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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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überhaupt noch fähig bist, Schmach zu empfinden, Felisin.«
    Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit durchströmte sie. Eigentlich ist es fast das Gleiche. Ich kann es überleben, es kann mir sogar gefallen. Wenn ich es versuche.
    Baudin erhob sich. Sie drehte sich auf den Rücken, starrte zu ihm empor. Er hatte den Dolch eingesteckt und sich zum Eingang zurückgezogen. Er lächelte. »Tut mir Leid, wenn ich dich enttäuscht habe, aber ich war nicht in der richtigen Stimmung.«
    »Aber warum...«
    »Um festzustellen, ob du noch immer die bist, die du warst.« Er musste nicht aussprechen, zu welchem Schluss er gekommen war. »Versuch zu schlafen, Schätzchen.«
    Als sie allein war, rollte Felisin sich auf ihrem Lager zusammen. Ein Gefühl der Taubheit breitete sich in ihr aus. Um festzustellen, ob du noch immer... ja, du bist es noch immer. Baudin hat es schon vorher gewusst. Er wollte es dir nur selbst vor Augen führen, Mädchen.
    Du hast gedacht, du würdest ihn benutzen, doch in Wirklichkeit hat er dich benutzt. Er hat gewusst, was du geplant hast. Denk darüber nach. Denk sehr lange und sehr gut darüber nach.
     
    Er kam aus den Wellen geschritten, der Vermummte, der Schnitter der zerrissenen Seelen. Er hatte lange genug gewartet, und allmählich verlor er den Geschmack daran, sich an ihren Leiden zu belustigen. Es war Zeit für das Tor.
    Felisin hockte am Ufer und starrte auf die Meerenge hinaus; sie fühlte sich ebenso gebleicht und ausgedörrt wie das angeschwemmte Treibholz um sie herum. Wolken flackerten über den Himmel, Blitze tanzten zum grollenden Rhythmus des Donners. Längs des Riffs spritzte die Gischt in die Höhe, schleuderte blauweiße Explosionen in die Dunkelheit.
    Eine Stunde zuvor waren Baudin und Heboric von ihrem Marsch zurückgekehrt, der sie den Strand entlanggeführt hatte. Sie hatten den Bug eines zerschellten Bootes mit sich geschleppt. Es war alt, doch sie hatten davon gesprochen, ein Floß zu bauen. Die Diskussion hatte den Klang sinnloser Träumereien – keiner von ihnen hatte noch die Kraft für ein solches Vorhaben. Wenn die Morgendämmerung kam, würden sie anfangen zu sterben, und sie alle wussten es.
    Felisin wurde klar, dass Baudin als Letzter sterben würde. Es sei denn, Heborics Gott kehrte zurück, um seinen ungeratenen Sohn zu sich zu nehmen. Felisin begann allmählich zu glauben, dass sie die Erste sein würde. Ohne Rache genommen zu haben. Weder an Baudin noch an ihrer Schwester Tavore, ganz zu schweigen vom ganzen malazanischen Imperium, das der Vermummte holen sollte.
    Jenseits der Brecher, die auf das Riff einhämmerten, zuckte eine merkwürdige Woge von Blitzen in die Höhe. Sie spielte tanzend und flackernd hin und her, als wäre sie um ein unsichtbares Stück Holz von mehreren Meilen Länge und dreißig Fuß Dicke gewickelt. Die krachenden Lichtspeere fuhren mit einem sengenden Zischen in die Gischtfahnen. Donner dröhnte laut genug über den Strand, um den Sand erzittern zu lassen. Der Blitz rollte weiter, genau auf sie zu.
    Plötzlich war Heboric an ihrer Seite; sein Froschgesicht war zu einer Grimasse der Furcht verzogen. »Das ist Zauberei, Mädchen! Lauf weg!«
    Ihr Lachen klang eher wie ein raues Bellen. Sie rührte sich nicht. »Es wird schnell gehen, alter Mann!«
    Der Wind heulte.
    Heboric wirbelte herum, um die näher kommende Woge anzusehen. Er zischte einen Fluch, der in dem immer mehr anschwellenden Lärm unterging, und stellte sich zwischen Felisin und die magische Kraft. Baudin kauerte sich neben ihr hin, sein Gesicht wurde von einem blauen Schimmer beleuchtet, der stärker wurde, als der Blitz das Ufer erreichte und weiter auf sie zurollte.
    Er barst um Heboric, als wäre der ehemalige Priester eine Felsnadel. Der alte Mann taumelte, seine Tätowierungen wurden für einen Augenblick zu Zeichnungen aus Feuer, die hell schimmerten und dann nicht mehr zu erkennen waren.
    Die Magie war verschwunden. Gerade eben war sie noch eine Bedrohung gewesen, jetzt starb sie sanft strandaufwärts und strandabwärts.
    Heboric sank in sich zusammen, ließ sich im Sand auf die Knie fallen. »Das war nicht ich«, sagte er in die plötzliche Stille. »Das war Otataral. Natürlich. Wir hatten nichts zu befürchten. Überhaupt nichts.«
    »Da!«, schrie Baudin.
    Ein Boot hatte irgendwie das Riff überwunden und raste jetzt auf sie zu. Sein einziges Segel stand in Flammen. Lanzen aus magischer Energie stießen zuckend wie Vipern von allen Seiten nach dem Boot, doch der Spuk

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