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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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die Tür auf. Ein alter Küchendiener schaute ihn mit seinem einen gesunden Auge an.
    »Kommt herein«, murmelte er. »Gesellt Euch zu den anderen.« Kalam schob sich an dem alten Mann vorbei und stellte fest, dass er sich in einem großen Gemeinschaftsraum befand. Gesichter hatten sich ihm zugewandt, als er den Raum betreten hatte. Am hinteren Ende des großen Tisches, der sich über die ganze Länge des rechteckigen Zimmers hinzog, saßen vier Wächter, die zum hier stationierten Trupp gehörten. Es waren Malazaner, und sie sahen so aus, als hätten sie ziemlich üble Laune. Drei Krüge standen umgeben von Weinpfützen vor ihnen auf dem Tisch. Ihnen am nächsten war eine drahtige Frau mit tief in den Höhlen liegenden Augen, die neben den Wachen saß. Sie hatte ihr Gesicht in einer Weise bemalt, die eigentlich wesentlich jüngeren Mädchen vorbehalten bleiben sollte. Neben ihr saß ein Ehrlii, dem man sogleich den Kaufmann ansah und bei dem es sich höchstwahrscheinlich um ihren Ehemann handelte.
    Kalam verbeugte sich vor den Anwesenden und trat an den Tisch heran. Ein anderer Diener, der nur wenige Jahre jünger sein konnte als der Türsteher, erschien mit einem neuen Krug und einem Glas; er wartete, bis sich der Assassine entschieden hatte, wo er sich hinsetzen wollte – gegenüber dem Händler-Pärchen. Er setzte das Glas ab und schenkte es Kalam halb voll, dann verschwand er wieder.
    Der Händler lächelte Kalam als Willkommensgruß freundlich zu und entblößte dabei Zähne voller Durhang-Flecken. »Ihr kommt aus dem Norden?«
    Der Wein war eine Art Kräutertrank, viel zu süß für dieses Klima. Kalam setzte das Glas mit finsterer Miene ab. »Gibt es hier kein Bier?«
    Der Händler nickte heftig. »Doch, doch, und gut gekühlt, das muss man sagen. Aber leider ist nur der Wein umsonst, eine Liebenswürdigkeit unseres Gastgebers.«
    »Kein Wunder, dass er umsonst ist«, murmelte der Assassine. Er winkte dem Diener. »Einen Krug Bier, wenn ich bitten darf.«
    »Das kostet einen Splitter«, erwiderte der Diener.
    »Das sind zwar die reinsten Wucherpreise, aber mein Durst ist zu groß.« Er fand einen abgeschnittenen Jakata in seiner Tasche und legte ihn auf den Tisch.
    »Und, ist das Dorf ins Meer gefallen?«, fragte der Händler. »Wenn Ihr von Ehrlitan heruntergekommen seid – wie steht's mit der Brücke?«
    Kalam entdeckte auf dem Tisch vor der Frau des Kaufmanns einen kleinen Samtbeutel. Als er aufblickte, schaute er direkt in ihre tief liegenden Augen. Sie zwinkerte ihm auf schreckliche Weise zu.
    »Er wird dir keine neuen Gerüchte erzählen, Berkru, mein Liebling. Er ist nur ein Fremder, der mitten aus dem Sturm gekommen ist; mehr wirst du von ihm nicht erfahren.«
    Einer der Wächter hob den Kopf. »Ihr habt wohl etwas zu verbergen, was? Ihr reitet allein, bewacht keine Karawane? Seid Ihr vielleicht aus der Stadtgarde von Ehrlitan desertiert, oder verbreitet Ihr das Wort Dryjhnas, oder womöglich beides? Und dann kommt Ihr hierher, erwartet die Gastfreundschaft des Herrn – eines waschechten, gebürtigen Malazaners.«
    Kalam betrachtete die Männer. Vier streitlustige Gesichter. Selbst wenn er versuchte, die Anschuldigungen des Sergeanten abzustreiten, würden sie ihm nicht glauben. Die Wächter hatten beschlossen, dass er ins Verlies gehörte – zumindest für diese Nacht; außerdem würde das die Langeweile vertreiben. Doch der Assassine war nicht daran interessiert, Blut zu vergießen. Er legte die Hände flach auf den Tisch und stand langsam auf. »Auf ein Wort, Sergeant«, sagte er. »Unter vier Augen.«
    Das dunkle Gesicht des Mannes wurde zu einer hässlichen Grimasse. »Damit Ihr mir die Kehle durchschneiden könnt?«
    »Glaubt Ihr denn, dass ich dazu in der Lage wäre?«, fragte Kalam scheinbar überrascht. »Ihr tragt ein Kettenhemd und ein Schwert an Eurem Gürtel. Ihr habt drei Kameraden, die ohne Zweifel nah genug bei Euch sein werden – und sei es nur, um zu versuchen, den Worten zu lauschen, die wir wechseln.«
    Der Sergeant erhob sich. »Ich werde auch allein mit Euch fertig«, sagte er grollend. Er schritt zur rückwärtigen Wand des Raumes.
    Kalam folgte ihm. Er zog einen kleinen Anhänger unter seiner Telaba hervor und hielt ihn hoch. »Erkennt Ihr das hier, Sergeant?«, fragte er sanft.
    Vorsichtig beugte sich der Mann vor, um das Symbol zu betrachten, das in die flache Oberseite des Anhängers geprägt war. Als er es erkannte, wurde er blass. Seine Lippen formten unwillkürlich

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