Das Reich der Sieben Städte
betrachtet werden, vor allem, wenn gleichzeitig auch die Sahul-Flotte verlegt wird. Dieses Land kann nicht aus dem Schutz der Mauern von Aren heraus regiert werden.«
»Ihr widersetzt Euch den Befehlen der Hohefaust?«, fragte Rel flüsternd. Seine Augen glitzerten wie blutige Diamanten und waren unverwandt auf den breiten Rücken der Faust gerichtet.
Coltaine wirbelte herum. »Ich rate, über eine Änderung dieser Befehle nachzudenken«, sagte er, »und warte jetzt auf eine Antwort.«
»Diese Antwort werde ich Euch geben«, krächzte der Priester.
Coltaine schnaubte.
»Ihr?«, sagte Bult. »Ihr seid Priester, kein Soldat, kein Gouverneur. Ihr seid noch nicht einmal als Mitglied des Befehlsstabs anerkannt.«
Rels Blick huschte flackernd von Bult zur Faust und wieder zurück. »Das bin ich nicht? Tatsächlich ist...«
»Nicht von Imperatrix Laseen«, schnitt Bult ihm das Wort ab. »Sie weiß nichts von Euch, Priester, außer dem, was in den Berichten der Hohefaust steht. Ihr müsst wissen, dass die Imperatrix keine Macht auf Personen überträgt, die sie nicht kennt. Hohefaust Pormqual hat Euch als seinen Boten erwählt, und genau so wird die Faust Euch behandeln. Ihr befehlt niemandem. Nicht Coltaine, nicht mir, noch nicht einmal einem einfachen Koch aus dem Tross der Siebten.«
»Ich werde diese Worte und die ihnen innewohnende Haltung der Hohefaust übermitteln.«
»Ganz bestimmt. Ihr könnt jetzt gehen.«
Rel sackte der Unterkiefer nach unten. »Gehen?«
»Wir sind fertig mit Euch. Geht!«
Schweigend sahen sie zu, wie der Priester den Raum verließ. Sobald sich die Türen hinter ihm geschlossen hatten, wandte Duiker sich an Coltaine. »Das war möglicherweise nicht besonders klug, Faust.«
Coltaine schaute ihn aus schläfrigen Augen an. »Bult hat gesprochen, nicht ich.«
Duiker warf dem Veteranen einen Blick zu. Der narbengesichtige Wickaner grinste.
»Erzählt mir von Pormqual«, sagte Coltaine. »Ihr seid ihm persönlich begegnet?«
Der Historiker richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Faust. »Das bin ich.«
»Und, regiert er gut?«
»Ich würde sagen, er regiert überhaupt nicht«, erwiderte Duiker. »Zumindest ist das der Eindruck, den ich hatte. Die meisten Edikte werden von dem Mann herausgegeben, den Ihr – das heißt Bult – gerade aus dieser Beratung hinausgeworfen habt. Es gibt da noch ein paar andere hinter den Kulissen, größtenteils reiche, adlige Kaufleute. Sie sind es, die in erster Linie für die Senkung der Pflichtsteuer auf eingeführte Waren verantwortlich sind, und für den damit zusammenhängenden Anstieg lokaler Steuern auf die Herstellung und die Ausfuhr von Waren – mit Ausnahme der Dinge natürlich, die sie selbst ausführen. Die imperiale Besatzungsmacht wird von Kaufleuten verwaltet, und an dieser Situation hat sich nichts geändert, seit Pormqual vor vier Jahren zur Hohefaust ernannt wurde.«
»Wer war vor ihm Hohefaust?«, wollte Bult wissen.
»Cartheron Crust. Er ist eines Nachts im Hafen von Aren ertrunken.«
Kulp schnaubte. »Crust konnte betrunken durch einen Wirbelsturm schwimmen, und dann geht er einfach hin und ertrinkt, genau wie sein Bruder Urko. Aber natürlich ist niemals eine Leiche gefunden worden.«
»Und das bedeutet?«
Kulp grinste Bult an, sagte jedoch nichts.
»Crust und Urko waren beide Gefolgsleute des Imperators«, erklärte Duiker. »Es scheint, als hätte sie das gleiche Schicksal ereilt wie die meisten von Kellanveds Gefährten, einschließlich Toc dem Älteren und Ameron. Doch auch ihre Leichen sind niemals gefunden worden.« Der Historiker zuckte die Schultern. »Aber das ist Geschichte. Verbotene Geschichte, genauer gesagt.«
»Ihr vermutet, dass sie auf Laseens Befehl hin ermordet wurden«, sagte Bult und fletschte seine schartigen Zähne. »Aber stellt Euch doch einmal Umstände vor, unter denen die fähigsten Kommandeure der Imperatrix einfach... verschwinden. Sie einsam und allein zurücklassen, während sie verzweifelt nach fähigen Leuten sucht. Ihr vergesst, Historiker, dass Laseen, bevor sie Imperatrix wurde, eine enge Gefährtin von Crust, Urko, Ameron, Dassem und all den anderen war. Und dann stellt Euch vor, dass sie jetzt allein ist, dass sie immer noch verletzt ist, weil sie von allen verlassen wurde.«
»Und sie hatte sich vorher nicht vorstellen können, dass ihr Mord an Kellanved und Tanzer irgendwelche Auswirkungen auf ihre Freundschaft zu diesen Kommandeuren haben würde?« Duiker schüttelte den Kopf;
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