Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
Vom Netzwerk:
versteckt.
    »Wir haben auch in einer der tieferen Höhlen die Möglichkeit, mit dem Bogen zu schießen«, erwähnte Eryn.
    »Lena kann ihn ohnehin nicht weit genug aufziehen«, stichelte Ragnar.
    »Lästermaul. Zeig du erst einmal, was du draufhast.«
    Mit weit aufgerissenen Augen sah Aravyn von Ragnar zu Lena und konnte mit ihren Frotzeleien offensichtlich wenig anfangen.
    Möglicherweise hat Amelia sogar recht. Aravyn ist so sanft und nachgiebig, vielleicht braucht Ragnar auf Dauer wirklich etwas anderes.
    Neuen Mutes machte sie sich nach dem Essen gemeinsam mit Eryn auf den Weg. Einen langen und recht schmalen Gang stiegen sie hinab in die Tiefen des Berges. Ihr Weg wurde teils von Fackeln, teils von schwach glimmenden Kristallen erhellt. Der Boden war offensichtlich schon lange in Gebrauch, von vielen Füßen ausgetreten, die Steine glatt geschliffen. Immer wieder zweigten Gänge ab, und Lena war erstaunt, wie weitläufig dieses Höhlensystem war. Hin und wieder konnte sie das Rauschen von Wasser hören, dann aber vernahm sie Stimmen, die sich näherten. Sie sah fragend zu Eryn, aber diese lächelte beruhigend.
    Kurz darauf kamen Taramin und Gheros den Weg herauf.
    »Nein, ich habe zweimal mehr getroffen als du.«
    »Der Pfeil ging an meinem vorbei«, widersprach Taramin leidenschaftlich.
    »Nur weil du mich abgelenkt hast.«
    »In einem realen Kampf wird man ebenfalls abgelenkt.«
    Die beiden waren derart in ihr Streitgespräch vertieft, dass sie beinahe über Morqua gestolpert wären. Die große Bergkatze trottete Lena und Eryn voran und fauchte die Streithähne nun an. Taramin stutzte kurz, dann erhellte ein Lächeln ihr schmales Gesicht. »Morqua!« Sie streichelte der Bergkatze über den Kopf. »Möchtet ihr euch ebenfalls im Bogenschießen üben?«
    »Ja, Lena will es versuchen.«
    »Möge dein Pfeil stets sein Ziel finden.« Die Frau mit den auffälligen Silbersträhnen im Haar verneigte sich, bevor sie weiterging, und auch Gheros nickte ihr zu. Nur wenige Augenblicke später diskutierten die beiden schon wieder lautstark.
    »Ich bin der Meinung, Pfeile aus Eichenholz sind die besten.«
    »Nein, das Holz der Buche ist geschmeidiger.«
    »Die beiden sind schon ein lustiges Gespann«, bemerkte Lena, nachdem auch Eryn amüsiert den Mund verzog.
    »In der Tat, aber sie lieben sich – auf ihre Art.«
    Nach einem kurzen Marsch erreichten sie einen lang gezogenen Hohlraum. Eine gewaltige Höhlendecke spannte sich über Lena hinweg, an den Wänden glimmende Kristalle verströmten ein sehr viel helleres Licht als in der Haupthöhle. Holzscheiben standen in unterschiedlichen Distanzen in einer Reihe, und Eryn steuerte auf jene zu, die lediglich zwanzig Schritte entfernt war. Sie prüfte den Stand und kam dann zurück. Geduldig zeigte sie Lena, wie sie den Bogen spannen musste, was sich als äußerst kniffelig herausstellte, denn die Sehne wollte sich einfach nicht in die Kerbe führen lassen. Doch nach einigem Üben gelang es Lena.
    »Sehr gut. Benutzt du lieber die linke oder die rechte Hand?«
    »Ich bin Rechtshänder.«
    »Gut. Dann nimm den Bogen in die linke Hand, leg den Pfeil auf und versuch, die Sehne langsam zu spannen, bis du etwa dein Ohr erreichst.«
    Lena tat, wie ihr geheißen. Es war nicht ganz einfach, den Pfeil stillzuhalten, aber Eryn nickte anerkennend.
    »Nun schließ kurz die Augen. Versenke dich in deinem Inneren, werde eins mit deinem Bogen. Dann visiere das Ziel an, und wenn du einen Moment der Stille spürst, kannst du loslassen.«
    Zunächst fiel es Lena schwer, Eryns Anweisungen zu folgen. Ihr Arm zitterte bereits nach kurzer Zeit, sie fluchte, als ihr der Pfeil wiederholt abrutschte. Aber Eryn munterte sie auf, es wieder und wieder zu probieren. Die ersten Pfeile gingen an der Zielscheibe vorbei, bald schmerzten Lenas Arme, ihr Nacken verspannte sich, aber schließlich war es so weit – ihr Pfeil traf! Ziemlich nahe am Rand der morschen Holzscheibe, aber sie hatte getroffen!
    »Hervorragend. Für heute beenden wir den Unterricht.«
    »Ausgerechnet jetzt, da ich getroffen habe?«, protestierte Lena. Zu gern hätte sie noch einige Pfeile abgeschossen, aber Eryn schüttelte den Kopf.
    »Es ist stets besser, mit einem Erfolgserlebnis zu schließen. Das gibt dir ein gutes Gefühl, sodass du dich auf deine nächsten Übungen freuen wirst.«
    »Also gut«, stimmte Lena zu, und sie machte sich gemeinsam mit Eryn und Morqua auf den Weg zurück in die Haupthöhle.
    Sie freute sich darauf, Ragnar

Weitere Kostenlose Bücher