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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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er war sich der Bitterkeit in seiner Stimme wohl bewusst. Sie waren auch meine Gefährten.
    »Es gibt Fehleinschätzungen, die sich nie mehr rückgängig machen lassen«, sagte Bult. »Der Imperator und Tanzer waren fähige Eroberer, aber waren sie auch fähige Herrscher?«
    »Das werden wir niemals wissen«, schnappte Duiker.
    Der Seufzer des Wickaners war fast schon ein Schnauben. »Nein. Aber wenn es eine Person gegeben hat, die dem Thron nahe und gleichzeitig in der Lage war, zu erkennen, was geschehen würde, dann war es Laseen.«
    Coltaine spuckte erneut auf den Fußboden. »Das ist alles, was es in dieser Angelegenheit zu sagen gibt, Historiker. Schreibt die Worte auf, die hier gefallen sind, wenn sie nicht zu bitter für Euren Geschmack sind.« Er schaute zu dem schweigenden Sormo E'nath hinüber und runzelte die Stirn, während er seinen Waerloga musterte.
    »Selbst wenn ich mich über den Worten erbrechen würde«, sagte Duiker, »würde ich sie aufschreiben. Ich könnte mich niemals Historiker nennen, wenn es anders wäre.«
    »Nun gut.« Coltaines Blick war noch immer auf Sormo E'nath gerichtet. »Sagt mir, Historiker, womit hat Mallick Rel Pormqual in der Hand?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es, Faust.«
    »Dann findet es heraus.«
    »Ihr fordert mich auf, ein Spion zu werden.«
    Coltaine wandte sich ihm zu. Ein dünnes Lächeln spielte um seine Lippen. »Und als was seid Ihr im Zelt dieser Händler gewesen, Duiker?«
    Duiker zog eine Grimasse. »Ich werde nach Aren gehen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mallick Rel mich noch einmal bei irgendwelchen Besprechungen willkommen heißen wird. Nicht, nachdem ich hier Zeuge seiner Demütigung geworden bin. Ganz im Gegenteil, ich könnte schwören, dass er mich jetzt als seinen Feind betrachtet, und seine Feinde neigen dazu, spurlos zu verschwinden.«
    »Ich werde nicht verschwinden«, sagte Coltaine. Er trat einen Schritt vor, streckte die Hand aus und packte den Historiker an der Schulter. »Wir werden Mallick Rel nicht weiter beachten. Ihr werdet in meinen Stab aufgenommen.«
    »Wie Ihr befehlt, Faust«, sagte Duiker.
    »Die Beratung ist zu Ende.« Coltaine drehte sich zu seinem Waerloga um. »Sormo, du wirst mir das Abenteuer von heute Morgen noch im Einzelnen erzählen ... aber später.«
    Der Waerloga verbeugte sich.
    Duiker griff nach seinem Umhang und verließ, gefolgt von Kulp, das Zimmer. Als die Türen sich hinter ihnen geschlossen hatten, packte der Historiker den Kader-Magier am Ärmel. »Auf ein Wort, Kulp. Unter vier Augen.«
    »Ich hatte genau die gleiche Idee«, erwiderte Kulp.
    Ein Stück weiter den Korridor hinunter fanden sie ein Zimmer, das zwar mit zerbrochenen Möbelstücken vollgestellt, ansonsten jedoch offensichtlich unbenutzt war. Kulp schloss und verriegelte die Tür hinter sich, dann blickte er Duiker an. In seinen Augen loderte ein wildes Feuer. »Das ist kein Mensch – das ist ein Tier, und er sieht die Dinge wie ein Tier. Und was Bult betrifft ... Bult liest im Fauchen und in den aufgestellten Nackenhaaren seines Herrn und fasst alles in Worte. Ich habe noch nie einen so geschwätzigen Wickaner erlebt wie diesen verstümmelten alten Mann.«
    »Augenscheinlich hatte Coltaine viel zu sagen«, bemerkte Duiker trocken.
    »Ich vermute, dass der Priester Maels schon dabei ist, seine Rache zu planen.«
    »Hmm. Aber was mich am meisten erschüttert hat, war, wie Bult die Imperatrix verteidigt hat.«
    »Was haltet Ihr von dem, was er vorgebracht hat?«
    Duiker seufzte. »Dass die Imperatrix ihre Taten bedauert und nun in voller Härte die Einsamkeit der Macht spürt? Es könnte sein. Das ist zweifellos interessant, hat aber schon lange keine Bedeutung mehr.«
    »Was glaubt Ihr – hat Laseen sich diesen wickanischen Wilden anvertraut?«
    »Coltaine ist zu einer Audienz bei der Imperatrix zitiert worden, und ich vermute, dass Bult förmlich an der Seite seines Herrn angenäht ist – aber was in Laseens privaten Gemächern geschehen ist, weiß niemand.« Der Historiker zuckte die Schultern. »Sie waren auf Mallick Rel vorbereitet, das zumindest ist klar. Aber nun zu Euch, Kulp. Was ist mit diesem jungen Waerloga?«
    »Jung habt Ihr gesagt?« Der Kader-Magier zog ein finsteres Gesicht. »Dieser Junge hat die Aura eines uralten Mannes. Ich konnte riechen, dass er das Ritual des Stutenblut-Trinkers durchgeführt hat, und dieses Ritual kennzeichnet die Zeit des Eisens im Leben eines Waerloga – die letzten Jahre seines Lebens,

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