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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Hocke und hielt ihre Hand ins Wasser – es war eiskalt. Daher verwarf sie auch diesen Fluchtplan und ließ ihren Eimer volllaufen. Winzige Fischchen von unterschiedlichster Farbe schwammen an einigen seichteren Stellen nahe dem Flussufer umher. Aber als Lena genauer hinsah, erkannte sie, dass es gar keine Fische waren. Sie glichen eher winzigen Gestalten mit langem, blauem Haar, tauchten auf und ab, führten regelrechte Wassertänze auf und verschwanden immer wieder in den Fluten. Vor Staunen konnte sich Lena gar nicht von dem Anblick lösen. Aber dann erinnerte sie sich an etwas. Sie war doch mit Maredd durch das Wasser gereist, als diese Wasserfrau sie zu Ragnar gebracht hatte. Vorsichtig blickte sie sich um, aber sie war ganz allein an der Kiesbucht.
    »Hallo«, flüsterte sie daher. »Könnt ihr mich bitte zu Maredd oder Ragnar bringen?«
    Die Wasserwesen reagierten nicht, erst als Lena mit der Hand den Wasserreigen unterbrach, erhoben sich einige der kleinen Kreaturen aus den Fluten. Die meisten von ihnen öffneten ihre Münder drohend, nadelspitze Zähne blitzten daraus hervor, und ihre Gesichter wirkten alles andere als lieblich oder freundlich.
    »Tut mir leid, ich wollte euch nicht stören«, versicherte sie rasch. »Ich brauche nur eure Hilfe.«
    Die Wasserwesen, Lena vermochte kaum zu sagen, ob sie männlich oder weiblich waren, starrten sie nur abwartend an.
    »Ich will zurück in die Berge von Avarinn«, wisperte sie gehetzt. »Dort war so eine große Wasserfrau, die hat mich und Maredd auch geführt. Bringt mich doch bitte zu ihr!«
    Flehend streckte sie ihre Hand aus, und nachdem die Wesen einige Blicke getauscht hatten, fühlte sich Lena von winzigen kalten Händen gefasst. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Der Zug wurde kräftiger. Lena ging langsam ins Wasser, biss die Zähne zusammen, da dieses tatsächlich eiskalt war. Sie wartete auf den blauen Nebel, das Wirbeln, aber nichts dergleichen geschah. Damals, mit Maredd, war sie nicht einmal nass geworden, aber jetzt kroch die Nässe unaufhaltsam ihre Beine hinauf. Die Wassergeister grinsten sie, wie es ihr schien, hämisch an, zogen weiter an ihr, und urplötzlich keimte Angst in Lena auf.

Kapitel 5
    Die Reise nach Ceadd
    W artet, ich glaube …« Weiter kam Lena nicht, denn sie verlor den Boden unter den Füßen, als die Wassergeister sie weiter in die Tiefe zerrten. Lena versuchte, an die Oberfläche zu gelangen, aber diese winzigen Gestalten besaßen Bärenkräfte.
    Panik überkam sie, denn bald würde ihr die Luft ausgehen, ihre Lungen drohten zu bersten. Verzweifelt strampelte sie und trat mit den Beinen, wollte zurück ans Ufer, doch dieses war unerreichbar fern. Hunderte kleine Wasserwesen bleckten boshaft ihre Zähne, das Blau ihrer Haare wirbelte um Lena herum, wurde zu einem Schleier, der sie gleich ersticken würde.
    Das ist das Ende!
    Plötzlich durchschnitt ein Lichtstrahl die Wasseroberfläche. Die Wesen stoben auseinander. Irgendwer packte Lena an der Schulter und riss sie nach oben. Dann atmete sie Luft – kostbare, klare Luft. Sie hustete, japste, und endlich lag sie am Ufer und kämpfte darum, wieder Sauerstoff in ihre Lungen zu bekommen. Jemand schlug ihr auf den Rücken, und als sie sich umsah, saß Kian schwer atmend hinter ihr im Gras. Aus seinen Haaren lief Flusswasser, wie sie war er klatschnass und zitterte.
    »Was … wie?«
    »Weshalb holst du an einer Stelle Wasser, an der es von Maryden nur so wimmelt?«, schimpfte er, dann strich er sich die Haare aus dem Gesicht und stand auf.
    Auch Lena erhob sich. »Ich weiß doch nicht mal, was Maryden sind.«
    Kians Miene war wutverzerrt, die Augenbrauen bedrohlich zusammengezogen, und wie es aussah, holte er zu einer scharfen Entgegnung Luft. »Du kannst dich nicht erinnern, ich vergaß«, grummelte er dann. »Langsam beginne ich dir sogar zu glauben. Maryden sind gefährliche Kreaturen des Wassers. Sie ziehen Menschen in ihr Reich, und man sagt, deren Seelen sind dann auf immer verloren.«
    Starr vor Entsetzen blickte Lena in den rauschenden Fluss. »Aber … es gibt doch auch gute Wassergeister, oder nicht?«
    »In alten Tagen soll es sie gegeben haben«, bestätigte Kian zögernd. »Doch heute zürnen die meisten Geister Elvancors den Menschen.«
    Lena war verwirrt. Weshalb war es ihr gelungen, mit Maredd unbehelligt durch den Fluss zu reisen, und jetzt wollten diese Wesen sie umbringen – oder Schlimmeres? Eigentlich wusste sie viel zu wenig über Elvancor, das wurde ihr

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