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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Besessenheit, was Zeit angeht, zu tun. Schreiben ersetzt Erinnerungen, verstehst du, und aus diesen Gründen ändert sich die Sprache. Denk an meine mechanischen Gerätschaften, mit denen ich versucht habe, das Verstreichen von Stunden, Tagen, Jahren zu messen. Solche Messungen sind von Natur aus zyklisch, sie wiederholen sich. Worte und Sätze haben einst den gleichen Rhythmus besessen und konnten auf diese Weise in den Geist eingeschlossen und später mit absoluter Präzision wieder hervorgerufen werden. Vielleicht«, sagte er nach einem Moment nachdenklich, »wäre ich nicht so vergesslich, wenn ich weniger zivilisiert wäre.« Er seufzte, zwang sich zu einem Lächeln. »Außerdem habe ich nur die Zeit rumgebracht, Mappo.«
    Der Trell tippte mit einem derben, runzligen Finger auf das offene Buch. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Verfasser dieses Werks ihre Anstrengungen mit den gleichen Worten verteidigt haben. Mir geht es um eine dringendere Angelegenheit, mein Freund.«
    Der Jhag schaute ihn kühl an, doch er konnte seine Erheiterung nicht vollständig verbergen. »Und um welche, mein Freund?«
    Mappo fucheltete mit den Armen. »Es geht um diesen Ort hier. Der Kult des Schattens gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblings-Kulten. Ein Nest von Asssassinen und Schlimmerem. Illusionen und Täuschung und Betrug. Iskaral Pustl täuscht eine harmlose Fassade vor, aber so leicht lasse ich mich nicht zum Narren halten. Er hat uns ganz eindeutig erwartet, und er hofft, dass wir Teil seiner Pläne werden – wie auch immer die aussehen mögen. Wir riskieren viel, wenn wir hier noch länger herumlungern.«
    »Aber Mappo«, sagte Icarium langsam, »genau hier, an diesem Ort, werde ich mein Ziel erreichen.«
    Der Trell zuckte zusammen. »Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest. Aber das musst du mir doch noch etwas genauer erklären.«
    »Das kann ich nicht, mein Freund. Noch nicht. Bis jetzt habe ich nur Vermutungen, weiter nichts. Wenn ich mir meiner Sache sicher bin, werde ich genügend Vertrauen haben, es dir zu erklären. Kannst du so viel Geduld mit mir haben?«
    Vor seinem geistigen Auge sah Mappo ein anderes Gesicht, ein menschliches Gesicht, schmal und bleich; Regentropfen rannen die verdorrten Wangen hinab. Müde graue Augen richteten sich nach vorn, ihr Blick fiel auf Mappo, der hinter dem Kreis der Ältesten stand. »Kennt ihr uns ?« Die Stimme klang wie das Rascheln von rauem Leder.
    Einer der Ältesten hatte genickt. »Wir kennen euch als die Namenlosen.«
    »Das ist gut«, hatte der Mann erwidert, und sein Blick hatte Mappo nicht losgelassen. »Die Namenlosen, die nicht in Jahren, sondern in Jahrhunderten denken. Erwählter Krieger«, fuhr er fort, und diesmal galten seine Worte Mappo, »was kannst du über Geduld lernen?«
    Die Erinnerungen verschwanden wie Raben, die von einem Leichnam aufflatterten. Mappo starrte Icarium an. Es gelang ihm zu lächeln, wobei er seine glänzenden Eckzähne entblößte. »Ob ich so viel Geduld mit dir haben kann? Ich kann gar nicht anders, als Geduld mit dir zu haben. Aber ich bleibe dabei, ich traue Iskaral Pustl nicht.«
    Diener fing an, triefende Kleidungsstücke und Bettwäsche aus dem Kessel zu holen; mit bloßen Händen wrang er die dampfenden Bündel aus. Der Trell beobachtete ihn stirnrunzelnd. Der eine von Dieners Armen war merkwürdig blassrosa, er trug keinerlei Spuren von Wind und Wetter, wirkte fast jugendlich. Der andere passte wesentlich besser zum offensichtlichen Alter des Mannes; er war muskulös, behaart und sonnengebräunt.
    »Diener?«
    Der Angesprochene reagierte nicht.
    »Kannst du sprechen?«, versuchte Mappo es weiter.
    »Es scheint, dass er uns gegenüber taub ist«, sagte Icarium, als Diener wieder keine Antwort gab. »Auf Befehl seines Meisters, könnte ich schwören. Wollen wir diesen Tempel erforschen, Mappo? Wobei wir immer daran denken sollten, dass wahrscheinlich jeder Schatten das Echo unserer Worte dem Hohepriester ins Ohr flüstern wird.«
    »Nun«, knurrte der Trell, als er aufstand, »es macht mir nichts aus, dass Iskaral Pustl über mein Misstrauen Bescheid weiß.«
    »Er weiß bestimmt mehr über uns als wir über ihn«, entgegnete Icarium, der sich ebenfalls erhob.
    Als sie hinausgingen, war Diener immer noch dabei, die Wäsche auszuwringen. So etwas wie ein Ausdruck wilder Freude lag auf seinem Gesicht, und auf seinen kräftigen Unterarmen traten deutlich die Venen hervor.

Kapitel Vier
     
    In einem Land, wo sieben

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