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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Treck die ganze Nacht weiterziehen würde, um das Lager zu erreichen, das die Vorhut gerade jetzt anlegte. Wenn Duiker irgendeine Chance hatte, jemals wieder zu ihnen zu stoßen, dann war es in dieser Nacht.
    Er kannte die Furt nur von den Karten, und seine Erinnerungen waren frustrierend ungenau. Der Sekala war im Schnitt fünfhundert Schritt breit und floss Richtung Norden zur Karas-See. Ein paar Hundert Schritt südlich der Furt kauerte ein kleines Dorf in einer Biegung zwischen zwei Hügeln. Er glaubte sich auch an einen Hinweis auf einen alten, toten Flussarm erinnern zu können.
    Das letzte Licht des sterbenden Tages warf lange Schatten über das Land. Der hellste Stern glänzte bereits am immer dunkler werdenden Blau des Himmels. Wie schwarze Ascheflocken erhoben sich auch die Kapmotten mit der Hitze, die vom ausgedörrten Boden aufstieg.
    Duiker schwang sich wieder in den Sattel. Eine kleine Gruppe von Tithansi-Vorreitern ritt eine halbe Meile im Norden über einen Hügelkamm. Duiker schätzte, dass er noch mindestens eine Länge vom Fluss entfernt war. Die Patrouillen der Stammeskrieger würden zahlreicher werden, je näher er ihm kam. Er hatte keine Ahnung, wie er sich ihnen gegenüber verhalten sollte.
    Der Historiker hatte sein Pferd den größten Teil des Tages am Zügel geführt und sich so auf einen anstrengenden Nachtritt vorbereitet. Er würde alles brauchen, was das Tier ihm geben konnte, er fürchtete, dass es vielleicht doch nicht genug sein könnte. Er trieb die Stute an, und sie verfiel in einen leichten Trab.
    Die weit entfernten Tithansi schenkten ihm nicht die geringste Aufmerksamkeit und gerieten schon bald außer Sicht. Mit klopfendem Herzen ließ Duiker sein Pferd in leichten Galopp fallen.
    Ein Windstoß strich über sein Gesicht. Welcher Gott auch immer dafür verantwortlich sein mochte – der Historiker zischte ihm seinen Dank zu. Die Staubwolke voraus begann allmählich näher zu rücken.
    Der Himmel wurde noch dunkler.
    Ein Schrei erklang ein paar Hundert Schritt zu seiner Linken. Ein Dutzend Reiter, die Fellstreifen an ihren Lanzen befestigt hatten. Tithansi. Duiker salutierte ihnen mit hochgereckter Faust.
    »Im Morgengrauen, alter Mann!«, brüllte einer von ihnen. »Es ist Selbstmord, jetzt anzugreifen!«
    »Reite zu Reloes Lager!«, schrie ein anderer. »Nach Nordwesten, alter Mann – du hältst genau auf die feindlichen Linien zu!«
    Duiker winkte ihre Worte beiseite, er gestikulierte wie ein Wahnsinniger. Er hob sich leicht in den Steigbügeln, wisperte der Stute etwas ins Ohr, drückte sanft mit den Knien. Das Tier streckte den Kopf ein bisschen weiter nach vorn, senkte ihn leicht, und seine Schritte wurden länger.
    Als er die Kuppe eines niedrigen Hügels erreichte, sah der Historiker schließlich den Ort der Entscheidung vor sich liegen. Voraus und zu seiner Rechten lag das Lager der Tithansi-Lanzenreiter, tausend oder noch mehr Fellzelte, zwischen denen Kochfeuer flackerten. Berittene Patrouillen bildeten eine ruhelose Linie hinter den Zelten, schützten das Lager vor den Trupps des Feindes, die sich an der Furt eingegraben hatten. Links vom Lager der Tithansi breiteten sich hunderttausend Behelfszelte aus – die Armee der Bauern. Rauch hing wie ein aschebefleckter Mantel über der zerlumpten Siedlung.
    An den Feuern wurden Mahlzeiten zubereitet. Am hinteren Rand des Lagers, dem Fluss zugewandt, konnte er eine Reihe vorgeschobene Außenposten erkennen. Zwischen den beiden Lagern verlief ein Korridor, der nicht mehr als zwei Wagenlängen breit war und sich bis zu der leicht abschüssigen Schwemmlandebene hinabzog, wo sich näher am Flussufer Coltaines aus Erde aufgeschüttete Befestigungen befanden.
    Duiker lenkte sein Pferd den Korridor hinunter; er ritt im vollen Galopp. Die Tithansi-Vorreiter hinter ihm waren ihm nicht gefolgt, doch jetzt beobachteten ihn die Krieger, die die Lager bewachten – allerdings noch ohne offensichtliches Interesse.
    Als er durch den Korridor ritt und am Lager der Stammeskrieger zu seiner Rechten vorbeikam, sowie an dem Meer aus Zelten der Bauern zu seiner Linken, sah er aufgeschüttete Schanzen, in ordentlichen Reihen aufgestellte Zelte, gut bemannte Außenposten – die Horde hatte noch zusätzlichen Schutz. Der Historiker sah zwei Banner aus Sialk und Hissar, reguläre Infanterie. Behelmte Köpfe drehten sich in seine Richtung; das Trommeln der Hufe seines Pferdes zog Blicke auf sich – genau wie die Warnschreie der

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