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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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zusammengefasst und hinten zu einem langen Zopf gebunden. Der Rest seiner Haarpracht wallte in dicken Locken über seinen Rücken.
    Dann ist dieser Tuavinn Ragnars Feind ,dachte Lena schaudernd. Beinahe hatte ich den Eindruck, als würde er ihn am liebsten umbringen. Noch ein Grund mehr, um kämpfen zu lernen. Ich würde Ragnar gegen jeden verteidigen. Mit diesen Gedanken, die wild durch ihren Kopf wirbelten, trat sie entschlossen ins Freie.
    Maredd stand noch vor der Höhle und sah diesem Targon hinterher. Lena bemerkte, wie angespannt seine Kiefermuskulatur war, seine Fäuste hatte er nach wie vor geballt. Als er sie erblickte, entspannten sich seine Züge jedoch.
    »Du siehst gut aus, Lena«, sagte er freundlich, dann runzelte er die Stirn. »Aber weshalb hast du dein Haar nicht getrocknet?«
    »Einen Föhn wird es ja wohl kaum geben«, entgegnete sie grinsend.
    »Föhn?« Maredd führte sie am Arm zurück zu der Höhle mit dem Wasserfall, trat ans äußerste Ende und deutete dann in die Höhe. »Ein Luftstrom kommt durch den Berg. Wir haben Wärmekristalle aufgehängt, und so kannst du dich trocknen.«
    »Wow!« Lena beugte sich nach vorne, spürte tatsächlich einen sanften, angenehmen Luftwirbel. »Also doch ein Föhn«, lachte sie.
    »Wenn du es so nennen möchtest.«
    Für einen Moment überlegte Lena, ob sie ihn auf diesen seltsamen Tuavinn ansprechen sollte, verschob es aber auf später, da Maredd schon wieder hinauseilte. Kurze Zeit später waren ihre Haare trocken.
    Draußen vor der Höhle hatte sich inzwischen eine ganze Reihe fremder Tuavinn versammelt. Hochgewachsene, silber- oder grauhaarige Kriegerinnen und Krieger. Nun, da Lena das Gespräch zwischen Maredd und Targon mitbekommen hatte, wirkten sie auf sie beinahe bedrohlich. Wie sie dort standen, mit ihren Umhängen, die um ihre Körper wehten und Lena groteskerweise an die Flügel von Todesengeln erinnerten.
    Manch einer beäugte sie grimmig, andere musterten sie nur neugierig oder lächelten sogar. Neben einer grauhaarigen Tuavinn-Kriegerin lag ein gewaltiger brauner Bär. Lena ging davon aus, dass es sich hierbei um ihren Anam Cara handelte, so fremd das für sie noch immer anmutete.
    »Lena!«
    Sie beobachtete, wie Ragnar sich durch die Tuavinn-Krieger schlängelte, und als er neben ihr stand, fühlte sie sich gleich deutlich besser. »Viele sind aus allen Richtungen der Berge von Avarinn gekommen, um über das vermehrte Auftreten der Rodhakan zu beraten«, erzählte er.
    Ob er weiß, dass Targon und vermutlich auch noch andere alles andere als freundlich über ihn denken? ,überlegte sie.
    »Nicht alle können kommen«, fuhr er fort, »denn sie müssen die Kraftpunkte vor den Rodhakan und den Menschen aus Crosgan beschützen, die versuchen, über die Schwelle zu gelangen.«
    »Liegt hier auch ein solcher Kraftpunkt?«
    »Ja, tief in den Höhlen. Die Geister der Berge sind an diesem Ort sehr stark«, erklärte Ragnar, und sein Blick schweifte hinauf in die Baumwipfel. »Sie helfen uns, die Wesen des Schattens fernzuhalten. An manch anderen Stellen, besonders weiter im Süden, sind die Tuavinn eher auf sich gestellt.«
    »Weshalb?«
    »Die Naturgeister zürnen den Menschen und ihren Städten, deshalb ziehen sie sich immer weiter zurück.«
    Lena nickte. »Und wohin führt dann dieser Übergang in den Höhlen?«, wollte sie wissen.
    »An verschiedene Kraftpunkte in Irland.«
    »Wirklich?« Staunend wandte Lena sich um und betrachtete den Höhleneingang.
    »Wirklich! Und in der Nähe des Himmelsfalls, wo du über die Schwelle getreten bist, liegt der Kraftpunkt Avarinns, der zur Esperhöhle und den anderen magischen Stellen deiner Region führt.«
    »Die Esperhöhle.« Lenas Gedanken wanderten zu dieser düsteren, kalten Grotte. Eine Gänsehaut lief ihren Rücken hinab, als sie daran dachte, was dort geschehen war und wie sie Ragnar in der Gerichtsmedizin gesehen hatte. Blass, kalt, ohne Leben. Dass er heute vor ihr stand, war ein Wunder, und sie war dankbar dafür – selbst wenn es jetzt jemanden wie Aravyn an seiner Seite gab.
    »Lena, es tut mir leid, dass ich dich damals so erschrecken musste.« Als er sie in seine Arme schloss, fühlte sich das wunderbar an. »Wer hat es dir eigentlich gesagt?«
    »Die Polizei. Ich musste dich identifizieren, weil sie deine Mutter nicht erreichen konnten.«
    »Mutter, verdammt!« Ragnar hielt Lena ein Stück von sich weg. »Wenn du wieder zurückgehst, würdest du ihr dann sagen …« Er unterbrach sich

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