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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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»Kannst du die Fesseln lösen?«
    Lena bemühte sich, ihre Hand durch den Spalt zu quetschen, riss sich dabei die Haut auf und erspürte schließlich einen festen Knoten in dem Seil, mit dem Ragnar gefesselt war.
    »Weißt du, was mit Etron und Kian ist?«
    »Nein«, murmelte er. »Sie sind im Schlaf über mich hergefallen, diese Feiglinge.«
    »Etron, Kian?«, rief Lena diesmal etwas lauter, erhielt jedoch keine Antwort. Hoffentlich leben sie noch ,dachte sie.
    Lena quetschte auch die zweite Hand durch die Bretter, doch es gelang ihr nicht, den Knoten zu lösen. »Ragnar, ich schaffe es nicht.«
    »Ist ja auch egal.« Seine Arme sackten nach unten, sein Kopf sank gegen die Wand.
    »Es tut mir leid.« Mit der rechten Hand konnte sie seine Wange berühren, streichelte behutsam darüber. »Was machen wir denn jetzt?«
    »Abwarten, was sie mit uns vorhaben. Hätten sie uns töten wollen, wären wir nicht hier.«
    »Auch wieder wahr.« Trotzdem war es fürchterlich, so hilflos zu sein, und nachdem Ragnar betäubt war, war er weder eine große Hilfe noch ein Trost. Fieberhaft überlegte Lena, was sie tun konnte, doch es gab keine Möglichkeit, von hier zu fliehen, und den Gedanken, den Wächter zu überwältigen, wenn er sie holen kam, gab sie schnell auf. Sie wäre kaum in der Lage, bewaffnete Wärter zu überrumpeln, Ragnar – gefesselt und in einer anderen Zelle – konnte ihr nicht helfen.
    Schritte, die sich näherten, ließen sie zusammenzucken. Eilig zog Lena ihre Hand zurück und unterdrückte ein Stöhnen, als sie sich die Haut noch einmal aufriss.
    »Ragnar, stell dich besser schlafend«, zischte sie.
    »Weshalb?«, erfolgte seine benebelte Antwort.
    »Ich will nicht, dass sie dich noch einmal betäuben oder … dir wehtun.«
    »Ach, Lena«, durch den Spalt erkannte sie, wie er den Mund zu einem Lächeln verzog, aber dann verschwand er aus ihrem Blickfeld. Am Rascheln des Strohs erkannte sie, dass er sich hingelegt hatte. Sie selbst kauerte sich am hinteren Ende der Zelle zusammen.
    »Der Tuavinn schläft noch«, vernahm sie eine männliche Stimme. Nach dem Geräusch der Schritte kamen sie nun an ihre Zelle. »Die Kleine auch!«
    »Dann stellen wir ihnen Wasser und Essen hinein. Es wird ohnehin noch ein paar Tage dauern.«
    Ein Schaben, und Lena nahm zwischen ihren zusammengepressten Augenlidern hindurch wahr, wie jemand einen Krug und einen Teller durch eine kleine Öffnung am Boden schob. Kurz darauf hörte sie, dass sie das Gleiche bei Ragnar taten, dann entfernten sich die Stimmen.
    Was wird noch ein paar Tage dauern? , fragte sie sich.
    Im Halbdunkel des Verlieses war es unmöglich, die Tage zu zählen. Weitere Versuche, Ragnar von seinen Fesseln zu befreien, waren fehlgeschlagen. Er hatte sich vorgenommen, nichts von dem Wasser zu trinken, da er befürchtete, dass es ein Betäubungsmittel enthielt, doch selbst ein Tuavinn musste irgendwann seinen Durst löschen – und so war er auch prompt eingeschlafen, wohingegen Lenas Wasser in Ordnung gewesen war. Lena war also für eine ganze Weile allein mit ihren Ängsten und Sorgen um die Zukunft. Keine Wache zeigte sich mehr, niemand, den sie fragen konnte, was überhaupt vor sich ging. Nachdem Ragnar endlich wieder ansprechbar war, spekulierten sie einige Zeit darüber, was das alles zu bedeuten hatte, kamen jedoch zu keinem Ergebnis.
    Lena kam es wie eine Ewigkeit vor, bis erneut schwere Stiefeltritte ertönten. Das klackende Geräusch eines zurückgeschobenen Eisenriegels ließ sie aufschrecken.
    Sekunden später standen zwei Wachen vor ihr. Den dunkelhaarigen Mann kannte sie nicht, aber der andere war zu ihrer Verwunderung eindeutig Ruven.
    »Steh auf, du wirst dem Fürsten vorgeführt«, verlangte Ruven.
    »Was wollt ihr von uns?«
    »Das wirst du noch früh genug erfahren.« Der dunkelhaarige Krieger zog sie an ihrem Arm in die Höhe, und als Lena sich sträubte, trat Ruven hinzu.
    »Hör auf, dich zu wehren, das hat keinen Sinn.«
    »Was ist mit Etron und …«
    Ruvens Finger gruben sich schmerzhaft in ihren Arm, und das grinsende Gesicht des anderen Kriegers erschien vor ihrem. »Der wird dir nicht mehr helfen.«
    Lena schluchzte unterdrückt auf. Sollte Etron tot sein? Sie hatte den schweigsamen Tuavinn gemocht, sehr sogar. Und sofern er nicht mehr am Leben war, hatte dann wenigstens Graha Maredd erreicht und warnen können?
    »Sieh nach, ob der Kerl wach ist«, befahl Ruven seinem Begleiter. Dieser hob die Schultern, und während Ruven Lena

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