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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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die Rodhakan auf Dauer mit Menschenopfern befriedigen zu können?«
    Orteagon lächelte sie süffisant an. »Das ist kein Menschenopfer«, schnarrte er, »sondern ein Tuavinn und eine junge Frau von jenseits der Schwelle – etwas Besonderes!«
    »Narren!« Lenas Wut gewann nun die Oberhand, außerdem hatte sie nicht mehr viel zu verlieren. »Und wenn ihr alle Tuavinn geopfert habt, wen wollt ihr dann den Rodhakan vorwerfen? Euer eigenes Volk? Euch selbst?«
    Orteagons Gesichtszüge entgleisten, doch nun trat Nemetos vor. »Genug jetzt von dem Gekeife«, donnerte er. »Lasst uns zur Tat schreiten. Und ich bekomme das Amulett«, verlangte er mit drohendem Finger.
    »Sofern es dir die Rodhakan überlassen«, entgegnete Orteagon, woraufhin der Fürst von Crosgan ärgerlich sein Gesicht verzog.
    »Was macht dich eigentlich so sicher, dass die Rodhakan euch verschonen?«, hakte Lena nach.
    »Die Erfahrung eines langen Lebens.« Der weißhaarige Fürst entblößte gelbliche Zähne. »Schon seit einigen Generationen bringen wir den Schatten Opfer aus unserem Volk. Gesetzesbrecher, Diebe, Schwache. Manchmal auch Freiwillige, die sich für ihr Volk opfern.«
    Vor Verwunderung bekam Lena einen Moment lang keinen Ton heraus. Sie musste an die Gefangenen denken, die sie beim Triadenfest gesehen hatte, und dachte an Kians seltsam abweisende Reaktion. Hatte er das am Ende gewusst?
    Orteagon legte Nemetos eine Hand auf die Schulter, sein Blick ruhte aber auf Lena und Ragnar. »Lange hielten wir das geheim, denn insbesondere Ceadd und Talad haben sich schon immer gegen Opferungen ausgesprochen. Aber der Erfolg spricht für sich.« Er breitete beide Arme aus und drehte sich langsam im Kreis. »Die Rodhakan greifen uns nicht an, begnügen sich mit denen, die wir ihnen geben, und den Wilden vom Bergvolk, die dort hausen wie die Tiere.«
    Die Gedanken wirbelten durch Lenas Kopf. Sie konnte nicht fassen, was sie da hörte, und Ragnars Miene nach zu urteilen, war auch ihm nichts davon bekannt gewesen.
    »Bald wird dir die Ehre zuteil, jene zu retten, von denen du abstammst, Mädchen von jenseits der Schwelle.« Orteagons schwieliger Finger hob ihr Kinn an, und er lachte ihr boshaft ins Gesicht.
    Wut stieg in ihr auf, und sie war sich sicher, dass es Wahnsinn war, was da in den Augen des alten Fürsten flackerte. Der Gedanke, dies könne der Tribut sein, den das Leben für seine Unsterblichkeit forderte, drängte sich ihr auf. Nun holte sie tief Luft und hielt seinem Blick mit aller Entschlossenheit stand. »Dann sage mir – Fürst. Wäre es nicht eine weitaus größere Ehre, eine heroische Tat, eines Anführers seines Volkes würdig, wenn du dich selbst den Rodhakan opfern würdest?«
    Orteagon riss die Augen auf. Stille herrschte, man hätte sogar ein Blatt fallen hören können.
    »Oh, Lena«, hörte sie Ragnar flüstern, doch da trat Orteagon vor sie.
    Drohend baute er sich vor ihr auf. Einen Moment lang glaubte sie, er würde sie auf der Stelle enthaupten. Doch dann drehte er sich um. »Sie will mich verspotten, doch der Spott wird ihr vergehen. Führt ihn ab!«
    Zwei Krieger schnitten Ragnar los, schleiften ihn mit sich.
    »Nein, lasst ihn in Ruhe, hört auf damit!«, schrie Lena entsetzt. Noch einmal drehte Ragnar seinen Kopf zu ihr, seine Lippen formten irgendwelche Worte, die sie nicht verstand. Wie besessen zerrte sie an ihren Fesseln, schrie und weinte: »Das könnt ihr nicht tun! Wir wollten euch doch nichts Böses! Sicher ist das alles ein Missverständnis!«, aber niemand hörte auf sie.
    Nemetos packte sie an den Haaren und grinste sie an. »Und bald wirst du ihm folgen.« Gierig fuhren seine Finger über das Amulett um ihren Hals.
    »Jetzt noch nicht, Nemetos«, wies ihn Fürst Orteagon zurecht. »Zunächst sollen die Schattenwesen des Ostens den Tuavinn als Opfer annehmen. In wenigen Tagen bringen wir die Kleine nach Süden, um die Rodhakan von Wakkarin zu besänftigen. Ich bin mir sicher, das Amulett ist für sie nicht von Wert und sie werden es dir überlassen, Nemetos.« So ließ der Mann sie los und zog sich widerstrebend zurück.
    »Bitte, bringt Ragnar zurück. Die Tuavinn können sicher alles erklären«, flehte Lena.
    »Jetzt werden wir gegen die Tuavinn in den Krieg ziehen«, schleuderte ihr Orteagon jedoch nur entgegen. »Ihre Herrschaft über Elvancor muss enden.«
    »Sie wollen Elvancor doch gar nicht beherrschen!«, protestierte Lena. »Wir wollten euch nur gegen die Rodhakan …«
    »Die Rodhakan sind nicht

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