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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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alten Mann verbunden, das andere umgarnt von Otataral, doch nichtsdestotrotz wachsend – ein Gewirr, das ich nicht erkennen kann, eine Macht, die jedem meiner Sinne völlig fremd ist. Er blinzelte. Heboric starrte ihn an; um seinen breiten Mund spielte ein dünnes Lächeln.
    »Im Namen des Vermummten, was ist mit Euch geschehen?«, fragte Kulp.
    Der ehemalige Priester zuckte die Schultern. »Ich wollte, ich wüsste es.«
    Die drei Soldaten näherten sich jetzt Heboric. »Ich bin Gesler«, sagte der Korporal in barscher Ehrerbietung. »Wir sind alles, was vom Eber-Kult noch übrig ist.«
    Das Lächeln des alten Mannes erlosch. »Das wären dann immer noch drei zu viel.« Er drehte sich um und ging davon, um einen der beiden Rucksäcke zu holen.
    Gesler starrte ihm ausdruckslos nach.
    Dieser Mann erholt sich verdammt schnell. Der junge Wahr keuchte auf, als er die harschen Worte des Mannes hörte, den er für einen Priester seines Gottes gehalten hatte. Kulp konnte in den hellblauen Augen des jungen Burschen sehen, wie in seinem Innern etwas in Trümmer fiel. Stürmisch machte jenes düstere Gesicht, dem er wahrscheinlich seinen Namen verdankte; doch er legte Wahr kurz eine Hand auf die Schulter, bevor er sich dem einohrigen Mann zuwandte.
    »Wenn du deine Hände nicht schleunigst ein bisschen weiter von deinen versteckten Dolchen weghältst, werd ich irgendwann nervös«, knurrte er leise und packte seine Armbrust etwas fester.
    »Das ist Baudin«, sagte die junge Frau. »Er bringt Leute um. Alte Frauen, Rivalen. Was immer ihr wollt – er hat ihr Blut an den Händen. Stimmt doch, oder, Baudin?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Ich bin Felisin vom Haus Paran. Die Jüngste dieser Linie. Aber lasst euch davon nicht täuschen.«
    Sie erläuterte diese Bemerkung nicht näher.
    Heboric kehrte zurück, einen Rucksack an jedem Unterarm. Er setzte sie ab und trat dann ganz nahe an Kulp heran. »Wir sind nicht gerade in der Verfassung, Euch zu helfen – aber wenn man diese verdammte Wüste durchquert hat, dann hat der Tod durch Ertrinken etwas seltsam Anziehendes.« Er starrte hinaus auf die hochgehenden Wellen. »Was ist da draußen?«
    »Stellt Euch ein Kind vor, das eine Leine hält, und am anderen Ende dieser Leine ist ein Schattenhund. Das Kind ist der Magier, der Hund sein Gewirr. Ich vermute, er war schon zu lange in den Minen, bis es ihm endlich gelungen ist, zu fliehen. Wir müssen uns ausruhen, dann können wir noch einmal versuchen, es mit diesem Sturm aufzunehmen.«
    »Und wie schlecht stehen die Dinge auf dem Festland?«
    Kulp zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Hissar hat gebrannt, das haben wir gesehen. Duiker ist losgezogen, um zu Coltaine und zur Siebten zurückzukehren – der alte Mann hat einen Hang zum Optimismus, der ihn eines Tages noch auf einem Gleitbett enden lassen wird. Ich würde sagen, die Siebte ist Geschichte, genau wie Coltaine und seine Wickaner.«
    »Ach, der Coltaine. Als ich am Fuß des Spalts hinter Laseens Palast angekettet war, habe ich mehr oder weniger erwartet, dass er bald mein Nachbar sein würde. Der Vermummte weiß, dass es da unten reichlich angemessene Gesellschaft gegeben hat.« Nach einem Augenblick schüttelte er den Kopf. »Coltaine ist noch am Leben, Magier. Männer wie er sind nicht so leicht zu töten.«
    »Wenn das stimmt, dann muss ich zu ihm zurückkehren.«
    Heboric nickte.
    »Er wurde exkommuniziert«, sagte Felisin laut.
    Heboric und Kulp drehten sich um und sahen, dass Gesler das Mädchen anstarrte. Sie fuhr fort: »Mehr noch, er ist der Fluch seines eigenen Gottes. Eures Gottes, wie ich vermute. Hütet euch vor verschmähten Priestern. Ihr werdet Fener eure eigenen Gebete darbieten müssen, Jungen, und ich gebe euch den guten Rat: Betet! Betet viel!«
    Der Priester drehte sich mit einem Seufzer wieder zu Kulp um. »Ihr habt Euer Gewirr geöffnet, um einen Blick auf mich zu werfen. Was habt Ihr gesehen?«
    Kulp machte ein finsteres Gesicht. »Wie waren noch die Worte, die Ihr vorhin gebraucht habt? Ich wollte, ich wüsste es?« Er zögerte. »Ich habe ...«, sagte er nach einer kurzen Pause, »... ein Kind gesehen, das einen Hund hinter sich hergezogen hat, mit einer Hand, und, beim Vermummten, der Hund war so groß wie ein verdammter Berg.«
    Heborics Gesicht nahm einen gespannten Ausdruck an. »Und was ist mit der anderen Hand?«
    »Tut mir Leid«, erwiderte Kulp, »aber darauf gibt es keine einfache Antwort.«
    »Ich würde loslassen

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