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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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weder vom Bergvolk noch aus einer der Städte, und mein Gedächtnis habe ich auch nicht verloren. Und Ragnar ist tatsächlich zum Teil ein Tuavinn.«
    Sofort strafften sich die Schultern des jungen Mannes wieder, aber Lena schüttelte den Kopf. »Nicht, Kian, die Tuavinn wollen euch nichts Böses, auch Ragnar nicht. Und ich komme …«
    »Das solltest du besser für dich behalten«, unterbrach Ragnar sie barsch.
    »Nein, Kian hat mir mehrfach bewiesen, dass man ihm vertrauen kann.« Lena lächelte dem Krieger zu, und dieser erwiderte diese Geste, wenn auch vorsichtig. Aus dem Augenwinkel erkannte sie, wie Ragnar die Stirn runzelte.
    »Ich komme aus dem Land jenseits der Berge von Avarinn. Von dort, wo deine Vorfahren herstammen.«
    »Du?« Kians hellbraune Augen drohten ihm aus den Höhlen zu quellen. »Ich wusste, du verbirgst etwas. Aber das … Ich glaube nicht … Niemand kam mehr über die Schwelle … andererseits, dieses Amulett. Ich hätte es wissen müssen!« Er deutete auf Lenas Hals, und reflexartig schlossen sich ihre Finger darum.
    »Wollen wir uns nicht setzen?«, schlug sie vor und schnitt eine Grimasse. »Dann wird es zumindest schwieriger, wenn ihr euch auf der Stelle an die Kehle zu gehen versucht.«
    Ragnar lachte leise auf, schüttelte den Kopf und hauchte Lena einen Kuss auf den Scheitel, bevor er sich im Schneidersitz auf dem Boden niederließ.
    Kians Blick wanderte eine Weile zwischen Ragnar und Lena hin und her, doch schließlich setzte auch er sich und legte das Schwert neben sich ins Gras. Auffordernd sah er nun Lena an.
    »Also, es war folgendermaßen …«
    Lenas Erklärungen, wie sie nach Elvancor gekommen war, die missverständliche Entführung und ihre Reise nach Ceadd nahm einige Zeit in Anspruch. Auch wenn sich Kian und Ragnar hin und wieder feindliche Blicke zuwarfen, besonders wenn es um Anschuldigungen zwischen Tuavinn und den Menschen Elvancors ging, so ließen sie Lena doch ausreden, und am Ende erschienen ihr die beiden sogar halbwegs entspannt.
    »Dann bist du seit«, Kian blies die Backen auf und unterbrach sich selbst, »seit unfassbar vielen Generationen die Erste, die wieder nach Elvancor kam.«
    »Ich dachte, Zeit bedeutet euch nichts«, zog ihn Lena augenzwinkernd auf, doch Kian musterte sie nur durchdringend.
    »Mir ist niemand bekannt, der nach den letzten Fürsten mit einem Amulett über die Schwelle trat. Sag, Lena, ist die alte Welt nicht zerstört und überschwemmt von Rodhakan?«, fragte er voller Ehrfurcht.
    »Das stimmt nicht!«, warf Ragnar ein, aber Lena legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.
    »Nein, Kian, bei uns gab es überhaupt gar keine Rodhakan, bevor …« Sie stockte, denn Ragnar wollte sie nicht als Verantwortlichen nennen, selbst wenn er unabsichtlich Everon und seine Kumpane in ihre Welt gebracht hatte. »Ich meine, ich kannte überhaupt keine Rodhakan, bevor ich hierherkam.«
    »Ja, aber wo sollen die Schattenwesen denn sonst herkommen, wenn nicht aus deiner Welt?«, ereiferte sich der junge Krieger und bedachte Ragnar erneut mit kritischen Blicken.
    »Aus Elvancor.«
    Ein abfälliges Schnauben war Kians einzige Reaktion.
    »Die Tuavinn denken, die Rodhakan sind dadurch entstanden, dass sie sich nicht mehr von ihnen in die Ewigkeit geleiten lassen – verlorene Seelen sozusagen«, erklärte Ragnar schließlich.
    »Das hat doch alles keinen Sinn«, schaltete sich Lena energisch ein. »Der eine bezichtigt den anderen, am Erscheinen der Rodhakan Schuld zu haben. Aber wissen tut es niemand.«
    Betont lässig und mit diesem leicht arroganten Ausdruck im Gesicht, den Lena von früher kannte, zuckte Ragnar mit den Schultern. »Sie sind hier, und wir müssen sehen, wie wir damit zurechtkommen – jeder für sich.«
    »Aber besser wäre es doch, ihr würdet euch zusammenschließen«, wandte sich Lena an die beiden.
    Beinahe gleichzeitig öffneten die jungen Männer den Mund, und sicher lag ihnen eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, aber Lena sah sie kopfschüttelnd an.
    »Wollen nicht zumindest wir drei Frieden schließen und unseren Freunden die Sichtweise des jeweils anderen Volkes klarmachen? Vielleicht kommen wir zu einer Einigung.«
    »Hm.« Kian rieb sich über sein stoppeliges Kinn. »Ich muss gestehen, ich habe schon häufiger mit dem Gedanken gespielt, mich dem Bergvolk anzuschließen.«
    »Ach wirklich?«, freute sich Lena. »Na siehst du, und die Bergleute sind doch Freunde der Tuavinn.«
    »Als Freunde würde ich sie nicht alle

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