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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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geraten. Als die Fremden sie erreicht hatten, hielt einer von ihnen – wie die anderen auch war er in einen Pelz gekleidet – einen langen Speer in die Höhe, woraufhin seine Gefährten stehen blieben.
    »Ich bin Neas. Arihan hat uns geschickt. Wir sollen euch helfen«, rief er mit kräftiger Stimme.
    Lena wunderte sich, wie der Tuavinn so schnell hatte die Nachricht überbringen können. Bedachte man, dass er Ruven zu den Gipfeln der Berge von Avarinn hatte geleiten müssen, so hegte sie gewisse Zweifel, ob vor ihnen nun wirklich Männer des Bergvolkes standen. Doch in Elvancor war vieles möglich, und da auch Ureat an diesem Umstand nichts Sonderbares zu finden schien, entspannte sie sich wieder.
    Kians Onkel trieb sein Pferd an und baute sich vor ihnen auf. »Wir sind aus Erborg geflohen. Drei von uns sind verletzt, einer ernsthaft.«
    »Das erwähnte Arihan. Unser Dorf liegt nicht weit entfernt, meine Männer haben eine Trage dabei.«
    »Gut. Kian, du musst nicht reiten«, sagte sein Onkel mit einem freundlichen Lächeln.
    »Ich reite«, entgegnete Kian stur.
    »Wenn du nicht reitest, kann sich ein anderer den mühsamen Fußmarsch ersparen«, polterte Ureat.
    Zwei Männer mit einem Gestell aus Holzstangen und einem dicken Tuch in der Mitte kamen den Berg hinab. Lena sprang noch einmal aus dem Sattel und half Kian beim Absteigen. Obwohl er mit dem unverletzten Bein aufkam, bemerkte sie, wie er bleich um die Nase wurde und heftig atmete.
    »Sicher ist es besser, wenn du getragen wirst.«
    Er antwortete nicht, legte sich jedoch auf die Trage, und die beiden kräftigen Männer mit den zottigen Bärten hoben ihn in die Höhe. In einem langen Zug folgten sie den fünf den Berg hinauf.
    »Falls Krieger aus Erborg Jagd auf uns machen, werden sie unsere Spur leicht verfolgen können«, befürchtete Lena.
    Ureat nickte besorgt. »In der Tat.«
    Der Bärtige mit der Lanze lief neben ihnen her, hielt mühelos mit den Pferden Schritt und sah zu ihnen auf. »Sobald Arihan zurück ist, wird er einen der Berggeister bitten, die Spuren zu verwischen.«
    »Das wäre ausgesprochen hilfreich«, entgegnete Ureat.
    Eine ganze Weile ritten oder liefen sie durch die zu Eis erstarrte Bergwelt. Die Äste der Bäume bogen sich unter der Schneelast teils bis zum Boden, bizarre Frostgebilde, die an Fabelwesen erinnerten. Auch die kleinen Seen, an denen sie vorbeikamen, waren bereits an den Rändern gefroren.
    An einem Wasserfall hielten die Bergmänner schließlich an. Links und rechts erhoben sich mächtige, senkrecht in die Höhe ragende Felswände. »Ihr müsst geloben, niemals über den Zugang zu unserem Tal zu sprechen«, verlangte Neas mit fester Stimme.
    Ureats Blick schweifte über seine Männer, so als wolle er sich vergewissern, ob ein jeder zu einem solchen Gelöbnis in der Lage wäre. »So sei es«, verkündete er dann. Wie um seine Worte zu bestätigen, verbeugten sich die anderen, und auch Lena neigte ihren Kopf.
    Sie beobachtete, wie der große Mann, den man in seinem Pelz umhang beinahe mit einem Bären verwechseln konnte, auf das Felsmassiv zuging. Seine Hand tastete die Spalten ab, und zu Lenas grenzenlosem Erstaunen tat sich nun eine mehr als mannshohe und gut fünf Meter breite Öffnung auf.
    »Was ist das denn?« Lena schaute zu Ureat, aber auch der alte Mann hatte seine Augen weit aufgerissen und schüttelte erstaunt den Kopf.
    Mit stolz erhobenem Kopf stand Neas in der Öffnung. »Willkommen in unserem Reich!«
    Das Innere des Tunnels war mit Kristallen erhellt, ähnlich wie Lena es von den Höhlen der Tuavinn kannte. Von Ureat und seinen Begleitern hörte sie immer wieder Laute derVerwunderung. Aus einem Loch in der Decke stürzte Wasser und bildete einen Fluss, der längs des Tunnels floss – ein fantastischer Anblick. Schillernde Steine bedeckten den Grund des Stromes, große Fische schwammen dazwischen umher. Beinahe war Lena enttäuscht, als der Gang wieder ins Freie führte, doch auch das in dem Bergkessel gelegene Tal war atemberaubend. Zu beiden Seiten der schroffen Berghänge schlängelten sich zwei Flussarme in endlosen Windungen entlang und vereinte sich an der Stelle, an der sie aus dem Tunnel traten, wieder miteinander und bildete draußen vor dem Bergmassiv den tosenden Wasserfall. Auch von den Berghängen ergossen sich immer wieder kleine Kaskaden. Viele von ihnen waren nun zu Eis erstarrt und boten einen scharfen Kontrast zu dem dunklen Gestein. Erst weiter in Richtung Talgrund wuchsen dichte

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