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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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benutzen sie als Wärmequelle.«
    »So wie in der Höhle mit dem Wasserfall«, staunte Lena.
    »Wir haben versucht, den Menschen in den Städten zu erklären, dass alles in Elvancor in ausreichender Menge vorhanden ist. Sie müssen weder Bäume fällen, um ihre Behausungen zu beheizen, noch Steine aus den Bergen brechen, damit sie sich hinter gewaltigen Verteidigungsanlagen verschanzen.«
    »Aber sie haben nicht auf euch gehört«, spekulierte Lena. Sie ließ sich am Rande des Sees nieder und spielte mit einer Hand im warmen Wasser herum, bevor sie sich wieder zu Maredd umdrehte. »Würden denn Elvancors Vorräte für all die Menschen reichen, die momentan hier leben?«
    »Nein.« Maredds Miene verfinsterte sich. »Viele weigern sich, so wie ihre uralten Fürsten, weiter in die Ewigkeit zu gehen.«
    »Können sie denn selbst bestimmen, wann sie sterben?«, wollte Lena wissen.
    »Bis zu einem gewissen Zeitpunkt durchaus. Es sei denn, sie erleiden einen Unfall, werden von Rodhakan getötet oder einem wilden Tier. Normalerweise spüren sowohl Mensch als auch Tuavinn in ihrem Inneren, wann die Zeit gekommen ist weiterzugehen.« Er deutete auf seine Haare. »Wir Tuavinn altern nur sehr langsam, aber letztendlich ist es auch uns anzusehen, wenn sich der Tag nähert, an dem wir in die Nebel hinaufsteigen müssen. Ich bin diesem Tag bereits näher, als es bei Aravyn oder Eryn der Fall ist. Dennoch wird keiner von uns so lange verweilen, bis er welke Haut oder verblichenes Haar hat.« Er seufzte tief. »Auch jene Menschen, die einst nach ihrem körperlichen Tod in deiner Welt hierherkamen, warteten niemals so lange. Erst nachdem sich die heutigen Fürsten der großen Städte weigerten, gibt es viele Gebrechliche und Kranke, die sich nicht entschließen können zu gehen – so wirr und verloren sind sie im Geiste.«
    »Aber sie haben doch ewig gelebt«, wunderte sich Lena.
    »Dennoch wollen die uralten Fürsten nicht in die Ewigkeit gehen, und die Menschen, die hier geboren wurden, sind ihnen hörig.«
    »Also wollt ihr, dass all die Alten, deren Zeit bereits abgelaufen ist, hinauf in die Nebel der Ewigkeit steigen.«
    »So ist es«, stimmte Maredd zu.
    »Weil dann der Zyklus, wie ihr es nennt, die Veränderung wieder in Gang gesetzt wird und alles seiner ursprünglichen Bestimmung von …«, Lena rieb sich die Schläfe und nickte, als es ihr wieder einfiel, »… von Werden und Vergehen folgt. So hat Ragnar es Kian und mir erklärt.«
    »Das hast du dir gut gemerkt, Lena«, lobte Maredd sie.
    Noch immer war Lena diese Denkweise fremd. Sie hatte Ceadd kennengelernt, und selbst wenn das eine beeindruckende Stadt mit Zehntausenden Menschen gewesen war, so war das doch nichts im Vergleich zu den Großstädten ihrer Welt. Für ihre Begriffe gab es in Elvancor auch ausreichend Platz für alle, aber die Tuavinn sahen das offenbar anders.
    »Wollen wir gehen?« Maredd deutete in Richtung des Ausgangs, wo die beiden Drachen unermüdlich ihren Feueratem versprühten.
    »Ja. Und vielen Dank, dass ich das sehen durfte.« Lächelnd ließ sie ihren Blick noch einmal durch die Höhle schweifen.
    »Es war mir eine Ehre.« Sie hielten auf den Ausgang zu, aber dann blieb Lena abrupt stehen und fasste Maredd am Arm.
    »Sag, wenn sich die Menschen irgendwann dazu entschließen würden, in die Ewigkeit zu gehen, und ihr nur menschliche Anam Cara aus meiner Welt holt, würden dann nicht die Menschen hier aussterben?«
    Maredd sah sie eine ganze Weile stumm an, dann zuckte er kaum merklich mit den Schultern. »Die Menschen in den Städten und auch die vom Bergvolk gebären Kinder, mehr als die Tuavinn. Aber manchen von uns …« Er unterbrach sich selbst, legte eine Hand auf den Fels, woraufhin das Drachenfeuer versiegte, und bedeutete Lena voranzugehen. »Komm, Amelia wird uns erwarten.«
    Lena fragte sich, was er noch hatte sagen wollen, bohrte aber nicht weiter nach. Kaum waren sie zurück, stürzten Ragnar und Amelia mit Fragen auf sie ein, sodass sie nicht weiter zum Nachdenken kam.

Kapitel 14
    Eine Frage der Zukunft
    K nisternd verschlangen die Flammen ein neues Scheit, das gerade von einem Diener auf die Feuerstelle gelegt worden war. Belustigt bemerkte Kian, wie sich wieder ein dicker Wassertropfen vom Dach löste und in den Haaren von Fürstin Elgetia von Erborg verschwand. Deren schlohweißes Haar war zu einer gewaltigen Schnecke aufgetürmt, mit roten Steinen und goldenen Ketten durchwirkt. Doch weder der Schmuck noch das prächtige

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