeiten folgten – wie Lena bereits vermutet hatte – anderen Gesetzen, dennoch wunderte sich jeder darüber, da keine Wolken die weiße Pracht angekündigt hatten.
    Schon bald reisten die meisten Tuavinn wieder ab. Die Freude über die kleine Yara war allgegenwärtig, aber wie Lena aus zahlreichen Gesprächen heraushörte, überschattete die Sorge wegen der Rodhakan auch dieses freudige Ereignis. Zufällig bekam sie das Gespräch von Maredd mit einem Tuavinn aus dem Süden mit.
    »Wir werden morgen die Berggeister bitten, uns an den verabredeten Ort zu bringen. Sollten sie sich weigern, müssen wir reiten. Ich denke, zwei Tage sollten wir einrechnen, da wir einen Umweg nehmen müssen, um den Menschen unseren Lagerplatz nicht zu offenbaren.« Das Gesicht des anderen wandte sich dem Himmel zu, wo die Monde nur noch ganz schwach leuchteten.
    »Ich wünsche euch eine glückliche Reise und eine Einigung mit den Menschen der Ebenen. Es würde unseren Kampf gegen die Rodhakan vereinfachen, wenn wir uns nicht immer wieder gegen Angriffe der verfeindeten Menschen wehren müssten!«
    Seufzend fuhr sich Maredd durch sein langes Haar. »Die Menschen – wir werden sehen.«
    Die beiden umarmten sich, der Mann nickte Lena freundlich zu, und auch Maredd hatte sie nun erblickt.
    »O Lena, ich hatte dich bereits gesucht. Wie du gehört hast, brechen wir bald zu unserem Treffen mit den Menschen auf.« Er legte ihr einen Arm um die Schulter und zog sie ein Stück beiseite. »Es wäre gut, wenn du ihnen von deiner Welt erzählst, wie sie sich entwickelt hat, von all der Not und Zerstörung. Aber du solltest nicht eure Waffen erwähnen.«
    »Weshalb? Hast du Angst, sie würden von den Tuavinn verlangen, Feuerwaffen hierherzubringen?«
    »Das könnte sein«, befürchtete Maredd. »Sie würden versuchen, die Rodhakan damit zu bekämpfen, doch das würde nichts nützen. Am Ende würden sie sich gegenseitig damit bekriegen, denn auch zwischen den einzelnen Städten herrscht immer wieder Zwist.«
    »Maredd, ich weiß nicht, ob es mir gefällt, ihnen nur einen Teil der Wahrheit zu sagen.«
    »Denkst du wirklich, sie wären bereit für eine Welt wie deine?«
    »Nein, vermutlich nicht«, gab sie zu. »Aber die Menschen in meiner Welt sind auch nicht bereit für ihre Waffen.«
    »Wären sie es, glaub mir, Lena, dann würden sie solche Waffen erst gar nicht bauen«, erwiderte Maredd. »Wie auch immer. Etron und ich begleiten dich natürlich und stehen dir zur Seite.«
    »Und Ragnar?«, rutschte es ihr heraus.
    »Es ist besser, er bleibt hier. Außerdem habt ihr doch vereinbart, dass aus jeder Stadt und von jedem Volk lediglich drei Vertreter dabei sind.«
    »Ja, das stimmt.« Lena wäre es aus vielen Gründen lieber gewesen, Ragnar könnte mitkommen. Zum einen hatte sie ihn gerne um sich, zum anderen wollte sie ihn nach seinem seltsamen Geständnis von letzter Nacht nicht allein lassen. Was hatte es mit seiner Begegnung mit den Rodhakan nur auf sich?
    »Die anderen – sie passen doch auf Ragnar auf?«, fragte sie

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