Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
lautlos ein einziges Wort: »Meisterklaue.«
    »Hört auf mit Euren Fragen und Anschuldigungen, Sergeant. Und verschweigt Euren Leuten, was Ihr gerade erfahren habt – zumindest so lange, bis ich wieder weg bin. Habt Ihr verstanden?«
    Der Sergeant nickte. »Ich bitte um Vergebung, Herr«, flüsterte er.
    Kalams Lippen kräuselten sich zu etwas, das einem Lächeln nahe kam. »Ihr habt allen Grund, Euch unbehaglich zu fühlen. Der Vermummte wird schon bald durch dieses Land schreiten, das wisst Ihr so gut wie ich. Heute habt Ihr Euch geirrt, aber bleibt weiter misstrauisch. Ist dem Kommandeur dieser Festung klar, was außerhalb seiner Mauern vorgeht?«
    »Ja, das ist ihm klar.«
    Der Assassine seufzte. »Dann gehört Ihr und Euer Trupp zu den Glücklicheren, Sergeant.«
    »Ja.«
    »Wollen wir uns jetzt wieder an den Tisch setzen?«
    Der Sergeant beantwortete die fragenden Blicke seiner Männer mit einem stummen Kopfschütteln.
    Als Kalam sich wieder zu seinem Bier setzte, griff die Frau des Händlers nach dem Samtbeutel. »Die Soldaten haben mich gebeten, einen Blick in ihre Zukunft zu werfen«, sagte sie und zog einen Satz Drachenkarten aus dem Beutel. Sie nahm den Stapel in beide Hände und starrte den Assassinen an, ohne zu blinzeln. »Was ist mit Euch, Fremder? Wollt Ihr auch wissen, was die Zukunft für Euch bereithält? Wollt Ihr wissen, welche Götter auf Euch herablächeln – und welche Euch mit einem Stirnrunzeln ...«
    »Die Götter haben wenig Zeit oder Neigung, uns zur Kenntnis zu nehmen«, sagte Kalam geringschätzig. »Lasst mich also mit Euren Spielchen in Ruhe, Weib.«
    »Ihr habt also den Sergeanten eingeschüchtert«, sagte sie lächelnd, »und jetzt versucht Ihr, mich ebenfalls einzuschüchtern. Könnt Ihr die Furcht sehen, die Eure Worte in mir erweckt haben? Ich zittere vor Entsetzen.«
    Mit einem angewiderten Schnauben wandte Kalam den Kopf ab.
    Jemand hämmerte vehement gegen die Vordertür; das Geräusch dröhnte laut durch den Gemeinschaftsraum.
    »Noch mehr geheimnisvolle Reisende!«, kicherte die Frau.
    Alle Anwesenden schauten zu, wie der Türsteher aus einem Nebenzimmer auftauchte und zur Tür schlurfte. Wer auch immer dort draußen wartete – er oder sie war ungeduldig. Weitere donnernde Schläge hallten gebieterisch durch den Raum, als der alte Mann eben nach dem Riegel greifen wollte.
    Kaum hatte er den Riegel zurückgezogen, wurde die Tür kraftvoll aufgestoßen. Der Türsteher stolperte ein paar Schritte zurück. Zwei gepanzerte Gestalten tauchten auf; die vordere war eine Frau. Metall klirrte und Stiefel dröhnten, als sie in die Mitte des Zimmers marschierte. Glanzlose Augen richteten sich zunächst auf die Wachen, dann auf die anderen Gaste. Ihr Blick blieb kurz an jeder der anwesenden Personen hängen bevor er zur nächsten weiterwanderte. Kalam hatte nicht den Eindruck, dass sie besonderes Interesse an ihm gezeigt hätte.
    Die Frau musste einmal einen militärischen Dienstgrad innegehabt haben; sie hatte ihn vielleicht immer noch, obwohl nichts an ihrer Ausrüstung oder Kleidung ihren gegenwärtigen Status verriet. Auch der Mann hinter ihr trug nichts, was einer Uniform gleichgekommen wäre.
    Kalam sah Schwellungen in den Gesichtern der Neuankömmlinge und lächelte still in sich hinein. Sie waren in die Wolke aus Sandflöhen geraten, und sie sahen nicht so aus, als hätte es ihnen gefallen. Der Mann zuckte plötzlich zusammen, als ein Floh ihn irgendwo unter der Halsbeuge biss, und begann fluchend, die Schnallen seiner Rüstung zu öffnen.
    »Nein«, schnappte die Frau.
    Der Mann hielt inne.
    Sie war eine Pardu, Mitglied eines Stammes von den Steppen im Süden. Ihr Begleiter sah aus, als käme er von weiter aus dem Norden, möglicherweise war er ein Ehrlii. Seine Hautfarbe war ebenfalls dunkel, jedoch etwas heller als die der Frau, und er hatte keinerlei Stammestätowierungen.
    »Beim Atem des Vermummten!«, knurrte der Sergeant die Frau an. »Keinen Schritt näher! Ihr wimmelt beide nur so von Sandflöhen! Setzt euch ans andere Ende des Tisches, Einer unserer Diener wird für euch ein Bad mit Zeder-Spänen zubereiten. Das wird euch allerdings eine Kleinigkeit kosten.«
    Einen Augenblick lang schien es, als wollte die Frau sich den Anweisungen widersetzen – doch dann wies sie mit einer behandschuhten Hand auf das freie Ende des Tischs, und ihr Gefährte reagierte, indem er zwei Stühle dorthin zog; auf einem davon ließ er sich anschließend nieder. Die Pardu nahm den

Weitere Kostenlose Bücher