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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schien sich hungrig nach dem Trell zu strecken, es wuchs, füllte seine Welt aus, bis er in dem gequälten Labyrinth versank.
    »Es ist schon merkwürdig, wie ein Land, das man noch nie bereist hat, so vertraut wirken kann.«
    Mappo blinzelte, als die Erinnerungen beim Klang der vertrauten Stimme zerstoben. Er blickte zu Icarium auf. »Und es ist noch merkwürdiger, dass das geistige Auge so weit und so schnell reisen und doch binnen eines Augenblicks zurückkehren kann.«
    Der Jhag lächelte. »Mit jenem Auge könnte man die ganze Welt erforschen.«
    »Mit jenem Auge könnte man ihr entfliehen.«
    Icarium kniff die Lider zusammen, als er den geröllübersäten Wüstenstreifen unter ihnen musterte. Sie waren einen Hügel hinaufgestiegen, um den Weg besser sehen zu können, der vor ihnen lag. »Deine Erinnerungen faszinieren mich jedes Mal aufs Neue, da ich anscheinend so wenig eigene besitze, und umso mehr, da du bisher immer so zögerlich gewesen bist, sie mit mir zu teilen.«
    »Ich habe an meinen Clan gedacht«, sagte Mappo achselzuckend. »Es ist erstaunlich, was für einfache Dinge man irgendwann zu vermissen beginnt. Die Zeit, wenn die Herden Junge haben, die Art und Weise, wie wir die Schwachen in einer unausgesprochenen Übereinkunft mit den Wölfen der Ebene losgeworden sind.« Er lächelte. »Der Ruhm, den ich mir erworben habe, als ich in das Lager einer Gruppe von Banditen geschlichen bin und von jeder Messerklinge die Spitze abgebrochen habe und dann wieder hinausgehuscht bin, ohne dass einer wach geworden wäre.« Er seufzte. »Ich habe die Spitzen jahrelang in einem Beutel an meinem Kriegsgürtel getragen.«
    »Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Eine Frau, die noch klüger war als ich, hat sie mir ihrerseits gestohlen.« Mappos Grinsen wurde breiter. »Stell dir nur einmal vor, wie viel Ruhm sie sich dadurch erworben hat.«
    »War das alles, was sie gestohlen hat?«
    »Ach, lass mir doch ein paar Geheimnisse, mein Freund.« Der Trell stand auf und klopfte sich Sand und Staub von seinen ledernen Hosen. »Wenn überhaupt irgendwas«, sagte er nach einer Pause, »dann ist dieser Sandsturm um ein Drittel größer geworden, seit wir angehalten haben.«
    Die Hände in die Hüften gestemmt, musterte Icarium die dunkle Mauer, die die Ebene in zwei Teile teilte. »Ich glaube, er ist auch näher herangekommen«, sagte er. »Er ist aus Zauberei geboren, ist vielleicht der Atem der Göttin selbst, und seine Kraft nimmt immer noch zu. Ich kann spüren, wie er sich nach uns ausstreckt.«
    »Stimmt.« Mappo nickte, unterdrückte dabei ein Schaudern. »Das ist überraschend, wenn man davon ausgeht, dass Sha'ik tatsächlich tot ist.«
    »Vielleicht war ihr Tod notwendig«, erwiderte Icarium. »Schließlich ist es fraglich, ob sterbliches Fleisch eine solche Macht überhaupt beherrschen kann. Kann ein lebendes Wesen überdauern, wenn es die Verbindung zwischen Dryjhna und dieser Sphäre darstellt?«
    »Du glaubst, sie könnte zu einer Aufgestiegenen geworden sein? Und dabei hat sie Fleisch und Blut, hat sie ihren Körper zurückgelassen?«
    »Es wäre möglich.«
    Mappo verfiel in Schweigen. Die Zahl der Möglichkeiten nahm von Tag zu Tag zu, wenn sie über Sha'ik, den Wirbelwind und die Prophezeiungen diskutierten. Gemeinsam säten er und Icarium ihre eigene Verwirrung. Und wem soll das nützen ? Iskaral Pustls grinsendes Gesicht tauchte vor Mappos innerem Auge auf. Er stieß zischend die Luft aus. »Wir werden manipuliert«, grollte er. »Ich kann es spüren. Und riechen.«
    »Ich habe bemerkt, dass sich die Härchen in deinem Nacken aufgestellt haben«, sagte Icarium mit grimmigem Lächeln. »Was mich angeht, so lässt mich dieser Gedanke kalt – ich habe mich mein ganzes Leben lang manipuliert gefühlt.«
    Der Trell schüttelte sich, um sein Zusammenzucken zu überspielen. »Und wer«, fragte er sanft, »sollte so etwas tun?«
    Der Jhag zuckte die Schultern, starrte mit hochgezogenen Augenbrauen zu Boden. »Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, mich das zu fragen, mein Freund. Wollen wir etwas essen? Die Lektion, die wir jetzt brauchen, heißt: Der Geschmack von Hammelfleisch-Eintopf ist dem der süßen Neugier weit überlegen.«
    Mappo starrte Icariums Rücken an, als der Krieger zu ihrem Lagerplatz hinabschritt. Aber was ist mit süßer Rache, mein Freund?
     
    Gepeinigt von heulenden, sandgeschwängerten Windböen ritten sie die alte Straße entlang. Selbst der Gral-Wallach stolperte inzwischen vor

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