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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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waren ausgesprochen köstlich und würzig.
    Kian lächelte ihr zu und ließ es sich selbst schmecken, dann schlenderte er weiter. Als Lena zögerte, blieb auch er stehen und musterte sie fragend.
    »Sollten wir nicht bezahlen?« Der Bäcker machte zwar keine Anstalten, sich zu beschweren, aber dennoch wunderte sich Lena.
    »Was willst du?«, erkundigte sich Kian verwirrt.
    »Na, ihn bezahlen, ihm Geld geben«, antwortete sie ungeduldig, aber der junge Mann schien sie wirklich nicht zu verstehen.
    »Von was im Namen der Weisen sprichst du?«
    Nun schwante Lena, dass es so etwas wie Geld in Elvancor gar nicht gab. »Ich meine, wir müssten ihm doch etwas im Tausch für sein Brot geben«, erklärte sie eilig.
    »In Talad ist es nicht üblich zu tauschen.« Kian legte seinen Kopf schief. »Wahrscheinlich kommst du dann doch aus Crosgan oder Erborg. Dort wird Tauschhandel betrieben.«
    »Und wie macht ihr es dann hier?«
    Nun setzte Kian seinen Weg erneut fort, und während sie an Ständen mit Kleidung, Gemüse, Pferdegeschirr und geräucherter Wurst vorbeikamen, klärte er Lena über die Gebräuche Talads auf. »Jeder hat einen festen Platz in der Gemeinschaft. Zoreon«, er deutete auf den Bäcker, »versorgt die Menschen der Stadt mit Nahrung. Wieder andere bauen Nahrungsmittel an oder schlachten das Vieh. Ich hingegen bin ein Krieger und verteidige die Stadt in Notzeiten und erledige, wie gesagt, Botenritte.«
    »Das heißt«, staunte Lena, »jeder darf sich so viel zu essen nehmen, wie er will, auch Kleidung, Waffen oder Ledersachen?«
    »So halten wir es, seitdem die ersten Fürsten eintrafen. In Talad und Ceadd ist es so geblieben.«
    »Und das funktioniert?«, fragte Lena verdutzt. »Nimmt sich nicht einer zu viel, zum Beispiel ein großer Krieger, und ein Schwächerer geht leer aus?«
    »Nein, weshalb sollte das geschehen?« Kians Augenbrauen zogen sich zusammen, dann wiegte er bedächtig den Kopf. »Allerdings sagt man, in den Städten des Südens würde es Menschen geben, die sich über ihresgleichen erheben und sie unterdrücken.«
    »Dann habt ihr gar keinen …« Lena suchte nach einem geeigneten Wort. »Keinen Anführer oder so etwas?«
    »Es gibt die Ältesten. Sie sind weise und erfahren. Und natürlich sind da auch noch Fürst Gobannitio und Fürstin Tarenja von Ceadd, die wir verehren und denen wir Abgaben leisten, damit uns Ceadds Krieger in der Not beistehen.«
    Jetzt kommen wir der Sache schon näher ,dachte Lena.
    An Kians Seite wanderte sie weiter durch die Stadt. Beinahe alle Häuser waren aus diesem grauen Gestein erbaut. Die niedrigen Häuschen mit den kleinen Fenstern besaßen keine Scheiben, sondern dicke Vorhänge oder Fensterläden. Insgesamt wirkten die Gebäude ziemlich einfach und erinnerten Lena an eine mittelalterliche Stadt – zumindest hätte sie sich dies so ähnlich vorgestellt. Trotzdem machte Talad keineswegs einen schmutzigen Eindruck. Unwillkürlich fragte sie sich, ob es hier eine Art Abwassersystem gab, denn zum Glück blieb sie von stinkenden Wasserrinnen verschont, wie es sie im Mittelalter gegeben haben musste, und auch auf den Straßen, durch die sie nun bergab streiften, war keinerlei Unrat zu sehen. Menschen kamen ihnen entgegen, begrüßten Kian freundlich, betrachteten sie selbst entweder mit einem neugierigen Blick oder nahmen ihre Anwesenheit lediglich durch ein Nicken zur Kenntnis. Eine ganze Reihe an Pferdefuhrwerken war unterwegs, beladen mit Nahrungsmitteln oder auch Töpferwaren und Kleidern. Sie alle steuerten auf den Marktplatz zu. Mehrere Gespanne fielen Lena auf, die gewaltige Fässer geladen hatten.
    »Was transportieren sie?«, erkundigte sich Lena bei Kian.
    »Die meisten Wasser. Manche auch Bier oder Wein, um das Triadenfest zu bereichern.«
    »Triadenfest?«
    Kian blieb kurz stehen, wunderte sich wohl, dass ihr dies nichts sagte, ging dann jedoch weiter. »Die Fürsten von Elvancor berichteten, die magische Triade hätte am Firmament gestanden, als sie das erste Mal Elvancor betraten. Außerdem haben Gobannitio und Tarenja Ceadd so erbauen lassen, dass die magische Triade an bestimmten Tagen direkt über der Festung steht. Das ist der Tag, an dem das Triadenfest gefeiert wird, und schon bald ist es so weit.« Kian wirkte nachdenklich und sah Lena einige Sekunden lang an. »Morgen brechen die meisten Bewohner Talads dorthin auf. Nur wenige bleiben zum Schutz der Stadt und der Kranken oder Schwachen zurück. Mein Onkel will, dass du uns

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