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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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worden, allerdings mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Der Geruch nach verfaultem Fisch war überwältigend.
    Kulp stand in seinen Regenumhang gewickelt auf dem Kai; er hatte sich die ganze Zeit nicht von der Stelle gerührt. »Und wie viel«, fragte er mit tonloser Stimme, »habt Ihr für dieses... dieses Boot bezahlt?«
    Der Historiker seufzte. Er warf dem Magier einen Blick zu. »Könnt Ihr es nicht reparieren? Was war noch mal die Spezialität Eures Gewirrs, Kulp?«
    »Bootsreparaturen«, erwiderte der Angesprochene.
    »Nun denn«, sagte Duiker und kletterte wieder auf den Kai. »Ich verstehe, was Ihr meint. Um die Meerenge zu überqueren, braucht Ihr ein Schiff, das ein bisschen seetüchtiger ist als das hier. Der Mann, der es mir verkauft hat, hat anscheinend leicht übertrieben, was den Zustand seines Bootes anging.«
    »Das Vorrecht eines Haral. Es wäre besser gewesen, Ihr hättet ein Schiff gemietet.«
    Duiker grunzte. »Wem hätte ich denn trauen können?«
    »Und was jetzt?«
    Der Historiker zuckte die Schultern. »Zurück zum Gasthof. So, wie es aussieht, müssen wir alles noch einmal neu planen.«
    Sie gingen den baufälligen Kai entlang und betraten den schmutzigen Weg, der als Hauptverkehrsstraße des Dorfes diente. Die Fischerhütten auf beiden Seiten offenbarten einen Mangel an Stolz, wie er häufig in kleinen Gemeinden zu finden war, die sich im Schatten einer großen Stadt befanden. Die Abenddämmerung war hereingebrochen, und abgesehen von drei dürren Hunden, die sich um den Kadaver eines Fischs balgten, der bereits seit längerer Zeit tot sein musste, war niemand zu sehen. Schwere Vorhänge ließen kaum etwas von dem Licht in den Fischerhütten nach draußen schimmern. Die Luft war heiß, ein ablandiger Wind hielt die Meeresbrise draußen über der Bucht auf.
    Das örtliche Gasthaus, ein breites, einstöckiges Gebäude, stand auf Stelzen. Es bestand aus einem Rahmen aus ausgebleichtem Holz, der mit Sackleinen bespannt war; das Dach war mit Binsen gedeckt. Krabben flitzten im Sand darunter hin und her. Das Gebäude gegenüber dem Gasthaus war aus Stein; es beherbergte eine Abteilung des malazanischen Küstentrupps – vier Seeleute aus Cawn und zwei Soldaten, deren Aussehen nicht das Geringste über ihre Herkunft verriet. Für sie hatten die alten an ihr Geburtsland gebundenen Loyalitäten keinerlei Bedeutung mehr. Die neue Generation des Imperiums, dachte Duiker, als er und Kulp das Gasthaus betraten und an den Tisch zurückkehrten, an dem sie schon zuvor gesessen hatten. Die malazanischen Soldaten saßen um einen anderen Tisch, der sich näher an der Rückwand befand; das Sackleinen war an dieser Stelle zur Seite geschlagen worden und gewährte den Blick auf ein ruhiges Bild aus vertrocknetem Gras, weißem Sand und der glitzernden See. Duiker beneidete die Soldaten um die frische Luft, die ohne Zweifel dort, wo sie saßen, hereinwehte.
    Sie waren noch nicht an sie herangetreten, doch der Historiker wusste, dass dies nur eine Frage der Zeit war. In diesem Dorf tauchten sicher nur selten Reisende auf, und solche, die den Regenumhang eines Soldaten trugen, noch seltener. Bis jetzt hatten die Soldaten allerdings die Anstrengung gescheut, der Neugier irgendwelche Taten folgen zu lassen.
    Kulp winkte dem Mann hinter der Theke, einen Krug Bier zu bringen, dann beugte er sich zu Duiker hinüber. »Man wird uns Fragen stellen. Schon bald. Das ist das eine Problem. Wir haben kein Boot. Das ist das zweite. Und ich bin ein verdammt schlechter Seemann, das ist das dritte ...«
    »Schon gut, schon gut«, zischte der Historiker. »Beim Atem des Vermummten, lasst mich in Ruhe nachdenken!«
    Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck lehnte Kulp sich wieder zurück.
    Motten tanzten schwerfällig zwischen den zischenden Laternen im Raum. Es waren keine Dorfbewohner hier, und die Aufmerksamkeit des Mannes hinter der Theke war mit einer Intensität auf die Malazaner gerichtet, die schon fast an Besessenheit grenzte; er wandte seine schmalen, dunklen Augen nicht einmal von ihnen ab, als er den Bierkrug vor Kulp abstellte.
    Der Magier blickte dem Mann nach und sagte leise: »Diese Nacht ist irgendwie seltsam, Duiker.«
    »Stimmt.« Wo sind die bloß alle?
    Das Geräusch eines Stuhls, der zurückgeschoben wurde, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den rangältesten Malazaner, nach der Brosche auf seinem Überrock zu urteilen ein Korporal, der aufgestanden war und auf sie zukam. Unter der matten Zinn-Brosche war ein etwas

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