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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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einmal besser als ich – in allem!«
    »Meinst du?« Fragend hob Amelia ihre Augenbrauen.
    »Natürlich!«, regte sich Lena auf. »Ihr Körper ist perfekt, sie ist eine begnadete Schwertkämpferin und …«, sie fuchtelte wild in der Luft herum, »… allein schon ihr Name – Aravyn –, dagegen klingt Lena doch wie ein Bauerntrampel.«
    »Du bist unmöglich«, lachte Amelia, dann schob sie Lena energisch an den Schultern vorwärts durch die halbe Höhle und in eine kleine Grotte hinein, die Lena zuvor noch gar nicht entdeckt hatte. In hölzernen Waffenständern hingen Schwerter und Lanzen, Bogen lehnten an der Wand, und in zahlreichen Köchern befanden sich Pfeile. Hier lagerten die Tuavinn also ihre Waffen. Teils in in die Wand gehauenen Vertiefungen, teils in hohen Regalen stapelten sich zudem Kleidungsstücke, Decken und Felle.
    Amelia trat zu einem der Waffenständer und besah sich die hölzernen Bogen, dann reichte sie Lena einen geschwungenen, dunkelbraunen Bogen, knappe zehn Zentimeter kürzer, als Lena groß war.
    »Das ist ein Reiterbogen, du kannst ihn aber natürlich auch vom Boden aus benutzen. Ich glaube, ich habe dir schon einmal erzählt, dass ich mit dem Schwert ebenfalls wenig anzufangen wusste. Vielleicht magst du dich im Bogenschießen üben. Eryn ist eine gute Bogenschützin – Ragnar hat dazu zwar auch Talent, aber ich denke, mit Eryn fällt es dir leichter, dich zu konzentrieren«, spekulierte Amelia augenzwinkernd.
    »Das ist ein schöner Bogen«. Bewundernd strich Lena über das glatte Holz.
    »Wenn du gut damit zurechtkommst, wird dir Etron sicher einen eigenen schnitzen. Er ist ein Meister darin, jedem Krieger eine passende Waffe anzufertigen.« Abwägend betrachtete Amelia noch einmal den Bogen. »Aber mit diesem hier kannst du schon mal beginnen.«
    »Danke, ich denke, ich werde es versuchen«, freute sich Lena.
    Sie stellte den Bogen zurück an die Wand und ging in die Höhle mit dem Wasserfall. Als sie frisch gesäubert hinaustrat, hatten sich einige Tuavinn zum Essen versammelt. Ragnar saß neben Aravyn, einen Arm um ihre Hüfte gelegt, und drückte ihr gerade einen Kuss auf die Wange. Wieder durchfuhr sie schmerzhafte Eifersucht, aber Lena versuchte, sich zusammenzureißen. Mit zickigem Getue würde sie ihn garantiert nicht für sich gewinnen.
    »Na, hast du dich abgeregt?«, fragte er augenzwinkernd.
    »Ja, und bei mir geht das schneller als bei dir«, entgegnete sie frech. »Ich sage nur – Windgeister!« Vielsagend hob sie die Augenbrauen, woraufhin sich Ragnars Gesicht verdüsterte. Vor zwei Tagen hatte er mit seinem Großvater versucht, auf einer der Klippen Windgeister zu rufen, und war den ganzen Abend schlecht gelaunt gewesen, weil all seine Bemühungen fehlgeschlagen waren.
    »Eines Tages wird es dir auch gelingen«, tröstete Aravyn Ragnar.
    »Aber nicht, wenn er weiterhin so ein Gesicht macht«, zog Lena ihn auf. »Dann rennt doch jeder Windgeist davon!«
    Eryn musste lachen, stand auf und schnappte sich einen leeren Korb. »Ich hole neues Brot.«
    Ragnar dagegen verschränkte nur die Arme vor der Brust. »Du weißt gar nicht, wie schwierig das mit den Geistern ist, also kannst du nicht mitreden.«
    »Oh, der Herr will mir den Mund verbieten!«
    »Nein, es ist nur …«
    Jetzt brach Lena in Gelächter aus, und als Ragnar sie schief ansah, deutete sie auf ihn. »Früher hast du dich immer beschwert, dass ich mich zu leicht ärgern lasse, und jetzt schmollst du.«
    »Freche Kröte«, knurrte er, allerdings war ein leichtes Schmunzeln um seinen Mund erkennbar, und er warf einen seiner nassen Handschuhe nach ihr.
    »Lena, ich habe gehört, du möchtest dich dem Bogenschießen widmen.« Eryn war zurück, stellte den Brotkorb auf den Steintisch und setzte sich wieder. »Amelia hat es mir soeben erzählt. Eine gute Entscheidung, wie ich finde.«
    »Sie ist doch nur zu faul, ein Schwert zu führen«, lästerte Ragnar mit vollem Mund und schob sich grinsend ein Stück frisches Fladenbrot hinein.
    »Blödmann!« Lena streckte ihm die Zunge heraus. »Ja, ich würde es gerne versuchen.« Absichtlich wandte sie sich von Ragnar ab und Eryn zu.
    »Dann lass uns beginnen, sobald der Regen nachlässt.«
    Draußen vor der Höhle stürzten nun wahre Wassermassen herab, das Plätschern drang bis ins Innere.
    »Der Regen wird anhalten.« Wortkarg wie immer saß Etron am Tisch und schnitzte an einem Pfeil. Graha hatte es sich auf einem Felsvorsprung bequem gemacht und seinen Kopf im Gefieder

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