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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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konnte dein Pferd mitnehmen«, erklärte Kian.
    Ruven trabte voran, Kian und Lena folgten ihm Seite an Seite. Ihr Mund war von der Kälte ganz unbeweglich, aber dennoch musste sie wissen, was Sache war.
    »Ureat, ich habe ihn in Erborg bei den Fürsten gesehen. Weshalb treffen wir uns mit ihm?«
    Kian drehte sein Gesicht zu ihr. Schnee bedeckte die Kapuze seines grauen Umhangs. »Seltsame Dinge gehen hier vor, und ich muss gestehen, ich hatte von vornherein ein schlechtes Gefühl. Deshalb wollte ich auch, dass du mich als Wächter bestimmst.« Er schüttelte den Kopf. »Anscheinend haben sich die Fürsten von Crosgan und Erborg vereint, um gegen die Tuavinn zu ziehen. Ich denke, sie hatten von Anfang an vor, dich und die beiden Tuavinn zu opfern. In ganz Erborg sind kaum noch Krieger zu finden. Onkel Ureat konnte außerdem von den Bewohnern der Fürstenstadt erfahren, dass schon kurz nach den Beratungen zwanzig- bis dreißigtausend von ihnen in Bewegung gesetzt wurden. Wir gehen davon aus, dass Nemetos und Orteagon niemals an Frieden mit den Tuavinn interessiert waren. Sie haben nur einen Vorwand gesucht, um sie anzugreifen.«
    »Unfassbar«, stöhnte Lena, dann erinnerte sie sich an etwas anderes. »Konnte Etron tatsächlich entkommen?«
    »Ja. Er kämpfte mit bewundernswerter Tapferkeit. Lena, es war Nacht, ich konnte kaum etwas erkennen, und Ureat zog mich von dem Gemetzel fort. Ich wollte dir zu Hilfe eilen, konnte dich aber in dem plötzlichen Durcheinander nicht finden. Die Krieger, die uns nach dem Treffen in Richtung Erborg begleiteten, haben schnell zugeschlagen.«
    »Und Ruven?«, fragte Lena. »Er war doch sonst nicht unbedingt auf deiner Seite.«
    Kian lächelte traurig. »Wir haben unsere Meinungsverschiedenheiten. Und auch wenn Ruven Wache von Ceadd werden wollte, so geht ihm dieser Betrug der Fürsten zu weit. Von dem Überfall wusste er vorher nichts, genauso wenig wie der andere Wächter aus Ceadd. Mag sein, dass selbst Fürst Gobannitio und seine Gemahlin ahnungslos waren, aber das können wir nicht mit Gewissheit sagen. Ruven hat das falsche Spiel der Crosganianer mitgespielt, um Ureat und mich nicht zu gefährden. Als ich sagte, ich würde dich in jedem Fall retten, schloss er sich mir und Ureat an. Fürst Orteagon hätte mich niemals zu deiner Bewachung abgestellt, Ruven jedoch schon, denn auch sie wissen um unsere Streitigkeiten. Doch letztendlich sind wir Brüder, und die sollten füreinander da sein.«
    »Ja, zum Glück«, murmelte Lena.
    Durch das Schneetreiben konnte man nur ganz schemenhaft den schroffen Berg von Erborg in ihrem Rücken erkennen. Hatte man ihr Verschwinden bereits entdeckt? Wurden sie verfolgt?
    »Wo liegt denn dieses Lager, in dem Ureat wartet?«
    »Östlich von Erborg«, erklärte Kian. »Wir müssen den Fluss überqueren, solange noch niemand dein Verschwinden bemerkt hat – und ich hoffe, das ist nicht der Fall. Ansonsten werden wir gezwungen sein zu schwimmen.«
    Der Gedanke, einen eiskalten Fluss durchqueren zu müssen, war alles andere als verlockend, aber besser, als irgendwelchen Schattenkreaturen geopfert zu werden.
    »Lena.« Kians Hand legte sich kurz auf ihren Oberschenkel. »Es mag sein, dass Etron Hilfe geholt hat und sie Ragnar retten konnten.«
    Auch wenn sich Lena nicht zu viele Hoffnungen machen wollte, klammerte sie sich an diesen Gedanken.
    Bebend vor Anspannung beobachtete Ragnar, wie die Schatten näher kamen. Bilder tauchten in seinem Inneren auf, Bilder von Tod, Dunkelheit und Verderben. All diese Verderbnis sollte keinen Platz in Elvancor finden, dennoch hatte sie sich eingenistet wie eine Krankheit, eine Fäulnis, die in den düsteren Winkeln dieser Welt gedieh. Er fragte sich, welchen Anteil die alten Keltenfürsten, allen voran Orteagon und Nemetos, daran hatten. Immerhin nährten sie die Rodhakan mit ihren Opfern, machten sie stärker und mächtiger. Und nun riefen sie die Schattenbrut zu einem Bündnis gegen die Tuavinn auf. Sollte er, Ragnar, nicht die Rodhakan willkommen heißen? Sollte er nicht deren düstere Umarmung ertragen, um sich mit den Schatten gegen die Menschen zu stellen, um das Bündnis zu verhindern? Gab es für ihn überhaupt eine Wahl? Wenn sie ihn jetzt angriffen, hatte er ihnen ohnehin nichts entgegenzusetzen. Sein Leben lag nicht mehr in seiner Hand. Schon einmal war er gestorben, doch da hatte ihn Maredd mit nach Elvancor genommen. Aber diesmal? Diesmal würde es anders sein.
    Lena – ich hoffe, irgendjemand rettet sie

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