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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Griff.
    »Was soll ich ihn fragen?«
    »Ob du mich in dein Bett kriegst. Er wird Ja sagen, aber nur, wenn er betrunken ist. Heute Abend wird er betrunken sein. Er trauert um die Toten, bei einem oder vielleicht auch bei zwei Krügen. Dann kannst du mich anfassen.«
    Er richtete sich auf. »Wo ist Heboric?«
    »Heboric? In Tieferd.« Sie dachte kurz daran, ihn zu fragen, warum er statt ihrer lieber den alten Mann wollte, doch der Gedanke trieb davon. Heute Nacht konnte er sie berühren. Sie hatte angefangen, Schwielen zu mögen.
     
    Beneth wollte Hauptmann Sawark einen Besuch abstatten, und er hatte beschlossen, sie mitzunehmen. Er hatte vor, einen Handel abzuschließen, wie Felisin mit einiger Verzögerung bemerkte, und er würde sie dem Hauptmann als Prämie anbieten.
    Sie näherten sich dem Rattenloch-Ring von der Arbeitsstraße aus, passierten dabei Bulas Schänke, wo ein halbes Dutzend Dosii-Wachen, die gerade dienstfrei hatten, vor der Eingangstür herumlungerten und mit gelangweilten Blicken hinter ihnen herstarrten.
    »Lauf geradeaus, Schätzchen«, knurrte Beneth und packte sie am Arm. »Und hör auf zu schlurfen. Das gefällt dir doch, oder? Du willst immer mehr davon.«
    Ein widerwilliger Ton schwang jetzt in seiner Stimme mit, wenn er mit ihr sprach. Er hatte aufgehört, ihr Versprechungen zu machen. Ich werde dich zu der Meinen machen, Mädchen. Zieh bei mir ein. Wir brauchen niemanden sonst. Diese barschen, geflüsterten Zusicherungen bekam sie nicht mehr zu hören. Es machte Felisin nichts aus. Sie hatte Beneth sowieso niemals wirklich geglaubt.
    Direkt vor ihnen erhob sich Sawarks Feste breit und wuchtig im Zentrum des Rattenloch-Rings, die großen, grob behauenen Steinblöcke von dem fettigen Rauch verschmiert, der ständig über Schädelmulde schwebte. Ein einzelner Wachmann stand vor dem Eingang, eine Pike locker in der Hand. »Pech gehabt«, sagte er, als sie nahe genug heran waren.
    »Wieso?«, wollte Beneth wissen.
    Der Soldat zuckte die Schultern. »Der Einsturz heute Morgen, was sonst?«
    »Wir hätten vielleicht ein paar von ihnen retten können«, sagte Beneth, »wenn Sawark uns Hilfe geschickt hätte.«
    »Ihr hättet vielleicht ein paar retten können? Na und? Falls du hierher gekommen bist, um dich zu beklagen, so lass dir gesagt sein, dass Sawark nicht in der Stimmung ist, sich Klagen anzuhören.« Die trüben Augen ruhten einen kurzen Moment lang auf Felisin. »Wenn du allerdings ein Geschenk mitbringst, dann ist das natürlich etwas anderes.« Der Wächter öffnete die schwere Tür. »Er ist in seinem Dienstzimmer.«
    Beneth grunzte. Er zerrte Felisin am Arm mit sich durch die Tür. Das Erdgeschoss war eine Waffenkammer; an den Wänden zogen sich Reihen um Reihen abgeschlossener Gestelle voller Waffen entlang. An einer Seite standen ein Tisch und drei Stühle. Die Reste, die noch vom Frühstück der Wachen stammten, passten kaum auf die kleine Tischplatte. Mitten im Raum führte eine eiserne Wendeltreppe nach oben.
    Sie stiegen ein Stockwerk hinauf; hier befand sich Sawarks Dienstzimmer. Der Hauptmann saß hinter einem Tisch, der aussah, als wäre er aus Treibholz zusammengezimmert worden. Sein Stuhl war dick gepolstert und hatte eine hohe Rückenlehne. Ein großes, in Leder gebundenes Kontobuch lag aufgeschlagen vor ihm. Sawark legte seinen Federkiel beiseite und lehnte sich zurück.
    Felisin konnte sich nicht erinnern, den Hauptmann jemals zuvor gesehen zu haben. Er legte Wert darauf, für sich zu bleiben, isoliert, hier in seinem Turm. Der Mann war dünn, ohne ein Gramm Fett; die Muskeln auf seinen bloßen Unterarmen wirkten unter der bleichen Haut wie Kabel. Im Gegensatz zur gegenwärtigen Mode trug er einen Bart, die drahtigen schwarzen Löckchen waren eingeölt und parfümiert. Sein Haar war kurz geschnitten. Wässrige, leicht schielende grüne Augen glitzerten über hohen Wangenknochen. Sein breiter Mund war von zwei tiefen, nach unten verlaufenden Kerben eingefasst. Er starrte Beneth unverwandt an, während er Felisin ignorierte, als ob sie gar nicht da wäre.
    Beneth setzte sie auf einen Stuhl nahe der Wand links von Sawark, dann nahm er selbst auf dem einzelnen Stuhl Platz, der dem Hauptmann direkt gegenüberstand. »Schlimme Gerüchte, Sawark. Wollt Ihr sie hören?«
    Die Stimme des Hauptmanns war sanft. »Was wird mich das kosten?«
    »Nichts. Sie sind umsonst.«
    »Dann lass hören.«
    »Bei Bula unterhalten sich die Dosii ziemlich laut. Sie reden dauernd davon, dass der

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