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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Maredds Blick indes ruhte unverwandt auf dem gealterten Fürsten.
    »Drei Begleiter ihrer Wahl«, wiederholte Orteagon, dann straffte er die Schultern, »und ich werde als Pfand für das Mädchen dienen. Schickt mich zu Euren Leuten.«
    Ähnliche Überraschung wie bei Lena zeigten auch Etron und Maredd.
    »Nun gut. Das ist ein ehrenhaftes Angebot«, erwiderte Maredd nach einer Weile. »Nur müssten wir …«
    Er wurde unterbrochen, als plötzlich eine Gruppe von Menschen den Berg herunterkam, hinter ihnen drei Tuavinn auf Pferden.
    Sogleich zückten die Wachen der Fürsten ihre Schwerter. Etron hob zu Lena gewandt seine Schultern – vermutlich hatte ihm Graha in Gedanken schon alles berichtet. Lenas Herz machte einen Satz, als sie Ragnar erkannte.
    Mit hocherhobenem Kopf trieb Targon sein Pferd allen voran. »Diese Menschen konnten wir in den Bergen aufgreifen, sie trieben sich in der Nähe herum.«
    Grimmige Gesichter zeigten sich bei den zwanzig Männern und den beiden Frauen, welche die Tuavinn begleiteten und mit Schwertern bewaffnet waren.
    »So also halten sich die Tuavinn an Abmachungen …«, echauffierte sich Fürst Gobannitio aus Ceadd, aber Etron unterbrach ihn.
    »Anscheinend herrscht auf beiden Seiten Misstrauen.«
    »Wir wollten lediglich die Gegend im Auge behalten«, rechtfertigte sich einer der Krieger.
    »Targon, bitte steig ab, ich muss mit dir sprechen.« Maredds Stimme war eisig, und Aravyns Onkel öffnete den Mund zu einer Entgegnung, schwieg dann jedoch und folgte Maredd ein Stück den Berg hinab.
    Aus der Ferne konnte Lena sie gestikulieren sehen und ahnte, dass Maredd alles andere als begeistert über das Erscheinen der Tuavinn war.
    Aravyn und Ragnar schwangen sich von den Pferden. Ein Lächeln spielte um Ragnars Mund, als er auf Lena zukam. Doch wieder lag da etwas in seinen Augen, das sie verunsicherte.
    »Wir wollten in eurer Nähe sein – zumindest diesmal bin ich mit Targon einer Meinung.«
    »Was ist mit diesen Männern und Frauen? Sie sehen wie Krieger aus. Glaubst du, sie hätten uns angegriffen?«, fragte Lena und deutete unauffällig auf die Menschen.
    »Ehrlich gesagt, glaube ich, sie wollten sich lediglich absichern – so wie wir.«
    Lena rümpfte die Nase. »Im Endeffekt kann keiner dem anderen böse sein.«
    »Das stimmt.«
    Während Maredd und Targon miteinander diskutierten und sich die neu eingetroffenen Krieger mit ihren Fürsten besprachen, erzählte Lena Ragnar etwas abseits, was bisher vorgefallen war. Als sie geendet hatte, sagte er spontan: »Ich begleite dich nach Erborg.«
    »Das ist schön!«, freute sich Lena, auch wenn sie ahnte, dass Maredd dagegen sein könnte.
    »Und sonst, ist alles in Ordnung?«
    Ein Schatten legte sich über Ragnars Gesicht, sein Lächeln wirkte mit einem Mal aufgesetzt. »Ja, alles gut.«
    »Ragnar, diese Sache mit den Rodhakan …«
    »Nicht jetzt, Lena.« Gerade steuerte Kian auf sie zu, betrachtete Ragnar von oben bis unten und verneigte sich dann leicht.
    »Du bist also auch gekommen.«
    »Deine Leute haben sich in den Bergen versteckt. Es war gut, dass wir nach dem Rechten gesehen haben.«
    »Ich wusste nichts davon, und es soll auch kein Vorwurf sein«, lenkte Kian ein. »Ich glaube, ich verstehe beide Seiten. Zu lange haben wir uns misstraut.«
    »Wessen Vorschlag war es, Lena nach Erborg zu bringen?«¸ wollte Ragnar von Kian wissen.
    Dieser öffnete den Mund zu einer Antwort, aber da trat sein Bruder Ruven näher. Der junge Mann mit dem blonden Haar legte Kian eine Hand auf die Schulter. Die Geste wirkte allerdings weniger brüderlich, sondern überheblich; und mit genau einem solchen Blick bedachte er nun auch Ragnar.
    »Bist du ebenfalls einer von denen?« Ruven, ohnehin einen halben Kopf größer als Ragnar, richtete sich stolz auf.
    »Ich trage das Blut der Tuavinn in mir, ja.«
    Die beiden musterten sich mit einer gewissen Provokation in den Augen, und Lena konnte sich gut vorstellen, dass sie irgendwann einmal aneinandergeraten könnten.
    »Du könntest mich als Begleitung wählen, Mädchen von jenseits der Schwelle«, meinte Ruven großspurig. »Damit könntest du dir die anderen beiden ersparen.«
    »Lieber würde ich allein auf einem einäugigen, lahmen Pferd nach Erborg reiten als mit dir«, giftete Lena ihn an.
    Kian prustete los, und selbst Ragnar konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    Ruvens Gesichtszüge entgleisten, doch rasch hatte er sich wieder unter Kontrolle. Kurz noch verharrte sein Blick auf Ragnar, doch

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