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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Assassine deutlich spürte. »Ich erinnere mich an Korbolo«, murmelte er.
    »Das hab ich mir gedacht. Er war Elsters Nachfolger, oder?«
    »Eine Zeit lang. Nach der Raraku. Ein hervorragender Stratege, aber für meinen Geschmack ein bisschen zu blutrünstig. Auch für Laseen, deshalb hat sie ihn in Halaf versauern lassen.«
    »Und stattdessen Dujek befördert.« Der Hauptmann lachte. »Der jetzt zum Ausgestoßenen erklärt wurde.«
    »Nun, es gibt da eine Ungerechtigkeit, von der ich Euch eines Tages einmal erzählen werde«, sagte Kalam, während er aufstand. »Wir sollten sehen, dass wir wegkommen. Es könnte sein, dass diese Banditen noch mehr Freunde haben, die sich hier irgendwo in der Nähe rumtreiben.«
    Als er sein Pferd zum Aufbruch bereitmachte, spürte er, dass Minala ihn beobachtete, was ihn etwas beunruhigte. Erst vor vierundzwanzig Stunden war ihr Mann gestorben, hatte sie ihren Halt verloren. Kalam war ein Fremder, der praktisch die Führung übernommen hatte, obwohl ihr Schwager einen höheren Dienstgrad besaß. Zum ersten Mal seit langer Zeit musste ihr klar geworden sein, dass sie durchaus eine Chance hatten, das hier zu überleben, wenn er dabei war. Das war jedoch genau die Art von Verantwortung, auf die er lieber verzichtet hätte. Andererseits haben mir tüchtige Frauen immer gefallen. Doch dass sie sich so kurz nach dem Tod ihres Ehemannes schon wieder für jemanden interessiert – das ist wie eine Blüte auf einem toten Stängel. Reizvoll, aber nicht von langer Dauer. Sie war tüchtig, doch wenn er es zuließ, würden ihre eigenen Bedürfnisse diese Tüchtigkeit beeinträchtigen. Das wäre nicht gut für sie. Und außerdem, wenn ich sie hinters Licht führe, würde sie genau das verlieren, was sie besonders reizvoll für mich macht. Am besten, ich lasse die Finger von ihr und gebe mich weiterhin unnahbar.
    »Korporal Kalam«, sagte Minala. Sie stand direkt hinter ihm.
    Er drehte sich um. »Was ist?«
    »Die Frauen da. Ich finde, wir sollten sie begraben.«
    Der Assassine zögerte, dann wandte er sich wieder dem Sattelgurt seines Pferdes zu. »Keine Zeit«, brummte er. »Mach dir lieber Sorgen um die Lebenden, nicht um die Toten.«
    »Das tue ich. Aber wir haben zwei kleine Jungen bei uns, die man daran erinnern sollte, was Respekt bedeutet.« Ihr Tonfall war schärfer geworden.
    »Aber nicht jetzt.« Er schaute sie wieder an. »Respekt wird ihnen nicht helfen, wenn sie tot sind oder ein noch schlimmeres Schicksal erleiden. Wenn du dich davon überzeugt hast, dass alle anderen zum Aufbruch bereit sind, geh zu deinem Pferd.«
    Sie wurde blass. »Der Hauptmann gibt hier die Befehle.«
    »Der Hauptmann hat einen zermatschten Schädel und glaubt immer noch, das hier wäre ein Familienausflug. Schau ihn dir doch an – wenn er seine klaren Momente hat, kannst du die Furcht in seinen Augen erkennen. Und jetzt willst du dem Mann noch eine weitere Last aufbürden. Schon der kleinste Anstoß könnte dafür sorgen, dass er sich ganz in sein Inneres verkriecht, und welchen Nutzen hätte er dann noch? Und für wen?«
    »Na gut!«, schnappte sie und wirbelte herum.
    Er blickte ihr nach, als sie davonstapfte. Selv und Keneb standen bei ihren Pferden; sie waren zu weit weg, um irgendetwas von dem Wortwechsel verstanden zu haben, jedoch nahe genug, um mitbekommen zu haben, dass zwischen dem Assassinen und Minala dunkle Wolken aufgezogen waren. Einen Augenblick später kamen die Kinder in Sicht. Sie ritten gemeinsam auf einem Pferd; der Siebenjährige saß vorn, stolz und hoch aufgerichtet, und sein jüngerer Bruder hielt sich an ihm fest. Beide wirkten älter, als sie waren.
    Respekt vor dem Leben. Oh, ja, sicher. Die andere Lektion ist die, wie billig ein Menschenleben werden kann. Vielleicht hängt das Erstere vom Letzteren ab; in diesem Fall wären sie auf dem richtigen Weg.
    »Fertig«, sagte Minala mit kalter Stimme.
    Kalam schwang sich in den Sattel. Er ließ seine Blicke durch die zunehmende Dunkelheit schweifen. Bleib in der Nähe, Apt. Aber komm uns nicht zu nahe.
    Sie verließen das Flussbett und ritten in die grasbewachsene Odhan hinaus, Kalam an der Spitze. Zum Glück war der Dämon scheu.
     
    Die plötzliche Welle erwischte sie von backbord, eine gewaltige, schmutzig trübe Wand, die über die Reling sprang und auf das Deck krachte wie ein Erdrutsch aus Schlamm. Das Wasser floss innerhalb von Sekunden ab, ließ Felisin und die anderen auf dem Hauptdeck knietief in faulig riechendem Schlick

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