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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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wunderbar erfrischt. Sie wickelte sich in eines der langen Tücher und besah sich die Kleidungsstücke. Eine graue Hose aus Stoff, eine sandfarbene aus weichem Leder und zwei dunkelgrüne Hemden – weit geschnitten und am Hals geschnürt – lagen für sie bereit. Außerdem einige Unterhemden mit schmalen Trägern. Unterhosen suchte sie vergeblich, aber vielleicht waren die hier nicht üblich. Sie erinnerte sich an das Kleid, das sie aus Ceadd mitgebracht hatte und noch in ihrem Bündel lag. Sie sollte es später waschen und aufhängen. Nachdem Ragnar ja gesagt hatte, er wolle ihr den Umgang mit dem Schwert zeigen, entschied sie sich für die Stoffhose und das Hemd. Beides passte recht gut. Die Hose war elastisch und eng anliegend, das Hemd weit und angenehm auf der Haut zu tragen. Mit dem breiten braunen Ledergürtel zurrte sie es in der Taille fest und schlüpfte anschließend in ihre Stiefel.
    »Gut, dann bin ich mal gespannt, was mich gleich erwartet.«
    Lena trat durch die Felsspalte und stellte fest, dass Amelia nicht mehr mit Malen beschäftigt war, daher durchquerte sie die große Höhle eilig und wollte gerade ins Freie treten, als Stimmen sie innehalten ließen. Direkt neben dem Eingang standen zwei Tuavinn, einer von ihnen klang wie Maredd, der andere redete wütend, aber mit gedämpfter Stimme auf ihn ein.
    »… hättest das Mädchen nicht herführen dürfen.«
    »Ragnar hat sich große Sorgen um sie gemacht, und ich wollte mir ohnehin ein Bild davon machen, was jenseits der Schwelle geschieht.«
    »Ragnar«, spie der Mann geradezu aus, »ihn hättest du erst recht nicht nach Elvancor bringen sollen! Er hat schon genug Unheil angerichtet.«
    Nun nahm auch Maredds Stimme einen harten Klang an. »Die Übergänge nach Elvancor wurden von ihm nicht mit Absicht erschaffen, er wusste ja nicht einmal, was er ist.«
    Ohne auf das Gesagte einzugehen, schimpfte der andere Mann weiter. »Wie lange haben wir gerätselt, wo plötzlich diese Kreaturen herkamen, die gar nicht dazu bestimmt waren, Elvancors Wunder zu erblicken? Wie aus dem Nichts tauchten sie in unserem Land auf, abseits der Kraftpunkte und …«
    »Nun beruhige dich doch wieder«, verlangte Maredd. »Was ist denn schon geschehen? Zwei alte Männer, ein kleiner Junge und einige Tiere – bis auf Devera und Andri haben wir alle hinüber in die Ewigkeit geleitet.«
    »Du vergisst die Rodhakan – er hat zu verantworten, dass sie nun auch noch Elvancors Grenzen verlassen haben.«
    »Bei allen Geistern der Berge«, stieß Maredd hervor. »Hätte ich ihn deiner Ansicht nach allein sterben lassen sollen?«
    »Möglicherweise wäre das die klügere Entscheidung gewesen, ihn in die Ewigkeit gehen zu lassen. Ich sehe Gefahr für Elvancor – und nicht nur ich.«

Kapitel 12
    Der Rat der Tuavinn
    L ena presste sich an die Wand, konnte kaum glauben, was dieser Fremde da von sich gab. Nun bewegte Maredd sich in ihr Blickfeld, ging vermutlich auf den anderen zu. »So etwas kannst du nur sagen, weil du keine eigenen Kinder hast, Targon. Ragnar ist von meinem Blute, von meinem und Amelias, und er hat es verdient, Elvancors Wunder zu sehen.«
    »Ragnar ist etwas ,das es noch niemals zuvor gab. Und ich rate euch, achtet gut auf ihn! Es darf nicht noch einmal geschehen, dass Rodhakan über die Schwelle fliehen – ob versehentlich oder nicht.«
    »Wir achten auf ihn«, stieß Maredd hervor. »Und wir wissen ja nicht einmal, ob er auch hier einen Übergang in die andere Welt erschaffen kann.«
    »Und das soll auch so bleiben«, entgegnete Targon bestimmt. »Wir können uns nicht erlauben, fortan auch noch in anderen Welten Rodhakan zu jagen.«
    »Dennoch müssen wir jene, die versehentlich hinübergelangt sind, zur Strecke bringen.«
    »Wenn weitere unserer Brüder eingetroffen sind, werden wir uns beraten – und das in Ordnung bringen, was dein Enkel verbrochen hat.«
    »Ich scheue mich nicht, selbst über die Schwelle zu treten und die Rodhakan unschädlich zu machen.«
    Lena konnte förmlich spüren, wie es in Maredd brodelte. Jedes seiner Worte kam so gepresst aus seinem Mund, als müsse er es mit aller Macht hinausdrücken.
    »Und ich bin der Meinung, du solltest besser hierbleiben und auf den Jungen aufpassen.« Mit energischen Schritten hielt Targon auf den Höhleneingang zu.
    Lena gelang es, einen flüchtigen Blick auf ihn zu werfen. Riesig wirkte er auf sie, weitaus muskulöser als die anderen Tuavinn, einen Teil seiner grauen Haare hatte er an den Seiten

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