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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wurde schwächer, je mehr es sich dem Ufer näherte. Einen Herzschlag später lief es knirschend auf Grund und kam zum Stillstand, neigte sich dabei nach einer Seite. Im gleichen Augenblick stürzten sich zwei Gestalten auf die Leinen, kappten das brennende Segel. Die Leinwand sank herunter wie eine Schwinge aus Flammen, die sofort erlosch, als sie das Wasser berührte. Zwei weitere Männer sprangen von Bord und wateten ans Ufer.
    »Welcher von denen ist Duiker?«, fragte Felisin.
    Heboric schüttelte den Kopf. »Keiner, aber der Linke ist ein Magier.«
    »Woher weißt du das?«
    Er gab keine Antwort.
    Die beiden Männer kamen rasch näher, beide taumelten vor Erschöpfung. Der Magier, ein kleiner rotgesichtiger Mann, der einen versengten Umhang trug, sprach als Erster – und er sprach malazanisch. »Den Göttern sei Dank! Wir brauchen Eure Hilfe!«
     
    Irgendwo jenseits des Riffs wartete ein unbekannter Magier – ein Mann, der nichts mit der Rebellion zu tun hatte, ein Fremder, der in seinen eigenen Albträumen gefangen war. Er war wie der Wirbel eines wilden Sturms aus der Tiefe aufgetaucht, als sie den zweiten Tag auf See gewesen waren. Kulp hatte noch nie zuvor eine derart ungehemmte Macht gespürt. Doch die Wildheit dieser Kraft hatte sie schließlich gerettet, als der Wahnsinn, der den Zauberer in den Klauen hatte, dessen Gewirr in Fetzen gerissen hatte. Es gab keine Kontrolle mehr, Magie strömte aus den Wunden des Gewirrs, und in das Heulen der Winde mischten sich die Schreie des Magiers.
    Die Ripath war wie ein Stück Rinde in einem zu Tal stürzenden Gebirgsbach hin und her geworfen worden. Am Anfang hatte Kulp sich mit Illusionen gewehrt, denn er hatte geglaubt, dass der Zorn des Magiers ihm und seinen Gefährten galt; doch es war sehr schnell deutlich geworden, dass der Verrückte, der da mit seiner Magie um sich schlug, sie überhaupt nicht beachtete, sondern einen ganz anderen Krieg führte. Kulp zog sein eigenes Gewirr zu einer schützenden Schale um die Ripath zusammen, und während Gesler und seine Männer all ihr Können aufboten, um zu verhindern, dass das Schiff kenterte, kauerte er sich mittschiffs an einer geschützten Stelle auf das Deck, um dem magischen Ansturm zu widerstehen.
    Die entfesselte Magie jagte sie rein instinktiv, und keine Illusion konnte etwas so durch und durch Geistloses täuschen. Sie wurden zu einer Art Magnet für die Magie. Die Angriffe erfolgten ohne Pause, mal heftiger, mal weniger stark; zwei Tage und Nächte schlugen sie erbarmungslos auf Kulp ein.
    Sie wurden westwärts getrieben, der Küste der Otataral-Insel entgegen. Die Kräfte des Magiers attackierten die Küstenlinie, wenn auch mit geringem Effekt, und Kulp konnte sich endlich einen Reim auf die ganze Sache machen. Der Verstand des Magiers musste von Otataral zerstört worden sein. Und jetzt erging es ihm wie einem entflohenen Bergmann, einem Kriegsgefangenen, der die Mauern erklettert hatte, nur um herauszufinden, dass er sein Gefängnis mitgenommen hatte. Und als er die Kontrolle über sein Gewirr verloren hatte, hatte das Gewirr angefangen, ihn zu beherrschen. Es brodelte mit einer Macht, die weit über das hinausging, was der Magier selbst jemals daraus gezogen hatte.
    Diese Feststellung ließ Kulp entsetzt erschauern. Der Sturm drohte, sie am Ufer der Küste zerschellen zu lassen. Wartete auf ihn womöglich das gleiche Schicksal?
    Dem Geschick Geslers und seiner Mannschaft war es zu verdanken, dass die Ripath nicht auf das Riff lief. Elf Stunden lang schafften sie es, parallel zu den rasiermesserscharfen Felsen dahinzusegeln, die sich unter den Brechern verbargen.
    In der dritten Nacht spürte Kulp eine Veränderung. Die Küste zu ihrer Rechten, die er als einen undurchdringlichen, ablehnenden Wall wahrgenommen hatte – was auf die kalte Präsenz von Otataral zurückzuführen war –, wurde plötzlich ... weicher. Es gab dort eine Macht, die der Kraft des magietötenden Erzes widerstand, sie innerhalb eines bestimmten Bereichs zurückdrängte.
    In dem Riff war eine Lücke. Es war, wie Kulp entschied, ihre einzige Chance. Er stand auf und rief Gesler. Der Korporal begriff sofort, was er wollte, und seine Miene verriet gleichermaßen Verzweiflung und Erleichterung. Sie waren dabei, den Kampf gegen die Erschöpfung zu verlieren, gegen die überwältigende Belastung, Zauberei auf sich zujagen zu sehen, die dann über Kulps schützender Magie abfloss – ein Schutz, der unübersehbar von Mal zu Mal

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