Das Reich der Sieben Städte
Vermummten«, murmelte der Historiker. »Müssen wir etwa da mittendurch?«
Der Hauptmann schüttelte den Kopf und deutete auf ein großes Bauernhaus, das sich auf der gleichen Seite der Straße zur Furt befand wie das Vieh. »Da! Coltaines Krähen-Clan bewacht die Südseite entlang der Hügel, um sicherzustellen, dass sich kein Stück Vieh verirrt oder von den Einheimischen geschnappt wird – hinter dem Hügel, auf der anderen Seite, ist ein Dorf.«
»Habt Ihr vorhin Sahul-Flotte gesagt? Wenn das stimmt – warum seid Ihr dann nicht bei Admiral Nok in Aren, Hauptmann?«
Der rothaarige Soldat zog eine Grimasse. »Ich wünschte, wir wären dort. Wir haben uns von der Flotte getrennt und in Sialk angelegt, um ein paar Reparaturen durchzuführen – unser Transportschiff war siebzig Jahre alt, und es hat angefangen leckzuschlagen, kaum dass wir zwei Stunden von Hissar entfernt waren. Der Aufstand hat in der gleichen Nacht begonnen, also haben wir das Schiff verlassen, haben zusammengesucht, was noch von der dortigen Kompanie Seesoldaten übrig war, und haben dann den Flüchtlingstreck der malazanischen Bürger aus Sialk eskortiert.«
Das Bauernhaus, dem sie sich jetzt näherten, war ein robustes, imposantes Bauwerk; seine Bewohner waren kurz vor der Ankunft des Trecks geflohen. Das Fundament war aus behauenen Steinen, und die Wände bestanden aus gespaltenen Stämmen, deren Ritzen mit in der Sonne gebranntem Lehm abgedichtet worden waren. Vor der schweren Eingangstür aus Eichenholz hielt ein Soldat der Siebten Wache. Er nickte Hauptmann Lull zu und blickte Duiker aus zusammengekniffenen Augen an.
»Kümmere dich nicht um die Stammeskleidung«, sagte Lull zu ihm, »er ist einer von uns. Wer ist schon da?«
»Alle, außer der Faust, den Waerlogas und dem Hauptmann der Sappeure, Hauptmann.«
»Vergiss den Hauptmann der Sappeure«, sagte Lull. »Er hat sich noch nie auf einer dieser Besprechungen blicken lassen.«
»Jawohl, Hauptmann.« Der Soldat klopfte mit der behandschuhten Hand gegen die Tür und stieß sie auf.
Rauchschwaden trieben heraus. Duiker und der Hauptmann traten ins Innere des Bauernhauses. Bult und zwei Offiziere der Siebten hockten um die mächtige, mit Steinen eingefasste Feuerstelle am hinteren Ende des Raums und stritten sich, wobei es ganz offensichtlich um den verstopften Kamin ging.
Lull nahm seinen Schwertgürtel ab und hängte die Waffe an einen Haken neben der Tür. »Wofür im Namen des Vermummten braucht ihr hier drin ein Feuer?«, wollte er wissen. »Es ist doch auch so schon heiß genug und stinkt.« Er wedelte mit der Hand den Rauch beiseite.
Einer der Offiziere der Siebten drehte sich um, und Duiker erkannte in ihm den Soldaten, der neben ihm gestanden hatte, als Coltaine und seine Wickaner in Hissar gelandet waren. Ihre Blicke trafen sich.
»Bei Toggs Füßen, es ist der Historiker!«
Bult richtete sich auf und drehte sich um. Sein Mund und die Narbe verzogen sich zu dem bekannten doppelten Grinsen. »Sormo hatte also Recht – er hat schon vor Wochen gerochen, dass Ihr auf unserer Spur seid. Willkommen, Duiker!«
Da Duiker befürchtete, dass seine Beine jeden Moment nachgeben würden, setzte er sich auf einen der Stühle, die an die Wand geschoben worden waren. »Es tut gut, Euch zu sehen, Onkel«, sagte er und lehnte sich zurück; seine schmerzenden Muskeln ließen ihn zusammenzucken.
»Wir wollten gerade einen Kräutertee kochen«, sagte der Wickaner. Seine Augen waren rot und tränten. Der alte Veteran war abgemagert, und sein Gesicht wirkte grau vor Erschöpfung.
»Um unserer guten Lungen willen – hört auf damit«, sagte Lull. »Was hält die Faust denn so lange auf? Ich kann es kaum erwarten, zu hören, was für einen wahnsinnigen Plan Coltaine diesmal ausgeheckt hat, um uns hier rauszubringen.«
»Er hat es bis hierher geschafft«, sagte Duiker.
»Stimmt, mit einer Armee im Nacken«, entgegnete Lull, »aber jetzt stehen uns zwei gegenüber ...«
Der Historiker hob den Kopf. »Zwei?«
»Die Befreier von Guran«, mischte sich der Hauptmann ein, den Duiker kannte. »Ich kann mich leider nicht erinnern, ob wir einander jemals vorgestellt wurden. Ich bin Chenned. Das da ist Hauptmann Sulmar.«
»Und Ihr seid die einzigen ranghöheren Offiziere, die noch von der Siebten übrig geblieben sind?«
Chenned grinste. »Ich fürchte, so ist es.«
Sulmar gab ein Grunzen von sich. »Nicht ganz, da wäre noch der Mann, der den Befehl über die Sappeure der Siebten
Weitere Kostenlose Bücher