Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
Vom Netzwerk:
selbst. »Nein, sie würde dir nicht glauben. Meine Großmutter aus Island noch am ehesten. Ich denke, ich werde ihr einen Brief schreiben.« Dann lächelte er Lena an. »Aber das hat noch Zeit. Jetzt gehen wir erst einmal in den Wald, dann kann ich dir zeigen, wie man ein Schwert führt.«
    Gemeinsam mit Ragnar stieg sie ein Stück den Berg hinauf, zu einer Lichtung, die von mächtigen Bäumen umrahmt wurde. Der Boden kündete davon, dass man sich in dieser natürlich gewachsenen Arena häufiger in der Kunst des Kampfes übte. Weder Gras noch Schösslinge wuchsen hier. Die gewaltigen Bäume beugten sich hoch droben zueinander, verwuchsen gar teilweise miteinander, und ihre Blätter bildeten ein dichtes Dach, das beinahe wie eine Kuppel anmutete.
    »Hier können wir bei jedem Wetter trainieren, es sei denn es regnet tagelang«, Ragnar deutete zu dem sonderbaren Baldachin, »dann dringt nämlich doch Wasser durch.«
    »Praktisch – aber zur Not habt ihr ja auch die Höhle.«
    »Richtig.« Ragnar trat zu einem der Bäume, dessen Borke so rissig war, dass sie regelrechte Krater bildete, und holte aus der Einkerbung zwei Holzstöcke hervor. Er warf ihr einen der beiden Stöcke zu, und Lena gelang es nur im letzten Moment, diesen zu fangen. Glatt und geschmeidig fühlte sich das Holz an. Ein Ende war jeweils mit Leder umwickelt.
    »Du musst auf einen festen Stand achten.« Ragnar stellte sich neben sie, ging leicht in die Knie. »Wichtig ist, dass du deinen Schwerpunkt absenkst, sonst verlierst du zu schnell den Halt.« Er machte es ihr vor und führte das Trainingsschwert dann langsam über den Kopf. »Zunächst werde ich dir einige Grundbewegungen beibringen.«
    Während der Tag voranschritt, zeigte Ragnar Lena immer neue Schläge, wie sie am besten stehen oder ausweichen sollte, wann und wie sie ihr Gewicht verlagern musste.
    Es bereitete Lena Freude, mit Ragnar zu trainieren, gleichzeitig frustrierte es sie jedoch, wie geschickt und selbstverständlich er mit seiner Waffe umging, wohingegen sie ständig aus dem Gleichgewicht geriet, sich die Schlagfolgen meist nicht merken konnte und ihre Arme schon nach kurzer Zeit schmerzten.
    »Du hast dich wacker geschlagen«, behauptete er, nachdem sie endlich ihr Training beendet hatten.
    »Ist doch sonst nicht deine Art, mit Komplimenten um dich zu werfen. Ich habe mich wie der letzte Idiot angestellt«, stöhnte sie.
    »Das war kein falsches Kompliment. Du hast deine Sache sehr gut gemacht. Schließlich hast du noch niemals zuvor ein Schwert in der Hand gehalten.«
    Kritisch blickte sie auf den Stock. »Ich möchte ja nicht wissen, wie es mit einer echten Waffe ist.«
    »Glaub mir oder nicht, Lena. Auch ich habe zu Beginn meines Trainings jede Menge Niederlagen einstecken müssen.«
    »Du konntest aber zumindest schon mit einer Waffe umgehen.«
    »Das dachte ich auch.« Ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinen Zügen ab. »Aber das war im Vergleich zu wirklichen Kämpfen ein Witz. Ich wäre selbst gegen sehr junge Krieger aus den Städten unterlegen gewesen.«
    »Inzwischen bist du aber richtig gut«, stellte Lena fest und lockerte ihre verkrampften Schultern. »Jetzt kann ich gleich noch mal unter diese Höhlendusche steigen – die ist übrigens klasse!«
    »Allerdings. Aber wir sind noch nicht fertig, ich möchte dir noch etwas zeigen. Komm mit.«
    »Was denn?«
    »Sei nicht so neugierig.« Er stupste sie auf die Nase und zwinkerte ihr zu.
    »Jetzt sag schon!«
    »Nein.«
    »Du bist und bleibst ein Ekel«, schimpfte sie spaßhaft, schubste ihn und brachte ihn zu ihrer Genugtuung sogar zum Stolpern.
    Aber Ragnar lachte nur. »Lass dich doch überraschen.«
    Er ging zu dem Baum, holte hinter dem Stamm einen Stoffbeutel und ein Zaumzeug hervor.
    »Willst du reiten?«
    »Was ich dir zeigen möchte, liegt ein Stück entfernt.« Mit diesen Worten eilte Ragnar los, und Lena verfiel in Laufschritt, um mit ihm mitzuhalten. »Wir nehmen Devera.«
    »Jetzt bin ich aber wirklich gespannt.«
    Die Pferde der Tuavinn grasten ein paar Hundert Meter entfernt auf einer Waldlichtung. Ragnar zog Devera das Zaumzeug über, dann stupste er Lena auffordernd an. »Ich helfe dir hoch.«
    »Ohne Sattel?«, stieß sie entsetzt hervor.
    »Wir reiten nur im Schritt, da brauchst du keinen.«
    Kritisch sah Lena von Ragnar zu Devera, dann ließ sie sich aber doch von ihm auf den blanken Pferderücken helfen und hielt sich an der dichten Mähne fest. Mit beneidenswerter Eleganz sprang er hinter ihr

Weitere Kostenlose Bücher