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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Soldaten zu. Gemeinsam rannten sie, so schnell sie konnten, den Strand entlang.
    Gesler und die Seeleute waren in Schwierigkeiten. Leichen lagen in dem aufgewühlten Sand rund um den Kai, ein Dutzend Einheimische und zwei der Seeleute aus Cawn. Gesler, Wahr und ein anderer Seemann kämpften Seite an Seite; sie versuchten, einen neu angekommenen Haufen Dorfbewohner auf Distanz zu halten, was sich als schier unmöglich erwies, da die Neuankömmlinge – Männer wie Frauen – sich in rasender Wut vorwärts warfen und dabei Harpunen, Schlaghölzer, Hackmesser und manchmal auch die bloßen Hände benutzten. Die anderen beiden Seeleute befanden sich schon an Bord der Ripath. Sie waren beide verwundet und fieberhaft damit beschäftigt, die Leinen zu lösen.
    Stürmisch führte Kulp bis auf vielleicht ein Dutzend Schritte an den Pöbel heran, dann kauerte der Soldat sich hin, zielte und feuerte einen Armbrustbolzen mitten ins Gewühl. Irgendjemand schrie auf. Stürmisch schlang sich die Armbrust über eine Schulter und zog ein Kurzschwert und einen Dolch. »Habt Ihr was, was uns in so 'ner Situation hilft, Magier?«, wollte er wissen, doch ohne die Antwort abzuwarten, stürmte er los, griff den Mob von der Seite her an. Dorfbewohner taumelten rückwärts; niemand wurde getötet, doch viele wurden schrecklich verstümmelt, als der Soldat sich dem dicksten Gewühl zuwandte – die Toten waren keine Belastung, die Verwundeten schon.
    Gesler verteidigte den Kai jetzt allein, während Wahr seinen zu Boden gegangenen Kameraden zum Schiff zurückschleifte. Einer der verwundeten Seeleute auf dem Deck der Ripath hatte aufgehört, sich zu bewegen.
    Kulp zögerte. Er wusste, dass jede Art von Magie, die er entfesseln würde, unverzüglich die Aufmerksamkeit des Hohemagiers auf sie lenken würde. Der Kader-Magier konnte sich kaum vorstellen, dass er noch eine weitere Attacke überleben könnte. An all seinen Gelenken hatte er innere Blutungen, und es bildeten sich Schwellungen. Morgen früh würde er kaum in der Lage sein, sich zu bewegen. Wenn ich diese Nacht überlebe. Wie auch immer, er hatte noch ein paar besondere Tricks auf Lager.
    Kulp hob die Arme, stieß einen schrillen Schrei aus. Vor ihm fauchte eine Feuerwalze in die Höhe, die taumelnd und immer größer werdend auf die Dorfbewohner zurollte. Der Angriff geriet ins Stocken, dann rannten die Einheimischen davon. Kulp schickte die Feuerwalze strandaufwärts hinter ihnen her. Als sie die grasbewachsene Böschung erreichten, fielen die Flammen in sich zusammen.
    Stürmisch wirbelte zu ihm herum. »Wenn Ihr so etwas tun könnt...«
    »Es war nichts«, sagte Kulp und trat zu seinen neuen Begleitern.
    »Eine Feuerwalze, die...«
    »Ich habe gesagt, es war nichts – und ich meine nichts! Beim Vermummten, es war eine Illusion, du Narr! Und jetzt sollten wir machen, dass wir wegkommen!«
    Vered starb zwanzig Armspannen vom Ufer entfernt; eine Harpunenspitze, die sich tief in seine Brust gebohrt hatte, sorgte dafür, dass sein letztes Blut auf das schlüpfrige Deck rann. Gesler rollte den Leichnam ohne viel Aufhebens einfach über Bord. Außer dem Korporal waren nur noch der junge Wahr, Stürmisch und Kulp auf den Beinen. Ein weiterer Seemann verlor langsam, aber sicher den Kampf mit einer durchtrennten Arterie in seinem linken Oberschenkel und war nur noch wenige Minuten vom Tor des Vermummten entfernt.
    »Alle sollen sich still verhalten«, flüsterte Kulp. »Kein Licht – der Hohemagier ist am Strand.«
    Die Männer hielten den Atem an, und ohne Mitleid presste jemand dem sterbenden Seemann eine Hand auf den Mund, bis sein Stöhnen verstummte.
    Nur unter dem Sturmsegel, glitt die Ripath langsam aus der schmalen Bucht; ihr Kiel teilte das Wasser mit einem sanften Flüstern.
    Doch es war laut genug, wie Kulp wusste. Er öffnete sein Gewirr, schleuderte Geräusche willkürlich in diese und jene Richtung – hier eine gedämpfte Stimme, dort das Knirschen von Holz. Er legte eine Hülle aus Düsterkeit über das Gebiet, hielt die Macht seines Gewirrs zurück, ließ sie nur herauströpfeln. Er wollte seinen Gegner täuschen, nicht herausfordern.
    Magisches Feuer blitzte sechzig Spannen links von ihnen auf, genarrt von einem hingeworfenen Geräusch. Die Düsternis verschluckte das magische Licht.
    Die Nacht wurde wieder still. Gesler und die anderen schienen begriffen zu haben, was Kulp tat. Ihre Blicke hingen an ihm, hoffnungsvoll, doch auch voller Furcht, die sie kaum noch unter

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