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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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und Wangen, was Ureats ausgeprägten Unterkiefer noch betonte. Zudem war der Bart so buschig, dass er gut und gerne fünf Zentimeter von seinem Gesicht abstand. »Sag, woher kommst du?«
    Lenas Gedanken rasten, sie hatte keine Ahnung, was sie antworten sollte. Zu verkünden, dass sie über die Schwelle nach Elvancor gereist war und sich in einen Tuavinn-Krieger verliebt hatte, mochte sich im Moment als unklug erweisen. Daher starrte sie den alten Mann nur stumm an.
    »Du musst es ihm sagen«, flüsterte Kian ihr ins Ohr.
    »Ich … ich weiß es nicht«, stammelte sie schließlich und deutete mit einer unbeholfenen Geste auf ihre Stirn. »Der Schlag auf den Kopf, ich kann mich nicht erinnern.«
    Die Männer und Frauen sahen sich an, leises Gemurmel brach aus.
    »Aber dein Name ist dir bekannt?«, fragte Ureat herausfordernd.
    Mist, jetzt habe ich nicht aufgepasst ,dachte sie und antwortete so unbedarft wie möglich: »Ich bin mir nicht sicher, dass es mein Name ist, es war das Erste, was mir in den Sinn kam.«
    »Ich denke nicht, dass das ihr Name ist«, grummelte die Alte. »Niemals zuvor habe ich diesen Klang vernommen.«
    Ureat fuhr sich über seine buschige Gesichtsbehaarung. »Nun gut, fürs Erste soll sie Lena heißen, und bis ihre Erinnerung zurückkehrt, muss sie bewacht werden. Kian, du hast sie gerettet, du wirst auf sie achten.«
    Lena holte zu einer Entgegnung Luft, aber Kians Hand drückte ihre Schulter. »Es ist besser so, zu deinem eigenen Schutz«, raunte er ihr zu.
    Auch wenn Lena das überhaupt nicht gefiel, zog sie es jetzt vor zu schweigen. Sie musste nur zusehen, irgendwie von hier verschwinden zu können. Vielleicht hielten sich Ragnar und Maredd schon ganz in der Nähe auf. Das hoffte sie zumindest inständig.
    Mit einem Seitenblick auf Lena fuhr der Älteste – sie ging davon aus, dass er eine Art Anführer dieser Stadt war – fort: »Sag, konntet ihr einige dieser Wilden unschädlich machen?«
    Verlegen kratzte sich Kian am Kopf. »Du weißt, sie sind schwer zu besiegen.«
    »Weshalb kämpft ihr denn gegen die Tuavinn?«, wagte Lena zu fragen.
    »Weshalb kämpfen wir gegen die Tuavinn?«, höhnte die Alte, doch Ureat unterbrach sie barsch.
    »Schweig, Irba, sie kann sich nicht erinnern.« An der Art, wie der alte Mann sie jedoch musterte, glaubte Lena ablesen zu können, dass Ureat sie durchschaut hatte.
    Auch die alte Irba schnaubte nur und kniff die Lippen zusammen.
    »Die Tuavinn«, erklärte Ureat, »haben die Rodhakan nach Elvancor gebracht.«
    »Wie kommt ihr denn darauf?«, rutschte es Lena heraus, und sie hielt sich gerade noch zurück, mehr zu sagen, denn sie musste ja ihre Amnesie überzeugend weiterspielen – sofern ihr überhaupt jemand glaubte.
    »Einst kamen unsere Fürsten«, Ureat deutet auf Lenas Amulett, »aus den Bergen von Avarinn über die Schwelle aus der anderen Welt. Über eine lange Zeit wechselten sie zwischen den Welten, manch einer brachte gar seine Familie vor dem Feind in Sicherheit. Sie verbrachten hier ein gutes Leben über Generationen. Die Kinder und Kindeskinder derer, die einst mithilfe der Amulette über die Schwelle traten, nahmen so viel der Magie Elvancors in sich auf. Sie wurden zu Wesen Elvancors und benötigen somit den Schutz der Amulette nicht mehr.«
    Neugierig blickte sich Lena um. Keiner der Anwesenden hatte ein Amulett so wie sie, zumindest soweit sie das beurteilen konnte, denn nicht jeder trug sein Hemd so lose geschnürt wie Kian.
    »Über viele Generationen traten keine Menschen mehr über die Schwelle, weil die Tuavinn niemanden mehr herüberließen. Irgendwann tauchten nämlich die Rodhakan auf, verbreiteten Angst und Schrecken, und wir gehen davon aus, dass sie aus der Welt jenseits der Berge von Avarinn stammen.«
    »Ach?« Beinahe hätte Lena verkündet, sie hätte noch niemals einen Rodhakan in ihrer Welt gesehen, allerdings waren da Luvett und Everon gewesen. Außerdem hatte Ragnar behauptet, er habe Schuld daran, dass sie in ihre Welt gelangt seien.
    »Wir wollen die Tuavinn zwingen, die Grenzen zu schließen«, warf die alte Irba ein. »Das Übel soll von uns fernbleiben, und die selbst ernannten Hüter der Ewigkeit sollen unsere Fürsten«, sie verbeugte sich leicht, »endlich in Frieden leben lassen.«
    »Was haben denn eure Fürsten damit zu tun?«, wollte Lena wissen.
    Erneut dieser forschende Blick Ureats. »Die Tuavinn«, er spuckte ins Feuer, »wollen unsere verehrten Fürsten, die vor undenklicher Zeit aus der Welt

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