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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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wiederfinden. In einem anderen Körper oder in der Ewigkeit.«
    »Weißt du das sicher?«
    »Hier weiß ich es.« Maredd legte seine Hand aufs Herz.
    »Und wenn es dir aus irgendwelchen Gründen nicht gelungen wäre, Großmutter mit nach Elvancor zu bringen? Was, wenn sie sich nicht an dich und dieses Land erinnert hätte?«
    »Dann hätte ich gewartet, bis sie wiedergeboren worden oder ich in die Ewigkeit gegangen wäre.« Er wiegte seinen Kopf hin und her. »Wobei Ersteres wahrscheinlicher gewesen wäre.«
    »Weshalb?«
    »Hätte Amelia mich nicht als ihren Anam Cara erkannt, hätte es sein mögen, dass sie noch ein weiteres Leben als Mensch oder auch Tier benötigt hätte, um die nötige Reife zu erlangen, sich auf die starke Bindung an einen Seelenfreund einzulassen.«
    »Aber hättest du nicht entsetzlich gelitten, sie so lange Zeit nicht zu sehen?«
    »Ich habe es dir schon oft erklärt, Ragnar. Zeit ist nichts, was für uns Bedeutung hat, es ist eine Denkweise der Menschen. Wir warten, lernen und wachsen an unseren Aufgaben.«
    »Aber Vater konnte den Verlust nicht ertragen«, flüsterte er.
    Tröstend drückte Maredd noch einmal Ragnars Arm. »Es ist das menschliche Erbe, das ihn hat zweifeln lassen, Gavin tatsächlich wiederzusehen. Ich bitte dich, Ragnar, sei vernünftiger, wenn du dich erst an deinen Seelenfreund gebunden hast. Begehe nicht den gleichen Fehler wie dein Vater.«
    »Mein Seelenfreund.« Sein Blick schweifte zu den Sternen.
    Das Geräusch von Schritten und Stimmen weckte Lena auf. Ein schmaler Lichtschein drang durch die Schlitze in der Holztür, und Lena krabbelte eilig aus dem Bett. Sie verzog den Mund, als sie ihre Schultern bewegte, denn ihr Nachtlager war alles andere als bequem gewesen. Ein Blick durch den Türschlitz zeigte ihr große Geschäftigkeit. Daher unterzog sie sich lediglich einer Katzenwäsche und trat dann hinaus. Sie lief Ureat, der gerade in ein Gespräch mit Irba vertieft war, direkt in die Arme.
    »Und ich sage dir, es war der Vulkan, der ausgebrochen ist. Die Wächter an der Mauer haben es gesehen, und es bedeutet nichts Gutes«, keifte die alte Frau.
    Der kräftige Mann fuhr sich über seinen ungewöhnlichen Wangenbart und murmelte zerstreut: »Wie du meinst, Irba.« Dann musterte er Lena, so als würde sie heute anders aussehen als am gestrigen Tage.
    Ein Vulkanausbruch , überlegte sie. Auch sie hatte ein dumpfes Grollen vernommen, dies jedoch für ein fernes Gewitter gehalten und sich keine weiteren Gedanken darüber gemacht.
    »Kannst du dich deiner Herkunft entsinnen?«, fragte Ureat nun streng.
    »Nein, leider nicht.«
    Irba schnaubte abfällig, stapfte weiter ihres Weges, wohingegen Ureat nur zu der Tür deutete, hinter der Lena gestern ihr Abendessen bekommen hatte. »Dann nimm dein Morgenmahl zu dir und beeil dich. Wir brechen gleich auf.«
    »Ich habe keinen Hunger«, versicherte Lena. Eine Tasse Kaffee hätte sie hingegen nicht verachtet, bezweifelte jedoch, dass es hier so etwas gab.
    »Iss, sonst wirst du auf der Reise hungrig«, bestimmte der ältere Mann und sah sie derart eindringlich an, dass Lena nicht zu widersprechen wagte.
    Also ging sie in den Wohnraum und war erstaunt, da sich nun an die dreißig Menschen hier drängten. Einige der älteren Leute erkannte sie von der Versammlung wieder, aber auch zwei junge Krieger und eine Frau mit hüftlangem, blondem Haar saßen um den Tisch herum. Allesamt verspeisten sie Brot oder löffelten Brei aus kleinen Holzschüsseln. Sämtliche Gespräche verstummten bei Lenas Eintreten, und sie grinste zaghaft. Die alte Irba wandte sich ihr zu, dabei verengten sich ihre Augen zu Schlitzen, und ihr Mund presste sich so fest aufeinander, dass die Lippen kaum mehr sichtbar waren. Lena schluckte, Appetit hatte sie nun wirklich keinen mehr. Allerdings kam in diesem Moment Erena zu ihr und reichte ihr eine Schale mit gelblichem Brei und eine Scheibe dunkles Brot.
    Lena setzte sich auf einen Holzklotz in der Ecke und begann zu essen. Langsam setzten die Gespräche wieder ein, aber sie spürte sehr wohl die Blicke aus allen Richtungen.
    Nach und nach erhoben sich die Männer und Frauen, und Lena war froh, als Kian hereinkam.
    »Der Wagen ist fertig«, verkündete er, und Lena ließ erleichtert ihr Frühstück stehen.
    Irba kam angehumpelt, hielt Kian einen Finger unter die Nase und keifte: »Achte nur gut auf sie. Sicher wird sie versuchen zu fliehen. Sie ist eine Verräterin.« Sie tippte sich an ihren eigenen gebogenen

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