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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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sah wie ein grotesk verunstalteter Baum aus –, und seine langen Arme schlangen sich um Morquas Körper und drückten zu. Die Katze brüllte auf, aber sofort bohrten sich Etrons Pfeile in den Rodhakan-Leib. Eryns Seelengefährtin kam frei, stürzte sich sogleich auf einen Schatten, der Aravyn bedrängte.
    Lena trat noch einen Schritt vor, ohne Ragnar aus den Augen zu lassen. Sein Gesicht war wie erstarrt, seine Augen kalt und verschleiert, als hätte ihn der Rodhakan vollkommen in seinen Bann geschlagen. Sie wusste nicht einmal, ob er sie wirklich erkannte. Lucas versperrte ihr den Weg. Tatsächlich konnte sie zwischen Ragnar und ihm eine gewisse Ähnlichkeit erkennen, doch da war dieser gewaltige Schatten, der ihn umgab.
    Angst kroch in Lena empor, Kian hielt sie zurück. »Geh nicht näher«, flüsterte er.
    Selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte nicht weitergehen können, die Panik in ihr lähmte sie mit einem Mal. Doch da breitete der Rodhakan plötzlich die Arme aus, und jetzt sah sie auch, wer da am Boden lag. »Maredd!«, stieß sie hervor. War Ragnars Großvater am Ende tot? Schwertergeklirr ließ sie aus ihrem Entsetzen auftauchen. Arihan und Aravyn wollten ihr zu Hilfe eilen, doch sofort wurden sie von drei Rodhakan abgefangen. Eryn versuchte, sich ebenfalls den Weg zu ihnen durchzukämpfen. Aber keinem von ihnen gelang es, zu ihr durchzudringen, und so nahm sie all ihren Mut zusammen und ergriff schließlich Kians Hand. Der junge Mann starrte mit aufgerissenen Augen auf den Rodhakan und rührte sich nicht.
    »Denk an die, die du liebst. Hab keine Angst, dann können wir ihm entgegentreten«, raunte sie ihm zu.
    Ein Ruck ging durch Kian, und Lena hatte das Gefühl, eine starke Energie würde durch sie beide hindurchfließen. Gemeinsam rückten sie vor, während um sie herum der Kampf tobte. Der Rodhakan zog seine Augenbrauen zusammen, blieb hoch aufgerichtet stehen, als die beiden so entschlossen auf ihn zutraten. Bei jedem Schritt dachte Lena an alle, die hier waren und kämpften, auch der Gedanke, Ragnar zu helfen, gab ihr Kraft. Freunde, wahre Freunde.
    Der Rodhakan lachte höhnisch. »Wie schön, dass ihr freiwillig zu mir kommt. Das bedeutet neue Kraft für uns!« Eine wellenartige Bewegung lief durch seine Aura, ließ sie finsterer erscheinen, als sie ohnehin schon war.
    Lena spürte, wie Kian zögerte, aber sie drückte seine Hand. »Ragnar, hörst du, was er da sagt? Glaubst du wirklich, dein Vater würde eine Freundin von dir töten?«
    Lucas schnellte zu Ragnar herum, der unentschlossen hinter ihm stand. »Du warst das Ziel ihres Pfeils, Ragnar!«
    »Das war ein Versehen!« Lena ließ sich nicht beirren und war erleichtert, als kurz darauf auch Aravyn hinter ihr stand, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie es der jungen Tuavinn gelungen war, den Kreis der Feinde zu durchbrechen. Eine Hand krallte Lena um Kians, die andere lag an dem Dolch, den Ragnar ihr gegeben hatte. Sie wusste selbst nicht, weshalb, aber je näher sie trat, desto mehr wich die Angst von ihr. Es war so, als würde eine unsichtbare Mauer um sie und Kian herum entstehen, und auch das Gesicht des jungen Kelten entspannte sich zusehends. Lena versuchte, an dem Rodhakan vorbei zu Ragnar zu gelangen, doch der versperrte ihnen nach wie vor den Weg.
    »Ich lasse dich nicht zu meinem Sohn«, zischte er. »Du bist nicht gut für ihn.« Nun wuchs seine Schattengestalt sogar, ragte bedrohlich über Lena, Kian und Aravyn auf.
    »Lena«, rief Ragnar. »Das ist Lucas, mein Vater! Er ist ein Rodhakan, ja, aber versuch doch, das Gute in ihm zu erkennen.«
    »Das Gute?« Lena konnte nicht fassen, was Ragnar von sich gab. »Er will dich doch nur benutzen«, redete sie auf ihn ein. »Dein Vater würde das niemals tun.«
    Irgendwo hinter ihr fauchte Morqua, kurz darauf hallte ein weiterer Schrei durch die Dunkelheit.
    »Du weißt nichts, Mensch«, zischte der Rodhakan, griff jedoch nicht an, obwohl seine Augen gierig glitzerten. Abermals erzitterte der Boden unter Lenas Füßen, Schneemassen fielen von den Bäumen, deren Äste daraufhin nach oben schnellten.
    »Ich weiß, dass du nicht das bist, was du vorgibst zu sein«, provozierte sie Ragnars vermeintlichen Vater, denn sie schöpfte Hoffnung, da sie bemerkte, dass immer mehr Tuavinn und Krieger der Bergleute herbeiströmten. Offenbar hatten sie das schicksalsträchtige Geschehen hier am See bemerkt und schlossen sich dem unerbittlichen Kampf gegen die Schatten an, der um Lena und ihre Freunde
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