Das Reich der Sieben Städte
– zumindest auf diesem Kontinent. Sie alle suchen den sagenhaften Pfad der Hände. Ich war gezwungen, mich bei meinen Bemühungen den Wegen der Ahnen zuzuwenden und auf den Zauber des Landes, auf Lebensgeister und Totemtiere zurückzugreifen. Unser Feind, der Hohemagier Kamist Reloe, verfügt nicht über das Wissen der Alten. Daher wagt er es nicht, seine Magie gegen uns einzusetzen. Schon seit Wochen nicht mehr.«
»Und ohne seine Magie«, fügte Coltaine hinzu, »ist Reloe nichts weiter als ein guter Kommandeur. Kein Genius. Seine Strategien sind einfach. Er sieht nur seine gewaltige Armee, und sein Selbstvertrauen sorgt dafür, dass er die Kraft und den Willen seiner Gegner unterschätzt.«
»Und er lernt auch nicht aus seinen Niederlagen«, ergänzte Bult.
Duiker wandte den Blick nicht von Coltaine. »Wohin führt Ihr diesen Treck, Faust?«
»Nach Ubaryd.«
Der Historiker blinzelte. Das dauert mindestens zwei Monate. »Dann halten wir die Stadt also noch?«
Es wurde still im Raum.
»Ihr wisst es nicht«, sagte Duiker.
»Nein«, erwiderte Bult; er nahm dem Historiker den Krug aus der Hand und genehmigte sich einen großen Schluck.
»Und jetzt, Duiker«, sagte Coltaine, »erzählt uns von Eurer Reise.«
Der Historiker hatte nicht die Absicht, seine Anstrengungen in Bezug auf Heboric Leichte Hand zu erklären. Also skizzierte er eine Geschichte, die nahe genug an der Wahrheit blieb, um überzeugend zu klingen. Er und Kulp waren zu einer Küstenstadt geritten, um ein paar alte Freunde in einem Posten des Küstentrupps zu treffen. Es war Pech, dass dies ausgerechnet in der Nacht des Aufstands geschehen war. Als Duiker eine Chance gesehen hatte, sich in seiner Verkleidung durch die Reihen der Feinde zu schleichen und bei dieser Gelegenheit auch noch Informationen zu sammeln, hatte er sie genutzt. Kulp hatte sich den Seesoldaten angeschlossen, in der Absicht, mit ihnen zum Hafen von Hissar zu segeln. Während er seine Geschichte erzählte, konnte man von draußen die gedämpften Geräusche von Wagen hören, die sich auf der Insel in Bewegung setzten.
Sie waren laut genug, dass Kamist Reloes Soldaten sie hören und zu dem richtigen Schluss kommen konnten. Duiker fragte sich, wie der Kommandeur des Wirbelwindes wohl darauf reagieren würde, dass die Überquerung begonnen hatte.
Als der Historiker ausführlich zu schildern begann, was er bei den Feinden beobachtet hatte, schnitt Coltaine ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Wenn alle Eure Erzählungen so langweilig sind, ist es ein Wunder, dass überhaupt irgendjemand sie liest«, brummte er.
Lächelnd lehnte Duiker sich zurück und schloss die Augen. »Ach, Faust, es ist der Fluch der Geschichtsschreibung, dass diejenigen, die sie lesen sollten, es niemals tun. Und außerdem bin ich müde.«
»Onkel, such für diesen Mann ein Zelt und eine Schlafdecke«, sagte Coltaine. »Lass ihn zwei Stunden schlafen. Ich möchte, dass er dann aufsteht, um so viel wie möglich von der Überquerung mitzubekommen. Die Ereignisse des kommenden Tages sollen niedergeschrieben werden, damit jene, die nach uns kommen, ihre Lehren daraus ziehen können.«
»Zwei Stunden?«, murmelte Duiker. »Ich kann nicht garantieren, dass ich nach so kurzer Zeit über ein brillantes Erinnerungsvermögen verfügen werde – vorausgesetzt, ich werde überhaupt überleben, um die Geschichte erzählen zu können.«
Eine Hand rüttelte ihn an der Schulter. Der Historiker öffnete die Augen. Er war auf dem Stuhl eingeschlafen. Jemand hatte ihn mit einer Decke zugedeckt. Die wickanische Wolle roch widerlich und war mit zweifelhaften Flecken übersät. Ein junger Korporal beugte sich über ihn.
»Herr? Ihr müsst jetzt aufstehen.«
Duiker machte ein finsteres Gesicht. Jeder Knochen seines Körpers schmerzte. »Wie heißt du, Korporal?«
»List, Herr. Von der Fünften Kompanie.«
Oh! Das war doch der, der in diesen Scheingefechten andauernd gestorben ist.
Erst jetzt nahm der Historiker das vielstimmige Geschrei wahr, das von draußen hereindrang. Er setzte sich aufrecht hin. »Beim Atem des Vermummten! Wird da draußen schon gekämpft?«
Korporal List zuckte die Schultern. »Noch nicht. Das sind nur die Treiber und das Vieh. Sie überqueren den Fluss. Auf der anderen Seite hat es ein paar Zusammenstöße gegeben – die Armee aus Guran ist angekommen. Aber wir halten die Stellung.«
Duiker schlug die Decke beiseite und stand auf. List reichte ihm einen verbeulten
Weitere Kostenlose Bücher