Das Reich der Sieben Städte
aufgetaucht war. Sie schaute zu ihm hinüber. Er starrte mit leichenblassem Gesicht zum Himmel hinauf. Sie folgte seinem Blick.
Eine große schwarze Wunde, von bösartigem Rot eingefasst und so groß wie ein Vollmond, verunzierte den bernsteinfarbenen Himmel. Was auch immer die Wunde verströmte, schien sich durch ihre Augen in Felisin hineinzustehlen, als reiche die Tatsache, dass sie sie erblickte, aus, eine Infektion zu übertragen, eine Krankheit, die sich in ihrem Körper ausbreiten würde. Wie das Gift einer Blutfliege. Ein leises Wimmern drang aus ihrer Kehle, dann wandte sie verzweifelt den Blick ab.
Kulp starrte noch immer zum Himmel, sein Gesicht wurde blasser, seine Mundwinkel hingen teilnahmslos herab. Felisin gab ihm einen leichten Stoß. »Kulp!« Er antwortete nicht. Sie schlug ihn.
Plötzlich war Gesler neben ihnen, legte einen Arm über Kulps Augen. »Verdammt, Magier, lass das!«
Kulp wehrte sich kurz, dann entspannte er sich. Sie sah ihn nicken. »Lass ihn los«, sagte sie zu dem Korporal.
Sobald Gesler ihn losgelassen hatte, drehte der Magier sich zu Hentos Um um. Seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. »Das ist die Wunde, die Ihr erwähnt habt, nicht wahr? Sie breitet sich aus ... ich kann es fühlen ... wie ein Krebsgeschwür ...«
»Eine Seele muss sie überbrücken«, sagte die Knochenwerferin.
Legana Breed hatte sich in Bewegung gesetzt. Alle Blicke folgten ihm, als er zu den Stufen ging, die zum Achterdeck führten, hinaufstieg und sich vor Stürmisch aufbaute. Der narbenbedeckte Veteran wich nicht zurück.
»Nun«, murmelte er, »so nahe bin ich ihm noch nie gewesen.« Sein Grinsen hatte etwas Krankhaftes. »Und einmal ist auch genug.«
Der T'lan Imass hob sein graues Feuersteinschwert.
»Halt!«, knurrte Gesler. »Wenn ihr eine Seele braucht, um diese Wunde zu verstopfen ... dann nehmt meine.«
Legana Breed drehte den Kopf.
Gesler biss die Zähne zusammen. Er nickte.
»Ungenügend«, verkündete Hentos Ilm.
Legana Breed sah erneut Stürmisch an. »Ich bin der Letzte meines Clans«, sagte er mit polternder Stimme. »L'echae Shayn wird enden. Diese Waffe ist unsere Erinnerung. Trage sie, Sterblicher. Gewöhne dich an ihr Gewicht. Stein dürstet immer nach Blut.« Er hielt dem Soldaten das vier Fuß lange Schwert hin.
Mit ausdruckslosem Gesicht nahm Stürmisch die Waffe entgegen. Felisin sah, wie sich die Muskeln seines Unterarms anspannten, als sie das Gewicht der Waffe abfingen.
»Jetzt«, sagte Hentos Ilm.
Legana Breed trat einen Schritt zurück und fiel zu einer Säule aus Staub zusammen. Die Säule begann sich zu bewegen, sich um sich selbst zu drehen. Auf allen Seiten bewegte sich die Luft, schoss vorwärts, hingezogen zu der wirbelnden Erscheinung. Einen Augenblick später erstarb der Wind, und Legana Breed war fort. Die übrig gebliebenen T'lan Imass drehten sich um und richteten ihre Blicke himmelwärts.
Felisin war sich niemals sicher, ob sie sich nur eingebildet hatte, dass der T'lan Imass seine Gestalt wieder angenommen hatte, als er in das Herz der Wunde einschlug – eine winzige anscheinend unbedeutende Gestalt, die schnell von der tintigen Dunkelheit verschlungen wurde. Einen Augenblick später schienen die Ränder der Wunde zu zucken, schwache Wellen kräuselten sich nach außen. Dann begann sie sich zu schließen.
Hentos Ilm starrte noch immer nach oben. Schließlich nickte sie. »Es genügt. Die Wunde ist überbrückt.«
Stürmisch senkte langsam das Schwert, bis die Spitze das Deck berührte.
Ein mitgenommener Veteran, zynisch zu Boden geschlagen, nur einer mehr von denen, die das Imperium weggeworfen hat. Er war ganz eindeutig überwältigt. Ungenügend hat sie gesagt. In der Tat.
»Wir werden jetzt gehen«, sagte Hentos Ilm.
Stürmisch schüttelte sich. »Knochenwerferin!«
Die Verachtung in ihrer Stimme war nicht zu überhören, als sie sagte: »Legana Breed hat sein Recht beansprucht.«
Der Soldat gab nicht nach. »Dieses ›Überbrücken‹... sagt mir, ist das mit Schmerzen verbunden?«
Hentos Ilms einzige Antwort war ein Schulterzucken, das ihre Knochen hörbar knirschen ließ.
»Stürmisch«, warnte Gesler, doch sein Gefährte schüttelte den Kopf und stieg zum Hauptdeck hinab. Als er sich der Knochenwerferin näherte, trat ein anderer T'lan Imass vor, um sich ihm in den Weg zu stellen.
»Soldat!«, schnappte Gesler. »Bleib stehen!«
Doch Stürmisch trat nur zurück, um genügend Platz zu haben, das Feuerstein-Schwert zu
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