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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Eltern waren also höchstens ein paar Stunden vergangen – unbegreiflich. Spontan umarmte sie ihren Vater. Dieser stutzte zwar kurz, drückte sie dann aber an sich.
    »Ach Lena, wie schlimm diese Sache für dich sein muss. Zeit heilt alle Wunden, meine Kleine.«
    Das muss sie gar nicht mehr ,dachte sie, sagte jedoch nichts weiter dazu. »Ist Oma hier?«
    »Nein, sie musste noch dringend zu einem Patienten, hat sie gesagt.«
    »Verdammt«, schimpfte Lena. Jede Sekunde war kostbar, denn in Elvancor mochte inzwischen eine lange Zeit verstrichen sein.
    »Aber komm doch ins Wohnzimmer zu Mama, Ramona ist auch noch da.«
    Zögernd stimmte Lena zu, und sie freute sich auch, ihre Mutter und ihre Schwester wiederzusehen, dennoch war sie ungeduldig. Zudem machte sich eine seltsame Beklommenheit in ihr breit, ihr Mund wurde trocken, ihr Herz schlug schneller, als sie den Raum betrat.
    »Na, komm her, Schwesterchen«, sagte Ramona, woraufhin Lena sich neben sie setzte und sich von ihr umarmen ließ.
    »Sag mal, Lena, hast du dir eigentlich Extensions in die Haare machen lassen?«, erkundigte sich ihre Schwester und streichelte über Lenas Haarschopf.
    Diese war überrascht, erkannte dann aber in der Glasscheibe des Wohnzimmerschrankes, dass ihre Haare tatsächlich deutlich gewachsen waren. »Ähm, ja, neulich, von einer Freundin«, redete sie sich heraus und band die lange Pracht eilig zu einem Zopf zusammen.
    »Die Stiefel sind schick«, fuhr Ramona fort, wobei sie auf die kniehohen Lederstiefel aus Elvancor deutete, »nur putzen solltest du sie mal wieder.«
    Verschämt steckte Lena sie unter das Sofa. »Ich war doch bei den Pferden.«
    »Hallo, Lena. Sei so gut und lass die Dinger besser vor der Tür«, verlangte Manuela postwendend mit gerümpfter Nase.
    Da Oma Gisela noch nicht zurück war, tat Lena ihrer Mutter den Gefallen, ging anschließend in ihr Zimmer, zog sich eine unauffällige Jeans an und sah sich um. So vertraut und fremd zugleich wirkte alles hier. Sie entdeckte ihr Smartphone, nahm es in die Hand und schmunzelte dann. Früher hatte sie geglaubt, ohne dieses Gerät nicht leben zu können. Aber in Elvancor hatte sie es nur ein einziges Mal vermisst. Computer und Fernsehen überhaupt nicht. In Elvancor wäre für derartige Dinge gar keine Zeit gewesen, geschweige denn, dass diese Errungenschaften der Technik in irgendeiner Form hilfreich gewesen wären.
    Unschlüssig drehte sie den Goldklumpen in der Hand herum. Sie konnte ihn ihren Eltern kaum ohne eine Erklärung geben. Aber sofern Oma Gisela ihr glaubte, konnte die ihn vielleicht zu Geld machen. Auch das würde Fragen aufwerfen, doch dafür war nun keine Zeit.
    »… das arme Mädchen, was sie in ihrem Alter schon so alles mitmachen muss«, hörte sie ihre Mutter durch die Wohnzimmertür, als sie zurückkehrte. »Wir sollten Lena eine Freude machen und ihr das Ausgehverbot erlassen.«
    Wieder musste Lena schmunzeln und betrat das Wohnzimmer mit den Worten: »Das ist lieb, aber nicht nötig.«
    »Ach Schatz, wir wollen einfach etwas für dich tun«, sagte ihre Mutter, kam zu ihr und umarmte sie.
    Lena genoss diese Zuneigung, so lange hatte sie die nicht mehr bei ihrer Familie gespürt.
    »Mir geht es gut«, versicherte sie, und auch wenn sie Zweifel in den Gesichtern ihrer Eltern erkannte, lächelte sie die beiden an. »Wisst ihr, ich kann euch inzwischen verstehen. Ich habe riesengroßen Mist gebaut. Aber ich habe wirklich schon lange eingesehen, wie dumm es war. Das mit dem Auto tut mir leid.« Ihre Hand spielte an dem Goldklumpen in der Sweatshirttasche herum. »Ich werde euch den Schaden eines Tages ersetzen. Es wäre nur schön, wenn ihr mich nicht mein ganzes Leben lang wegen dieser Sache mit dem Unfall und dem Kiffen verurteilen würdet! Nichts kann es ungeschehen machen, und sicher hätte sehr viel mehr passieren können. Ich wünsche mir nur, dass ihr mir irgendwann verzeiht!«
    Stumm musterte ihre Familie sie, keiner rührte sich, die große Standuhr in der Ecke tickte unnatürlich laut in Lenas Ohren.
    »Also irgendwie bist du plötzlich ganz anders, Lena«, fing Ramona als Erstes zu sprechen an.
    Auch ihre Eltern blinzelten verwirrt, Lenas Vater jedoch lächelte kurz darauf und fuhr sich über die Halbglatze. »Also, ehrlich gesagt, war es so etwas, was ich schon lange von dir hören wollte.«
    »Vielleicht ist sie ja durch diese schlimme Sache vernünftig geworden«, spekulierte ihre Mutter, dann stand sie auf und streichelte Lena noch einmal

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