Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
größerer Fleck, wo die Farbe des Überrocks noch nicht so stark ausgeblichen war – dieser Mann war einst Sergeant gewesen.
    Das Gesicht des Korporals passte zu seiner Figur, es war breit, mit wenig ausgeprägten Wangenknochen, was darauf hindeutete, dass es in seiner Ahnenreihe jemanden mit nordkanesischem Blut gegeben hatte. Sein Schädel war rasiert und zeigte entsprechende Spuren – feine Schnittwunden, die teilweise noch voller geronnenem Blut waren. Sein Blick war unverwandt auf Kulp gerichtet.
    Der Magier sprach als Erster. »Hüte deine Zunge, wenn du nicht noch weiter rückwärts gehen willst.«
    Der Soldat blinzelte. »Rückwärts?«
    »Erst Sergeant, dann Korporal – willst du jetzt auch noch ein einfacher Soldat werden? Ich habe dich gewarnt!«
    Der Mann schien völlig ungerührt. »Ich sehe keinerlei Rangabzeichen«, knurrte er.
    »Aber nur, weil du nicht weißt, wonach du Ausschau halten sollst. Geh zurück an deinen Tisch, Korporal, und lass uns in Ruhe.«
    »Ihr gehört zur Siebten Armee.« Der Korporal hatte ganz eindeutig nicht die Absicht, an seinen Tisch zurückzukehren. »Und seid wahrscheinlich ein Deserteur.«
    Kulps borstige Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Korporal, du stehst gerade dem gesamten Magier-Kader der Siebten gegenüber. Und jetzt geh mir aus den Augen, bevor ich dein Gesicht mit Kiemen und Schuppen verschönere.«
    Der Blick des Korporals huschte kurz zu Duiker, dann wieder zurück zu Kulp.
    »Falsch.« Der Magier seufzte. »Ich bin der gesamte Kader. Dieser Mann ist mein Gast.«
    »Kiemen und Schuppen, was?« Der Korporal stützte sich mit seinen großen Händen auf die Tischplatte und beugte sich ganz nahe an Kulp heran. »Wenn ich auch nur rieche, dass Ihr ein Gewirr öffnet, schneide ich Euch auf der Stelle die Kehle durch. Dies hier ist mein Posten, Zauberlehrling, und alles, was Ihr hier zu tun habt, geht mich etwas an. Also, fangt an, Euch zu erklären, mein Herr, bevor ich Euch Eure großen Ohren abschneide und sie zu den anderen an meinen Gürtel hänge.«
    Duiker räusperte sich »Bevor das hier endgültig aus dem Ruder...«
    »Haltet den Mund!«, schnappte der Korporal, ohne den Blick von Kulp abzuwenden.
    Von irgendwoher aus der Ferne erklangen Schreie. »Wahr!«, brüllte der Korporal. »Geh und schau nach, was da draußen los ist.«
    Ein junger cawnesischer Seemann sprang auf; während er quer durch den Raum auf die Tür zuging, überprüfte er ein neu aussehendes Kurzschwert, das in einer Scheide an seiner Hüfte hing.
    »Wir sind hier«, erklärte Duiker dem Korporal, »um ein Boot zu kaufen ...«
    Ein überraschter Fluch erklang von draußen vor der Tür, gefolgt von hastigem Stiefelgepolter auf den wackligen Stufen, die zum Gasthaus hinaufführten. Der Rekrut namens Wahr kam hereingestolpert, sein Gesicht war totenblass. Eine eindrucksvolle Litanei von Flüchen, die im Hafenviertel von Cawn gebräuchlich waren, kam über seine Lippen, bis er schließlich erklärte: »... wir haben da draußen einen Haufen bewaffnetes Gesindel, Korporal, und sie haben keine Lust zu reden. Hab gesehen, wie sie sich aufgeteilt haben. So um die zehn sind in Richtung der Ripath losgezogen.«
    Die anderen Seeleute waren bereits auf den Beinen. Einer von ihnen wandte sich an den Korporal. »Sie werden sie anzünden, Gesler, und dann sitzen wir auf diesem stinkenden Uferstreifen fest...«
    »Nehmt die Waffen und formiert euch«, knurrte Gesler. Er richtete sich auf, drehte sich zu dem anderen Soldaten um. »Geh zur Vordertür, Stürmisch. Sieh nach, wer die Männer da draußen anführt, und jag ihm einen Bolzen zwischen die Augen.«
    »Wir müssen das Boot retten!«, sagte der Sprecher der Seeleute.
    Gesler nickte. »Das werden wir auch, Vered.«
    Der Seesoldat namens Stürmisch bezog Position an der Vordertür; von irgendwoher hatte er plötzlich eine gespannte Armbrust in der Hand. Das Geschrei von draußen war lauter geworden, und es klang jetzt auch näher. Der Pöbel brachte sich in die Stimmung, die er brauchte, um das Gasthaus zu stürmen. Der junge Wahr stand mitten im Raum, das kurze Schwert zuckte in seiner Hand, und sein Gesicht war rot vor Wut.
    »Beruhige dich, mein Junge«, sagte Gesler. Sein Blick fiel auf Kulp. »Wenn Ihr jetzt Euer Gewirr öffnet, werde ich Euch wahrscheinlich nicht die Ohren abschneiden, Magier.«
    »Ihr habt Euch in diesem Dorf Feinde gemacht, Korporal?«, fragte Duiker.
    Gesler grinste. »Das hat sich schon einige Zeit abgezeichnet. Die

Weitere Kostenlose Bücher