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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Streitereien und persönliche Auseinandersetzungen hatte Sha'ik ganz sicher geholfen, die Malazaner zu der Überzeugung gelangen zu lassen, dass ihre Sache von inneren Schwächen heimgesucht wurde. Alles Lügen. Wir sind getäuscht worden, und jetzt müssen wir dafür bezahlen.
    »Die Armee der Mezla ist wie ein großes Tier«, sagte der Sergeant, als sie sich dem Stadtrand näherten, »von unzähligen Hieben verwundet und mit blutigen Flanken. Das Tier stolpert vorwärts, blind vor Schmerzen. In drei Tagen wird es fallen, Dosii.«
    Der Historiker nickte gedankenverloren. Er musste an die Eberjagden denken, die zu bestimmten Jahreszeiten in den Wäldern des nördlichen Quon Tali stattfanden. Ein Spurenleser hatte ihm einmal erzählt, dass die meisten Jäger, die bei solchen Jagden getötet wurden, von ihrem Schicksal ereilt worden waren, nachdem der Eber eine tödliche Wunde erhalten hatte. Ein unerwartetes letztes Vorwärtsstürmen, ein mörderischer Satz, der zu ignorieren schien, dass sich das Tier bereits im Griff des Vermummten befand. Den Sieg ganz nah vor Augen, vergaßen die Jäger ihre übliche Vorsicht. Etwas von diesem übersteigerten Selbstvertrauen hörte Duiker auch in den Worten des Aufständischen. Das Tier blutete, doch es war noch längst nicht tot.
    Während die Sonne am Himmel langsam höher stieg, marschierten sie in Richtung Süden.
     
    Der Fußboden des Zimmers hing durch wie eine Schüssel und war über und über mit dicken, wie Filz wirkenden Staubflocken bedeckt. Fast eine ganze Meile tief im Innern des steinernen Herzens des Hügels waren die roh behauenen Wände wie Glas gesprungen, zogen sich Risse vom gewölbten Dach bis zum Fußboden herunter. In der Mitte des Raums lag ein Fischerboot auf der Seite; das Segel hing wie verrottetes Gewebe vom einzigen Mast. Die heiße, trockene Luft hatte die Holzdübel aus den Verbindungsstellen getrieben, und die Planken hatten sich zusammengezogen und unter dem Gewicht des Bootes verbogen.
    »Dies ist keine Überraschung«, sagte Mappo, der im Eingang stehen geblieben war.
    Icariums Lippen zuckten leicht, dann ging er an dem Trell vorbei und trat an das Boot heran. »Fünf Jahre? Länger dürfte es noch nicht hier sein – ich kann immer noch das Meer riechen. Kannst du die Bauart erkennen?«
    »Ich verfluche mich selbst dafür, dass ich an solchen Dingen niemals Interesse gehabt habe«, seufzte Mappo. »Dabei hätte ich doch wirklich damit rechnen können, dass so etwas einmal geschehen könnte – was habe ich mir nur gedacht?«
    »Ich glaube«, sagte Icarium langsam, während er eine Hand auf den Bug des Bootes legte, »Iskaral Pustl hat gewollt, dass wir das hier finden.«
    »Ich dachte, unsere Suche hätte einem Besen gegolten«, murmelte der Trell.
    »Sein Besen wird ohne Zweifel von ganz allein wieder auftauchen. Nicht das Ziel der Suche war wichtig, sondern die Reise an sich.«
    Mappo kniff die Augen zusammen und starrte den Freund misstrauisch an, dann grinste er zustimmend und zeigte dabei seine gewaltigen Eckzähne. »So ist es immer, nicht wahr?« Er folgte dem Jhag in das Zimmer. Seine Nasenflügel blähten sich. »Ich kann kein Meer riechen.«
    »Nun, vielleicht habe ich ein bisschen übertrieben.«
    »Ich gebe zu, dass es nicht so aussieht, als würde es schon seit Jahrhunderten hier liegen. Was hat das zu bedeuten, Icarium? Ein Fischerboot in einem Raum, der sich tief im Innern einer Klippe befindet, in einer Wüste, die dreißig Längen von allem entfernt ist, was größer als eine Quelle ist. Der Hohepriester hat uns ein Geheimnis vor die Nase gesetzt.«
    »In der Tat.«
    »Kannst du denn die Bauart erkennen?«
    »Ach, leider bin ich, was Wasserfahrzeuge angeht – und andere Dinge, die mit dem Meer zu tun haben –, genauso unwissend wie du, Mappo. Ich fürchte, in dieser Hinsicht haben wir die Erwartungen Iskaral Pustls nicht erfüllt.«
    Der Trell grunzte, während er zusah, wie Icarium damit begann, das Boot genauer zu untersuchen.
    »Hier sind Netze, geschickt geknüpfte Netze. Und ein paar verdorrte Dinger, die vielleicht irgendwann einmal Fische gewesen sind ... Aha!« Der Jhag griff nach unten. Holz klapperte. Er richtete sich wieder auf und sah Mappo an; in seinen Händen hielt er Iskaral Pustls Besen.
    »Fegen wir jetzt das Zimmer?«
    »Ich nehme an, unsere Aufgabe besteht darin, das Ding hier seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben.«
    »Das Boot oder den Besen?«
    Icarium zog die Brauen hoch. »Nun, das ist eine

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