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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Menschen zu gewinnen. Und was hat es gebracht – nichts. Sie hassen uns mehr denn je, weil wir irgendwelche verstaubten Fürsten endlich in die Ewigkeit jagen wollen.«
    »Ragnar, ich dachte, du hättest inzwischen gelernt, dich in Geduld zu üben. Außerdem«, Maredd hob seinen Zeigefinger in die Höhe, »ist jagen wohl der falsche Ausdruck, und das weißt du auch. Es ist ihnen nicht bestimmt, so lange hier zu sein. Sie unterbrechen damit den großen Kreislauf.«
    »Ach was! Und jetzt lass uns endlich aufbrechen.« Ragnar wollte nichts mehr hören und eilte zu Devera, um seinen Proviant in den Satteltaschen zu verstauen.
    Mit sorgenvoll gerunzelter Stirn blickte Maredd seinem Enkel hinterher. Während Ragnars erster Zeit in Elvancor hatte er den Eindruck gehabt, der Junge würde sich sehr gut entwickeln, seine Aufgabe und Bestimmung gefunden haben, den Ort, an den er gehörte. Auch Amelia war dieser Meinung gewesen. Gemeinsam waren sie auf die Jagd gegangen, Ragnar hatte gelernt, mit Schwert, Bogen und Speer zu kämpfen, und schätzte mittlerweile die Wunder Elvancors. Aber seit einer Weile wirkte er verändert, rastlos, ungeduldig, so wie er es laut Amelia auch früher gewesen war.
    Liegt es daran, dass er sich noch immer nicht an seinen Anam Cara gebunden hat? Maredds Blick schweifte nach Süden, zum Berggipfel von Cerelon, der sich an klaren Tagen weit über das Land erhob. Vielleicht ist es nun doch schon an der Zeit.

Kapitel 3
    Talad
    D ieser Fluchtversuch war ja gründlich misslungen! Ruckartig drehte Lena sich um und blickte in das kantige, von einem leichten Stoppelbart bedeckte Gesicht des jungen Mannes, der sie entführt hatte. Eigenartigerweise spielte ein Lächeln um seinen Mund, und er blickte sie freundlich an. Statt sie niederzuschlagen, deutete er auf die Tür. »Weshalb trittst du nicht ein?«
    Zu verdutzt, um antworten zu können, runzelte sie lediglich die Stirn.
    »Mein Name ist Kian.«
    »Ich heiße Lena.« Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, wallte plötzlich Wut in ihr auf. »Was fällt dir eigentlich ein, mich zu entführen? Wo bin ich überhaupt, und gib mir verdammt noch mal meine Kleider zurück!«
    Sichtlich überrascht von Lenas Ausbruch, zuckte Kian zurück. »Ich habe dich gerettet«, rief er empört.
    »Gerettet? Hatte ich dich vielleicht gebeten, mich zu retten ?«
    »Aber es waren Tuavinn in der Nähe. Warst du am Ende gar nicht auf der Flucht?«
    »Nein, das war ich nicht«, fauchte sie. »Und jetzt bring mich zurück!«
    Entsetzt schüttelte der junge Mann den Kopf. »Dein Geist muss von dem Schlag auf den Schädel verwirrt sein. Die Tuavinn sind böse und gefährlich.«
    So langsam ahnte Lena, dass es jetzt besser war, nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Wenn sie hier als Freundin der Tuavinn auftrat, könnte sie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Daher rieb sie sich über die Stirn, konnte sich jedoch einen weiteren bissigen Kommentar nicht verkneifen. »Und wer bitte ist schuld daran, dass ich gestolpert bin?«
    Eine leichte Röte überzog Kians Gesicht. »Hat man dir kein passendes Gewand gegeben?«
    »Nein, hat man nicht. Aber ich würde ohnehin meine eigenen Kleider bevorzugen.«
    Abwägend wanderten seine Augen über sie, sodass Lena unruhig wurde. »Niemals zuvor habe ich eine solche Gewandung gesehen. Sag, ist es nun Sitte im Süden, solche Kleider zu tragen?«
    Beim besten Willen wusste Lena nicht, was sie antworten sollte, denn eine schlüssige Erklärung für ihren Aufzug gab es nicht. »Vergiss die Kleider … oder meinst du, ich erinnere mich an ein paar verfluchte Kleider, wenn ich nicht einmal weiß, wo ich herkomme oder was ich bei den Tuavinn getan habe?«
    Der junge Mann brummte unschlüssig, dann öffnete er die Tür zum Versammlungsraum und schob Lena sanft, aber bestimmt hinein. Ihr Unbehagen steigerte sich, als sämtliche Gespräche schlagartig verstummten und sie von zwanzig Augenpaaren gemustert wurde, mal mehr, mal weniger skeptisch.
    »Das ist Lena«, stellte Kian sie vor.
    »Welch seltsamer Name«, grummelte die Alte, die Lena schon durch den Türschlitz gesehen hatte.
    »Mein Name ist Ureat, Ältester von Talad.« Ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht erhob sich. Weniger hochgewachsen als Kian, von kräftiger Statur, und auch wenn er nicht mehr der Jüngste war, zeichneten sich noch beachtliche Muskeln unter seinem grauen, vor der Brust geschnürten Hemd ab. Das Auffälligste an ihm war sein Bart. Dieser bedeckte lediglich Oberlippe

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