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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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begleitest.«
    Zunächst riss sie erschrocken die Augen auf, denn eine Reise nach Ceadd bedeutete, sich noch weiter von Ragnar zu entfernen. Doch dann kam ihr ein anderer Gedanke. Wenn sie in einer riesigen Gruppe unterwegs war, würde es ihr vielleicht gelingen, heimlich die Flucht zu ergreifen.
    Mittlerweile hatten sie einen weitläufigen Platz erreicht. An dessen anderem Ende ragte ein gut und gerne fünf Meter hohes Tor in die Höhe, vor dem Wagen in einer langen Schlange standen und darauf warteten, hindurchgelassen zu werden. Vor dem Tor standen Wachen, ähnlich gekleidet wie Kian, mit Speeren in den Händen und Schwertern um ihre Hüften gebunden. Nacheinander winkten sie die Fuhrwerke hindurch und beobachteten sehr genau, wer hereinkam oder hinausging. Einen Augenblick lang spielte Lena mit dem Gedanken loszuspurten, sich durch die Fuhrwerke zu schlängeln, sich irgendwo auf einem Wagen zu verstecken. Aber ihr war durchaus klar, dass sie nicht weit kommen würde, und wenn man sie dann fing, würde man sie einsperren und sie käme gar nicht mehr weg. Sehnsüchtig wanderte ihr Blick zu den Bergen.
    Ragnar, bitte komm her und hol mich!

Kapitel 4
    Verzweifelte Suche
    S chon seit zwei Tagen verfolgten Ragnar und Maredd den Flüchtigen. Amelia und Etron waren schweren Herzens zurückgeblieben und hatten sich auf die Suche nach weiteren Tuavinn begeben, damit diese ebenfalls nach Lena Ausschau halten konnten.
    Ragnar wurde das Gefühl nicht los, dass der Mann sie in die Irre leiten wollte: Zunächst lief er nach Westen, dann plötzlich machte er einen großen Bogen und wanderte wieder nach Südosten. Dabei sah er sich ständig gehetzt um. Stets blieben Maredd und Ragnar in einiger Entfernung. Sie beide konnten deutlich besser sehen als jeder Mensch, und besonders Maredd war ein Meister im Spurenlesen. Doch als sie auf ein Felsplateau gelangten, war nicht mehr zu erkennen, welche Richtung der Mann eingeschlagen hatte. Rechts von der Hochebene ergoss sich ein sprudelnder Bergfluss, weiter südlich begann dichtes Buschland.
    Maredd fuhr sich über sein Kinn, seine Augen suchten die Umgebung ab. »Ich vermute, der Mann möchte nach Talad. Er bewegt sich zwar in weiten Bögen, aber trotzdem stets bergab.«
    Mit einem Satz sprang Ragnar aus Deveras Sattel und ging in die Hocke. Angestrengt starrte er auf den Fels. »Nichts, keine Spur. Denkst du, er hat sich in die Büsche geflüchtet?«
    »Du könntest die Geister der Berge befragen«, schlug sein Großvater mit einem Lächeln vor.
    Noch immer war es für Ragnar ungewohnt, sich Hilfe von diesen ihm fremden Wesen zu holen, und häufig gelang es ihm auch nicht. »Du könntest es tun, auf dich hören sie besser.«
    »Ragnar, auch dir kann es gelingen«, versicherte Maredd ihm.
    Um rasch weiterzukommen, gab Ragnar nach. Er ließ sich auf die Knie nieder, seine Hände berührten den Fels, dann schloss er die Augen. Behutsam versuchte Ragnar, sich in sich selbst zu versenken, spürte die Energie, die Maredd als Magie bezeichnete, durch seinen Körper und den Fels unter sich fließen. Die Tuavinn behaupteten, sie seien ein Teil Elvancors, aus seiner Magie geboren, und konnten auch wieder mit ihr verschmelzen, wenn dies nötig war.
    Ständig schweiften Ragnars Gedanken ab. Er musste an Lena und ihre Entführer denken, und die Wut darüber spülte jegliche Konzentration hinweg.
    »Maredd, bitte tu du es, es gelingt mir nicht«, bat er schließlich.
    Tröstend legte ihm sein Großvater eine Hand auf die Schulter, bevor er beide Handflächen auf das Gestein legte und den Blick senkte. Es dauerte keine zwei Lidschläge, da erhob sich direkt aus dem Fels eine graue Gestalt, doppelt so groß wie sie beide. Zunächst waberte das formlose Grau hin und her, dehnte sich aus, schmolz wieder zusammen, bis es schließlich zu einem grauen Mann wurde. Er wirkte wie aus Stein gemeißelt, mächtige Muskeln zeichneten sich auf den Armen ab. Das Gesicht war ebenso grau wie sein restlicher Körper, kantig, der Mund glich einer Felsspalte, und hätten sich die dunklen Augen nicht bewegt, man hätte ihn für einen Teil der Felsen halten können.
    »Aus welchem Grund ruft ihr mich aus dem Herzen meiner Bergwelt?«, grollte eine tiefe Stimme, die etwas in Ragnars Innerem zum Beben brachte.
    »Maredd und Ragnar von den Tuavinn erbitten deine Hilfe, Herr der Berge.« Maredd verbeugte sich voller Ehrfurcht, und Ragnar beeilte sich, es ihm gleichzutun.
    Nur schwer hielt er dem Blick des Steinmannes stand,

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