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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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prächtigen Brustharnische, die Helme, Lanzen und Schwerter nur zur Schau stellen. Bald jedoch erblickten sie die Tuavinn, und so manch eine Braue wurde in die Höhe gezogen, manch eine Hand umschloss die Waffe fester.
    Fürstin Elgetia, die an der Spitze geritten war, hob Ruhe gebietend ihre Hand und wendete ihr Pferd. Ihre kühlen Augen wandten sich an Aravyn und Targon. »Bleibt nun zurück. Unsere Wachen werden für die sichere Reise nach Erborg sorgen.«
    »Auf die würde ich mich nicht verlassen«, hörte Lena Etron neben ihr leise knurren, und auch sie zählte da eher auf ihn und Ragnar.
    »Wir erinnern Euch an Euer Wort, Fürstin«, entgegnete Targon in dem gewohnt arroganten Tonfall. »Wir erwarten ihre wohlbehaltene Rückkehr … sagen wir … wenn von heute an die Sonne sechs Mal auf- und untergegangen ist. Dies sollte für die Reise nach Erborg, Lenas Befragung und ihre heile Rückkehr genügen.«
    Huldvoll neigte Fürstin Elgetia ihr Haupt. »Mögen sich unsere Schwierigkeiten mit den Rodhakan in Wohlgefallen auflösen.« Sie trieb ihr Pferd an, woraufhin die Wachen den Weg freigaben und sich verneigten.
    Fürst Nemetos trabte neben sie, und die beiden steckten die Köpfe zusammen. Eilig sah Lena zur Seite, als Ragnar Aravyn noch einmal leidenschaftlich küsste, und blickte direkt in Kians Gesicht. Dieser betrachtete sie nur stumm und deutete dann nach vorne. »Komm, Lena, bleib dicht bei mir.«
    Sie drückte ihre Beine an Deveras Flanken, und laut klapperten die Hufe auf der Brücke. Weit oben über ihnen kreiste Graha. Ein erneuter Blick zurück zeigte Lena, wie Ragnar sich noch immer mit Aravyn und Targon unterhielt, während die Krieger und Fürst Gobannitio an ihnen vorbei auf die Brücke ritten. »Wann werden wir die Stadt erreichen?«, erkundigte sie sich bei Kian.
    »Ich denke, in spätestens zwei Tagen. Aber ist das denn so wichtig?«
    »Vermutlich nicht«, seufzte sie. Die Angewohnheit, der Zeit eine so große Bedeutung beizumessen, hatte sie noch immer nicht abgelegt.
    In der Abenddämmerung erreichten sie ein Waldstück mit dunklem Nadelgehölz. Von Erborg war aus dieser Position nichts mehr zu erkennen, und auch wenn die Bäume Schutz vor dem plötzlich einsetzenden Nieselregen boten, so machte sich ein beklemmendes Gefühl in Lena breit. Kian war gerade unterwegs, um Wasser zu holen, und Etron und Ragnar standen neben ihren abgesattelten Pferden und redeten leise miteinander. Als Lena zu ihnen trat, zog Ragnar sie am Arm näher zu sich heran.
    »Etron meint, wenn durch den Nieselregen Nebel aufzieht, kann selbst Graha nicht beobachten, was am Boden vor sich geht. Einer von uns beiden wird abwechselnd in deiner Nähe bleiben, der andere sich umsehen.«
    Das beklemmende Gefühl in ihrem Inneren verstärkte sich. »Gut«, sagte sie mit belegter Stimme. »Und Kian ist ja auch noch da.«
    »Ja, er ist anders als sie«, stimmte Ragnar überraschend zu und deutete auf Fürstin Elgetia, die sich von ihren Kriegern ein Lager aus zahlreichen Fellen und Decken herrichten ließ – einige würden nun ohne diesen Schutz auskommen müssen.
    »Trotzdem sollten wir uns besser nur auf uns verlassen«, wandte Etron ein. Er zog sich seine Kapuze über den Kopf und verschwand im Regen zwischen den Bäumen.
    Bald kehrte Kian zurück, reichte Lena und auch Ragnar Brot und harten Käse und hob dann bedauernd die Schultern. »Ich wurde für die Wache eingeteilt, aber ich komme so bald als möglich zurück.«
    Um sie herum legten sich die meisten Menschen zur Nachtruhe nieder. Feuer wurden heute nicht entzündet, was bei dem Regen, der durch die Bäume tropfte, auch wenig sinnvoll gewesen wäre.
    Lena sah Kian nach, als er zwischen den Lagern hindurchschritt, und auch Ragnars Blick folgte ihm.
    »Ich vertraue ihm«, versicherte Lena ihm noch einmal.
    Ragnar breitete seine Decke auf dem weichen Waldboden aus und wickelte sich hinein.
    »Er ist mir mittlerweile auch nicht mehr unsympathisch, nur frage ich mich, ob er im Zweifelsfall nicht zu seinen Leuten halten wird.«
    »Würdest du das nicht auch?« Sie gähnte, denn der Ritt war anstrengend gewesen, und obwohl sie inzwischen an derartige Strapazen gewöhnt war, so spürte sie ihre Muskeln und Knochen. »Aber mir wird er nichts Böses antun, da bin ich mir sicher.«
    »Mag sein. Aber ich versuche jetzt zu schlafen, denn Etron und Graha halten Wache – und das beruhigt mich mehr als Kians edle Gesinnung.« Demonstrativ schloss Ragnar die Augen.
    »Männer«,

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