Das Reich der Sieben Städte
Historiker.«
»Es ist noch früh, Faust.«
Der Wickaner grunzte, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die von Staubwolken umwaberten Ruinen. Soldaten tauchten aus dem Durcheinander auf, Kämpfer der Siebten ebenso wie Wickaner; sie taumelten und hatten leichtere Verletzungen wie Fleischwunden oder Knochenbrüche.
Bult machte seine Keule bereit, wobei er das Geschehen mit finsterem Gesicht beobachtete. »Du hast voreilig gesprochen, Coltaine«, sagte er schließlich. »Diesmal ist es anders.«
Duiker sah, dass sich unter den Opfern mehr Wickaner als Soldaten der Siebten befanden, und das Verhältnis verschlechterte sich mit jedem Augenblick, der verstrich. Irgendwo im Innern der wirbelnden Staubwolken hatte sich das Kriegsglück gewendet.
Coltaine ließ sich ein Pferd bringen. Er schwang sich in den Sattel und warf Bult einen düsteren Blick zu. »Bleib hier, Onkel. Wo sind meine Lanzenreiter?« Er wartete ungeduldig, während vierzig Reiter die Anhöhe heraufgetrabt kamen. Die Spitzen ihrer Lanzen waren mit Lederstreifen umwickelt, damit sie stumpf wurden. Doch Duiker wusste, dass ein einigermaßen kräftiger Schlag mit solch einer Lanze dem Betroffenen die Knochen brechen würde.
Coltaine führte die Männer im leichten Galopp zu den Ruinen hinüber.
Bult spuckte Staub aus. »Wird auch Zeit«, sagte er.
»Was wird Zeit?«, wollte Duiker wissen.
»Die Siebte hat sich endlich Unterstützung durch Lanzenreiter verdient. Das war schon eine Woche überfällig, Historiker. Coltaine hatte erwartet, dass sie härter werden würden, aber sie haben einfach nur schlappgemacht. Wer hat ihnen jetzt dieses neue Rückgrat verpasst? Ihr etwa? Seid vorsichtig, sonst macht Coltaine Euch noch zum Hauptmann.«
»So gerne ich auch den Ruhm für mich in Anspruch nehmen würde«, sagte Duiker, »so muss ich doch zugeben, dass dies das Werk von Kulp und den Trupp-Sergeanten ist.«
»Dann macht Kulp ihnen also die Sache leichter? Kein Wunder, dass sich das Kriegsglück gewendet hat.«
Der Historiker schüttelte den Kopf. »Kulp hält sich an Coltaines Befehle, Bult. Wenn Ihr nach einem Grund dafür sucht, warum Eure Wickaner geschlagen wurden, dann müsst Ihr woanders suchen. Ihr könntet mit der Möglichkeit anfangen, dass die Siebte endlich ihr wahres Feuer gezeigt hat.«
»Vielleicht sollte ich das tun«, sagte der Veteran nachdenklich; seine kleinen dunklen Augen funkelten.
»Faust Coltaine hat Euch Onkel genannt.«
»Stimmt.«
»Und? Seid Ihr es?«
»Was soll ich sein?«
Duiker gab es auf. Ganz allmählich begann er, den wickanischen Humor zu begreifen. Zweifellos würde es noch mindestens ein halbes Dutzend Mal flott hin und her gehen, bis Bult sich schließlich zu einer Antwort erweichen lassen würde. Ich könnte natürlich mitspielen. Oder ich könnte den Bastard auch einfach warten lassen ... womöglich für immer.
Aus den Staubwolken tauchte eine Gruppe Flüchtlinge auf; sie waberten seltsam, während sie dahinschritten, und jeder Einzelne von ihnen war mit den unmöglichsten Besitztümern beladen – schwere Anrichten, Kisten, mit Speisen gefüllte Truhen, Kerzenleuchter und alte Rüstungen. Um die Gruppe herum bildeten Soldaten der Siebten einen schützenden Kordon; sie lachten und riefen einander zu und schlugen mit ihren Schwertern auf die Schilde, während sie sich geordnet zurückzogen.
Bult ließ ein bellendes Lachen erklingen. »Übermittelt Kulp meine Glückwünsche, Historiker, wenn Ihr ihn seht.«
»Die Siebte hat sich einen Ruhetag verdient«, sagte Duiker.
Der Wickaner zog die haarlosen Augenbrauen hoch. »Für einen einzigen Sieg?«
»Sie müssen ihn auskosten können, Kommandant. Davon abgesehen, werden die Heiler genug zu tun haben, gebrochene Knochen zu flicken. Ihr wollt doch wohl nicht, dass ihre Gewirre zum falschen Zeitpunkt erschöpft sind.«
»Und dieser falsche Zeitpunkt ist wohl schon bald, was?«
»Ich bin mir ganz sicher«, sagte Duiker langsam, »dass Sormo E'nath mir zustimmen würde.«
Bult spuckte erneut aus. »Da kommt mein Neffe.«
Coltaine und seine Lanzenreiter tauchten aus dem Staub auf; sie deckten den Soldaten, von denen etliche Vogelscheuchen mitzerrten, die Flüchtlinge darstellen sollten, den Rücken. Allein ihre Anzahl zeigte, dass die Siebte einen vollkommenen Sieg errungen hatte.
»Ist das etwa ein Lächeln auf Coltaines Gesicht?«, fragte Duiker. »Einen ganz kurzen Augenblick lang habe ich gedacht, ich hätte dort ein Lächeln...«
»Ihr habt Euch
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