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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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auf, strich sein Hemd glatt und machte den Stuhl frei.
    Anmutig ließ sich die Rothaarige neben ihm nieder, schlug kokett die Beine übereinander und entblößte dabei ein schlankes, nacktes Bein, denn ihr Rock war unerhört weit geschlitzt.
    »Mein Name ist Elene.« Sie beugte sich näher zu ihm und legte den Kopf schief. »Dein Bruder ist Mitglied der Wache von Ceadd, habe ich gehört.«
    Kian zog seine Augenbrauen zusammen. »Ruven. Er ist jünger als ich und wird der Wache bald beitreten«, gab er widerwillig zu.
    Elenes Finger fuhr zart über seinen bloßen Unterarm, sodass er eine Gänsehaut bekam.
    »Könntest du mich ihm vorstellen, wenn ich einmal nach Ceadd komme?«
    Mit einem Satz sprang Kian auf. Das konnte ja nicht wahr sein! Dieses Mädchen wollte ihn lediglich dafür benutzen, um an seinen Bruder heranzukommen. »Ich halte mich selten in Ceadd auf«, antwortete er unwirsch. »Und bitte entschuldige mich jetzt. Ich benötige frische Luft – dringend!«
    Damit verließ er den Raum. Innerlich kochte er. Es war immer das Gleiche. Der Ruf seines Bruders eilte ihm voraus. Ruven, der brillante Krieger, der gut aussehende Neffe eines Ältesten von Talad. Voller Wut stieß er die hölzerne Tür auf, trat hinaus in den Regen und atmete tief durch. Von sämtlichen Strohdächern tropfte das Wasser, ein Pferdefuhrwerk wurde durch den Schlamm getrieben, und als er ziellos um die Ecke schlenderte, schmatzte es laut unter seinen Füßen.
    »… also gut, dann ist es entschieden!«, vernahm Kian die Stimme des alten Fürsten, und er blieb ruckartig stehen. Als er vorsichtig um die Ecke spähte, erkannte er die zehn Männer und Frauen des innersten Kreises, die sich in einem Unterstand drängten. Hier hatten sie also ihr geheimes Gespräch geführt, und Kian fragte sich, was wohl der Inhalt der Unterredung gewesen sein mochte.
    »Und da ist noch etwas«, hörte er den Fürsten von Erborg schnarren. Was dieser dann von sich gab, ließ Kian zusammenzucken und behagte ihm überhaupt nicht.
    Schon seit Tagen trainierte Lena regelmäßig mit Ragnar, und auch wenn sie sich in der Tuavinn-Siedlung wohlfühlte und die Gespräche mit Amelia genoss, ging ihr doch heute alles auf die Nerven. Der Regen tropfte beständig durch die Bäume, ihre Hose war durchnässt, und wenn sie Aravyn beobachtete, wurde sie grün vor Neid. Noch einmal zeigte diese ihr geduldig eine Angriffstechnik. Geschmeidig wie eine Katze wirbelte sie um Ragnar herum und schaffte es, ihn am Arm zu treffen.
    »Wunderbar, Aravyn«, lobte er sie, während Lena mit den Zähnen knirschte.
    Nun sollte sie wieder gegen die Tuavinn-Kriegerin kämpfen. Allein schon das Lächeln hätte sie dieser unverschämt hübschen Frau zu gerne aus dem Gesicht geprügelt, aber es gelang ihr nicht einmal, in Aravyns Nähe zu gelangen. Jedes Mal, wenn Lena angriff, schien sich die Kriegerin in Luft aufzulösen, fuhr blitzschnell herum – und Lena lief ins Leere.
    »Verflucht noch mal«, knurrte sie, drehte sich um und schlug mit ihrem Stock erneut nach Aravyn. Diese drehte sich nur nach links, Lena stolperte über eine Wurzel und fiel der Länge nach in den Matsch.
    »So ging es uns allen zu Anfang«, versicherte Aravyn, wollte ihr aufhelfen, aber Lena fegte ihre Hand zur Seite.
    »Für heute reicht es mir!«
    »Du musst dich in Geduld üben, Lena, sicher wirst du bald die ersten Erfolge erzielen«, versuchte Ragnar sie aufzumuntern.
    Diesmal war sie es, die ihn stehen ließ. Erfüllt von maßloser Wut stapfte sie zurück zu der Siedlung, holte sich frische Kleider aus Amelias Hütte und eilte dann zur Haupthöhle. Sie wollte eine ausgiebige Dusche nehmen.
    »Oh, Lena, was ist denn mit dir geschehen?« Wie meist befand sich Amelia in der Höhle und malte.
    »Ich habe mich wie der letzte Idiot angestellt«, schimpfte sie. »Ich kann es einfach nicht so gut wie … sie!« Lena spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen, und sosehr sie sich auch bemühte, sie ließen sich nicht zurückhalten.
    Tröstend streichelte Amelia ihr über die Wange.
    »Aravyn ist eine Tuavinn. Sie hat von Geburt aus schon sehr viel schnellere Reflexe, außerdem hat sie dir so manches Training voraus.«
    »Ich glaube, ich sollte doch besser über die Schwelle gehen«, grollte Lena. »Mit Aravyn werde ich mich niemals messen können.«
    »Ach Lena«, auch wenn sie vor Dreck starrte, drückte Amelia sie an sich, »nun vergleich dich doch nicht immer mit Aravyn. Das tut dir doch nur weh.«
    »Sie ist aber nun

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