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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Sturmwind peitschte Wolken über einen abendlichen Himmel. Lena staunte, als sie bemerkte, dass direkt über ihr mächtige Steine aufragten.
    Doch ehe sie sich weiter umsehen konnte, wurde sie erneut von einem Lichtstrahl erfasst und fand sich einen Lidschlag später in der Esperhöhle wieder – genau wie Eryn gesagt hatte. Die Luft hier war kühl, es roch nach modriger Erde und feuchtem Stein.
    Wachsam hielt Eryn ihr Schwert erhoben, Etron hatte einen Pfeil an die Sehne seines Bogens gelegt.
    »Ist dies der Ort, an dem du nach Elvancor übergetreten bist?«, flüsterte der große Krieger.
    »Ja, wir sind wieder hier.« Lena hielt die Luft an, als drei Gestalten vor ihnen auftauchten, doch es waren keine Rodhakan, die sich geräuschlos näherten, sondern zwei Männer und eine Frau mit hellen Haaren, ähnlich gekalkt, wie sie es bei den Fürsten auf dem Triadenfest von Ceadd gesehen hatte.
    »Wir haben auf diesen Ort geachtet«, berichtete die Frau. »Zwei der Euren kamen erst vor Kurzem hierher. Düstere Männer, Schattenjäger.«
    Lena erschauerte. Dies konnten nur Ilragar und Wenlann gewesen sein.
    So als könnten allein ihre Worte die Rodhakan hierherbringen, blickte sich die Keltin um. Auf Lena wirkte sie ähnlich durchscheinend wie die Geister, die ihr mit Ragnar auf dem Staffelberg begegnet waren. Nun wunderte sie sich, dass sie die Geister der Kelten auch ohne Ragnar an ihrer Seite betrachten konnte.
    »Warum nur kann ich sie sehen?«, murmelte sie.
    Es war Eryn, die ihr antwortete, allerdings zuckte sie ratlos mit den Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen. Es mag daran liegen, dass du eine Weile in Elvancor warst und mit starker Magie in Berührung kamst.«
    Ein leises Flüstern lenkte Lena ab. Etron sprach zu seinem Bussard, der daraufhin mit wenigen Flügelschlägen aus der Höhle flatterte. Morqua hingegen schnupperte interessiert am Boden herum.
    »Wir sollten aufbrechen«, meinte Etron schließlich.
    »Ich warte mit Morqua hier«, schlug Eryn vor. »Momentan scheinen die Rodhakan nicht in der Nähe zu sein, aber sofern sie unser Kommen gespürt haben, mag sich das ändern. Ich werde diesen Ort bewachen.«
    Etron nickte, dann blickte er Lena auffordernd an. »Du musst uns den Weg weisen.«
    Auch wenn es sie beschäftigte, weshalb sie die Geister nun sehen konnte, wusste sie, dass die Zeit drängte. Durch den dunkler werdenden Wald eilte sie Etron voran. Alles war so, wie sie es verlassen hatte: der Herbstwald, die langen Schatten in der Abenddämmerung. Für Lena jedoch war eine lange Zeit vergangen, Monate oder beinahe ein Jahr, sie konnte es nicht wirklich einordnen. Ihre Eltern würden noch immer denken, Ragnar sei tot, sie selbst würde trauern. Doch alles hatte sich verändert. Wie sollte sie überhaupt mit ihren Eltern umgehen? Außerdem, als sie nach Elvancor übergetreten war, war ihr diese Welt fremd, ja sogar unwirklich erschienen. Nun hatte sich dies geändert, und ihre eigene Welt, die Welt, die sie kannte, mutete ihr befremdlich an.
    Der schweigsame Krieger sah sich ständig neugierig um, hielt jedoch erst inne, als die Teerstraße und die Häuser in Sicht kamen. Auch Lena blieb nun stehen. Etron hatte sich in die Hocke niedergelassen und strich mit den Fingern über den Asphalt. Er runzelte die Stirn, schwieg jedoch.
    »Vielleicht solltest du besser hinter unserem Garten versteckt bleiben«, schlug Lena vor. Grinsend betrachtete sie den beeindruckenden Mann mit dem Bogen, der Narbe im Gesicht und den langen grauen Haaren. »Meine Eltern sind nicht an Tuavinn gewöhnt, und selbst meine Oma würde vermutlich einen Herzinfarkt bekommen.«
    »Das würde unsere Aufgabe beträchtlich erschweren«, stimmte Etron zu.
    Lena gab ihm ihren eigenen Bogen, schlich sich ins Gebüsch und bedeutete Etron, hinter dem Gartenzaun zu warten. »Ich beeile mich.«
    »Sehr gut.« Gelassen setzte Etron sich auf einen Baumstumpf und betrachtete Haus, Garage und Garten weiterhin äußerst interessiert.
    Lena schwang sich über den alten Holzzaun, rannte auf das Haus ihrer Oma zu. Sie hatte gar nicht gedacht, dieses alte Gebäude einmal so zu vermissen. Auch als sie im Flur ihrem Vater gegenüberstand, brach eine unerwartete Woge der Zuneigung über sie herein.
    »Lena, bist du schon wieder zurück?«, fragte er verwundert.
    »Was? Wieso?« Lena betrachtete ihren Vater, als würde sie ihn das erste Mal sehen.
    »Na, du wolltest doch zum Reitstall, oder nicht?«
    »Ja, richtig«, entgegnete sie rasch.
    Für ihre

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