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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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leise und drohend: »Wenn du nicht still bist, werde ich dich erneut knebeln. Ich bringe mich ohnehin schon in größte Gefahr. Jetzt lauf und halt den Mund!«
    Damit rannte er los, und Lena wusste nicht, was sie tun sollte. Ihm folgen oder ihr Glück auf eigene Faust versuchen? Andererseits kannte sie sich hier nicht aus, sie war unbewaffnet und allein ganz sicher hilflos und verloren. Daher eilte sie Ruvens schemenhafter Gestalt hinterher. Bald erreichten sie eine mehr als zwei Mann hohe Mauer.
    »Wir müssen hinaufklettern. Steig auf meine Schultern und sieh zu, dass du festen Tritt zwischen den Steinen findest.« Er beugte sich herab, aber Lena zauderte. »Jetzt mach schon! Wachen schreiten regelmäßig diesen Wall ab.«
    Lena atmete tief durch, kletterte auf Ruvens Rücken und tastete mit den Händen nach Vertiefungen. Stück für Stück zog sie sich in die Höhe und war erleichtert, bald die Mauer erklommen zu haben. Doch ihr wurde schwindlig, als sie erkannte, wie steil es auf der anderen Seite hinabging. Dieser Wall war am Rande des Plateaus erbaut, ein gewaltiges Bollwerk gegen jeden Angriff. Beinahe senkrecht fielen die Felsen in die Tiefe, weiter im Tal waren Bäume zu sehen. Ein lautes Schnaufen, dann war Ruven neben ihr. Er duckte sich und deutete auf den Abhang. »Wir müssen dort hinunter.«
    »Hast du ein Seil?«
    »Nein, es muss so gehen. Bleib dicht hinter mir.«
    Er wollte schon auf der anderen Seite herunterklettern, doch Lena hielt ihn an seinem Hemd fest. »Weshalb hilfst du mir, Ruven?«
    »Wegen Kian.« Mehr sagte er nicht dazu, sondern hangelte sich geschickt an der Mauer herunter. Lena fiel es deutlich schwerer. Sie fand keinen sicheren Halt, befürchtete ständig abzustürzen. Und schon glitten ihre Füße aus. Sie krallte ihre Finger in eine Mauerspalte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, sie sah sich mit gebrochenem Genick am Fuße des Berges liegen.
    »Nur noch eine Armlänge«, erklang Ruvens leise Stimme von unten. »Dann kannst du auf meine Schultern steigen.«
    Noch einmal tastete sie mit den Füßen umher und konnte rechts von ihr auf einem schmalen Grat Halt finden. Sie ließ sich weiter nach unten gleiten, spürte schließlich Ruvens Hände an ihren Beinen. »Ich habe dich.«
    Langsam ließ sie sich hinab und atmete beruhigt auf, als sie festen Boden unter ihren Füßen spürte.
    Der Schnee fiel nun in dicken Flocken vom Himmel. Ruven deutete in die Tiefe, und Lena wurde klar, dass sie es nicht einmal ansatzweise geschafft hatten.
    Der Fels war feucht und glitschig, steil abfallend, und ihre kalten, klammen Finger ermüdeten allmählich. Stück um Stück rutschten sie bergab, und auch wenn es bitterkalt war, klebte Lena bald das Hemd am Körper, Schweiß rann in ihre Augen. Sie hatte das Gefühl, stundenlang zu klettern, und nachdem sie endlich ein flacheres Waldstück erreichten, sank sie zitternd zu Boden. Auch Ruven atmete schwer, aber er gönnte Lena keine Rast.
    »Komm, Kian wartet am Fuße des Berges. Wir müssen reiten, solange es schneit, sonst entdecken sie unsere Spuren.«
    »Kian?«, keuchte Lena. Der Gedanke an ihn gab ihr neue Kraft, also schlitterte sie Ruven hinterher, während langsam das Morgenlicht über den Bergen von Avarinn zu leuchten begann. Irgendwann hielt der junge Krieger inne, stieß einen Ruf aus, der an den einer Eule erinnerte. Wenig später hallte eine ähnlich klingende Antwort durch die Bäume, und die Gestalt eines Reiters mit zwei Pferden am Zügel schälte sich aus dem Schneetreiben heraus.
    »Kian«, stieß Lena aus und legte schließlich erschöpft ihren Kopf an den dicken Stamm eines Baumes.
    Indes sprang Kian aus dem Sattel. »Es tut mir leid, ich konnte dir nicht sofort helfen«, flüsterte er ihr ins Ohr, während er sie in die Arme schloss.
    »Kommt jetzt«, drängte Ruven und saß schon auf dem Pferd. »Wir müssen schnell verschwinden.«
    Lena spürte selbst, wie ihre Stimme zitterte. »Wir müssen Ragnar befreien. Weißt du, wo sie ihn hingebracht haben?«
    Der blonde Mann schüttelte den Kopf und betrachtete sie mitleidig. »Ich habe nichts gehört. Aber möglicherweise Ureat. Er ist sofort, nachdem du auf den Marktplatz gebracht wurdest, losgeritten. Wir treffen ihn in einem Lager des Bergvolkes. Nur, Lena …«
    »Was?«
    »Ich befürchte, dann wird es bereits zu spät sein.«
    Ragnar darf nicht tot sein , dachte sie niedergeschmettert. Sie ließ sich von Kian aufs Pferd helfen und sagte dann verdutzt: »Das ist doch Devera!«
    »Ich

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