Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
Vom Netzwerk:
Hilfe eilte. Vom Pferd aus sprang er einen der fremden Krieger an und riss ihn zu Boden. Noch einmal legte Lena an, doch bevor sie erneut schoss, schwenkte sie kurzerhand in Ureats Richtung, denn dem näherte sich ein Angreifer mit langem Schnurrbart von hinten. Der alte Mann schien ihn gar nicht zu bemerken, zu sehr war er mit seinem Gegner beschäftigt. Lena zielte erneut. »Bitte!«, flüsterte sie und ließ los. Der Pfeil schnellte von der Sehne, wurde von einer leichten Windböe abgetrieben. Lena fluchte, aber da – Ureats Widersacher machte einen raschen Schritt nach vorne, hob sein Schwert, und Lenas Pfeil versenkte sich in dessen Schwertarm.
    »Ja!«, jubelte sie.
    Der Krieger schrie auf, stürzte, und Ureat war außer Gefahr, denn einer seiner Männer hatte mit einem weiteren Pfeil den Mann vor ihm niedergestreckt, und nun machte Ureat dem anderen den Garaus.
    Kians Pferd war inzwischen wieder auf den Beinen, von ihm selbst fehlte jede Spur. Von den sechs Kriegern, die Ureat begleitet hatten, schleiften zwei einen der Angreifer herbei, der dritte kam mit blutigem Schwert in der Hand näher geritten, während der vierte einen Flüchtenden verfolgte. Die zwei anderen waren vermutlich tot.
    Lena rannte los, eilte zu der Stelle, wo sie Ruven zuletzt gesehen hatte. Erleichtert erkannte sie Kian, der im Schnee saß, allerdings jemanden im Arm hielt. »Ruven!«, keuchte Lena und sank neben den Brüdern auf die Knie. Ruven atmete schwer, Blut benetzte seine Lippen, der Schnee hatte sich rot gefärbt. Kians Gesicht war eine Maske aus Wut und hilfloser Verzweiflung.
    »Ruven, bitte nicht«, flüsterte er, hielt die Hand seines Bruders, aber dessen Augen waren schon seltsam verschleiert.
    »O nein.« Lena schlug die Hände vors Gesicht.
    »Er wollte mich retten, Lena«, schluchzte Kian. »Er hat sich vom Pferd aus auf den Feind geworfen und …«, Kians Stimme wurde von seinen Tränen erstickt.
    In diesem Moment fiel Lenas Blick auf den Dolch, der tief in Ruvens Seite steckte. Vermutlich hatte ihm sein Angreifer die Waffe in den Leib gerammt, als er vom Pferd sprang. Tröstend legte sie Kian eine Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, ich – bin ein schlechter Schütze.«
    Ureat kam angestapft, riss erschrocken die Augen auf und erstarrte mit einem Mal. Kian schien nichts mitzubekommen, hatte seinen Kopf auf den seines Bruders gelegt, aber Lena sah in die Richtung, in die Ureat blickte.
    Hinter einem Gebüsch stand eine hochgewachsene Gestalt. Ein langer grauer Umhang flatterte im Wind, Schneekristalle wirbelten umher, ließen die Gestalt nur schemenhaft erkennen.
    »Nein, bitte nicht auch noch ein Rodhakan«, flüsterte Lena. Mit steifen Fingern umklammerte sie ihren Dolch, doch angesichts der düsteren Gestalt kam ihr die Waffe nutzlos vor.

Kapitel 26
    Verluste
    W arum nur musste Lena ihn immer wieder provozieren, zum Nachdenken bringen, und weshalb machte er sich gleichzeitig Sorgen um sie? So schnell es die raue Bergwelt erlaubte, ritt Ragnar zunächst nach Norden, denn er wollte Erborg in einem großen Bogen umgehen. Wie er den Fluss überqueren sollte, wusste er noch nicht. Doch wenn es weiter so frostig bliebe, würde der Himmelsfluss vielleicht ohnehin zufrieren. Seine Gedanken kehrten zu seinem Vater zurück. Ragnar war sich so sicher gewesen, das Richtige zu tun, als er die Pforte für Lucas öffnen wollte. Die Argumente seines Vaters hatten nachvollziehbar geklungen, und das, was er ihm versprochen hatte, war verlockend gewesen. Nun jedoch keimten Zweifel in Ragnar auf. Was, wenn er weitere Rodhakan über die Schwelle gelassen hätte? Hätte Lucas Wort gehalten und nur jene getötet, die es verdienten? Und konnte, nein, durfte es überhaupt jemanden geben, der über Leben und Tod entschied?
    »Verdammt, Lena, du machst mich irre«, knurrte er. Als er bemerkte, wie Devera müde wurde, stieg er ab, stapfte unermüdlich durch den Schnee. Doch auch wenn ein Tuavinn sehr viel ausdauernder war als ein Mensch, musste er sich irgendwann ausruhen. Aravyn, Etron? Wie mochte es ihnen gehen? Hatten sie sich in Sicherheit bringen können?
    Alarmiert eilten die vier Männer herbei, stellten sich mit ihren Waffen in den Händen um Lena, Kian, Ruven und Ureat. »Rodhakan«, hörte Lena ängstlich gewisperte Worte. Sie blinzelte, als die Gestalt sich näherte, um mehr erkennen zu können, doch die gleißende Morgensonne und der glitzernde Schnee verwehrten ihr die Sicht.
    »Kian, steh auf!«, rief Lena. »In deinen

Weitere Kostenlose Bücher