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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Blut gedürstet hatten, waren einfach vorwärts gestürmt, hatten die freie Fläche überqueren wollen, ohne das Terrain zuvor auszukundschaften.
    Die Wickaner hatten sie alle getötet. Das Risiko von Vergeltungsmaßnahmen war anscheinend viel zu gering gewesen, um sie daran zu hindern, sich ihre Pfeile zurückzuholen. Das Blutbad musste erbarmungslos gewesen sein; zuerst war jede Flucht unmöglich gemacht worden, und dann war mit großer Sorgfalt jeder einzelne Hissari umgebracht worden, der sich auf dem Platz befunden hatte.
    Duiker hörte hinter sich das Geräusch nahender Schritte und drehte sich um. Eine Gruppe von Aufständischen näherte sich ihm von den Toren hinter ihm. Sie waren gut bewaffnet, hielten Piken in den Händen und hatten Tulwars an den Hüften hängen. Unter ihren roten Telaban glitzerten Kettenhemden. Auf den Köpfen trugen sie die spitzen Bronzehelme der Stadtwache.
    »Welch schreckliches Gemetzel!«, jammerte Duiker. Sein Dosii- Akzent war nicht zu überhören. »Das schreit nach Rache!«
    Der Sergeant, der den Trupp anführte, musterte den Historiker argwöhnisch. »Du trägst den Staub der Wüste an deinen Kleidern«, sagte er.
    »O ja, ich bin von den Truppen des Hohemagiers im Norden hierher gekommen. Ich habe einen Neffen, der im Hafenviertel gewohnt hat. Ich wollte mich mit ihm treffen ...«
    »Wenn er noch lebt, alter Mann, wirst du ihn bei Reloes Trupp finden.«
    »Wir haben die Mezla aus der Stadt gejagt«, sagte ein anderer Soldat. »Sie sind zahlenmäßig weit unterlegen, bereits schwer angeschlagen und mit zehntausend Flüchtlingen belastet...«
    »Sei still, Geburah!«, schnappte der Sergeant. Er starrte Duiker aus zusammengekniffenen Augen an. »Wir gehen jetzt zu Reloe. Komm mit uns. Alle Hissari sollen gesegnet werden, indem sie an dem letzten Blutbad teilnehmen, mit dem wir die Mezla endgültig auslöschen werden.«
    Aha, Zwangsverpflichtungen. Kein Wunder, dass nirgends jemand zu sehen ist. Sie sind in der heiligen Armee, egal, oh es ihnen gefällt oder nicht. Der Historiker nickte. »Das werde ich tun. Ich habe geschworen, das Leben meines Neffen zu schützen, müsst ihr wissen ...«
    »Der Eid, das Reich der Sieben Städte von der Geißel der Mezla zu befreien, ist wichtiger«, grollte der Sergeant. »Dryjhna fordert deine Seele, Dosii. Die Apokalypse ist gekommen – überall im Land sammeln sich die Armeen, und alle müssen dem Ruf gehorchen.«
    »Letzte Nacht habe ich daran teilgenommen, das Blut von ein paar Männern des Küstentrupps der Mezla zu vergießen – meine Seele wurde schon da in ihre Obhut gegeben, Hissari.« Duikers Tonfall enthielt eine Warnung an den jungen Sergeanten. Erweise den Älteren deines Volkes Respekt, mein Junge.
    Der Sergeant antwortete dem Historiker mit einem beifälligen Nicken.
    Sein Pferd an den Zügeln führend, begleitete Duiker den Trupp, als die Männer durch das Viertel der Herrenhäuser marschierten. Der Sergeant erklärte, dass Kamist Reloes Armee sich auf der Ebene im Südwesten der Stadt sammelte. Drei Stämme aus der Odhan hielten Kontakt mit den verhassten Mezla, setzten dem Zug der Flüchtlinge und den viel zu wenigen Soldaten zu, die versuchten, sie zu schützen. Die Mezla versuchten Sialk zu erreichen, eine Stadt an der Küste, zwanzig Längen südlich von Hissar. Was die Narren jedoch nicht wussten, fügte der Mann mit einem finsteren Grinsen hinzu, war, dass Sialk ebenfalls gefallen war und dass gerade jetzt Tausende von adligen Mezla mitsamt ihren Familien die Nordstraße entlanggetrieben wurden. Der Kommandant der Mezla würde sich schon bald einer doppelt so großen Zahl von Bürgern gegenübersehen, die zu schützen er geschworen hatte.
    Dann würde Kamist Reloe den Feind umzingeln – seine Truppen waren dem Gegner in einem Verhältnis von sieben zu eins überlegen – und das Gemetzel vollenden. Die Schlacht sollte von heute an gerechnet in drei Tagen stattfinden.
    Duiker gab während der Ausführungen des Sergeanten immer wieder zustimmende Geräusche von sich, doch seine Gedanken rasten. Kamist Reloe war ein Hohemagier, von dem man geglaubt hatte, dass er vor zehn Jahren in der Raraku getötet worden war, als er sich angeblich mit Sha'ik darüber gestritten haben sollte, wer vom Schicksal dazu bestimmt wäre, die Apokalypse anzuführen. Nun war es offensichtlich, dass Sha'ik ihren Rivalen keineswegs getötet, sondern stattdessen seine Loyalität gewonnen hatte. Der Hinweis auf mörderische Rivalitäten,

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