Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
Vom Netzwerk:
»Reite schnell! Ruven war übrigens der Meinung, Etron sei entkommen. Vielleicht findest du ihn.«
    »In Ordnung.« Er küsste sie auf die Stirn, und Lena hatte den Eindruck, innerlich zerbersten zu müssen. »Mach dir keine Sorgen. Sicher werden wir eine Lösung finden.«
    »Wie soll ich mir keine Sorgen machen, wenn du mir gerade erzählt hast, dass du dich mit Schattenkreaturen einlässt«, murmelte sie vor sich hin, als er in Deveras Sattel stieg und davonritt.
    Ragnar war fort, hatte sie verlassen, und Lena spürte eine entsetzliche Leere in sich, auch wenn sie wusste, wie wichtig es war, dass er den Tuavinn berichtete, was gerade geschah. Doch was, wenn er unterwegs auf Rodhakan traf? Sie hatte das Gefühl, an dem ersticken zu müssen, was sie wusste und doch niemandem anvertrauen konnte.
    »Lena, komm, wir müssen weiter. Möchtest du mit auf meinem Pferd reiten?«
    »Ja, danke«, antwortete sie zerstreut, betrachtete jedoch weiterhin die Spuren, die Devera im Schnee hinterlassen hatte.
    Behutsam fasste Kian sie am Arm und reichte ihr einen länglichen Gegenstand, der in eine Decke eingewickelt war. »Dein Bogen, ich habe ihn Onkel Ureat mitgegeben. Ich konnte ihn in all dem Chaos an mich nehmen und dachte, du hättest ihn sicher gerne wieder.«
    »Vielen Dank, Kian, das ist wirklich lieb von dir«, antwortete sie gerührt, nahm die Waffe an sich, packte sie aus und strich über die Intarsien. »Ragnars Schwert? Hast du das auch retten können?«
    »Nein, leider nicht. Aber Ureat sagte, er hätte deinen Dolch. Vor den Wachen aus Erborg hat er behauptet, ihn für sich zu wollen.«
    »Das ist ebenfalls Ragnars.« Ihre Kehle schnürte sich zu. Wenigstens den Dolch hätte sie ihm geben sollen, denn der stellte zumindest eine wirksame Waffe gegen die Rodhakan dar, sollte Ragnar bedroht werden. Sofern er sich überhaupt gegen sie wehren will ,dachte sie betrübt.
    »Ich frage ihn danach«, versprach Kian. »Ragnar wird schon zurechtkommen. Schließlich gelang es ihm, den Rodhakan zu entfliehen. Hat er dir eigentlich erzählt, wie?«
    »Na ja, er sagte, die Krieger aus Erborg hätten ihn einfach zurückgelassen und wären dann verschwunden«, log sie. »Er hätte einen Berggeist um Hilfe gebeten. Du weißt schon, die Tuavinn können so etwas. Wie es genau funktioniert, ist mir auch nicht klar.«
    Kian nickte beeindruckt. »Nun gut, das hat ihn gerettet. Aber komm jetzt, wir können nämlich keine Berggeister beschwören.«
    »Wie wollt ihr eigentlich das Bergvolk finden?« Lena betrachtete die Landschaft ein wenig eingehender. Dichter Wald, zerklüftete Felsen, eine einsame Gegend, in der sie sich hoffnungslos verirrt hätte.
    »Meist ist es eher so, dass das Bergvolk einen findet. Bleibt nur die Frage, ob sie uns auch finden wollen«, entgegnete Kian besorgt. »Ich hoffe, sie halten uns nicht für Anhänger von Fürst Orteagon, denn dann werden sie sich gewiss nicht zeigen.«
    »Das klingt ja nicht so toll.«
    »In jedem Fall müssen wir vor Einbruch der Nacht einen geschützten Ort suchen.« Kian eilte zu seinem Onkel und kehrte mit Ragnars Dolch zurück.
    »Danke«, flüsterte sie, betrachtete wehmütig die Waffe und befestigte sie an ihrem Gürtel.
    »Lass uns aufbrechen!« Sie spürte Kians Hand auf ihrer Schulter. Der junge Mann half ihr aufs Pferd, er selbst setzte sich vor Lena in den Sattel.
    Während sie weiter bergauf ritten, legte Lena sich ihren Bogen quer über die Beine. Ein eisiger Wind heulte zwischen den Felsen umher oder fegte Eiskristalle über freie Flächen und erschwerte ihren Ritt auf unangenehme Weise. Mühsam stapften die Pferde durch den immer tiefer werdenden Schnee, Schweiß bildete sich auf ihrem Fell und gefror zu Eiskristallen. Am späten Nachmittag wählten sie einen vom Wind abgewandten Felsüberhang als Unterschlupf für die Nacht. Rasch waren die erschöpften Pferde abgesattelt, und einer der Krieger entzündete ein Feuer, doch dieses vermochte die Kälte nicht zu vertreiben. Ein anderer Mann stieg den Hang weiter empor, um auf dem Felsgrat Wache zu halten. Bis zur Nasenspitze wickelte sich Lena in Umhang und Decke und brachte kaum noch die Kraft auf, etwas zu essen.
    »Komm, wir haben schon häufiger eine Decke geteilt«, bot Kian an, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie ein Stück kaltes Fleisch und einen Brotkanten verzehrt hatte. Er setzte sich neben sie, zog seine Decke über sie beide und legte seinen Arm um ihre Schultern.
    »Danke.« Lena war so todmüde, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher